Valdez mit seinen rund 3.800 Einwohnern zählt seit 1900 zu den wichtigsten Häfen Alaskas und liegt malerisch am Prince William Sound.
Traurige Berühmtheit erlangte der Ort, als 1989 der Supertanker Exxon Valdez auf Grund lief und eine der größten Ölkatastrophen Amerikas verursachte.
Damals liefen fast 40.000 T Rohöl in das Meer und verseuchten das Wasser und die Küsten mit einer klebrigen, schwarzen Ölschicht. Hundertausende Wasservögel, Seeotter, Robben und Weißkopfseeadler starben.
Die Natur hatte sich nach aufwendiger Reinigung verblüffend schnell erholt – das Wasser war größtenteils wieder sauber, die Lachse zurückgekehrt und auch die Otter schwammen wieder in der Bucht.
Allerdings gab es vorher bereits eine Katastrophe in Valdez.
1964 gab es vor der Küste ein Seebeben mit der Stärke 9,2 und ein dadurch ausgelöster Tsunami zerstörte Valdez derart, dass der Ort neu aufgebaut werden musste.
Das Schönste an einem Valdez Besuch ist ein Ausflug in die 40.000 km2 große Wunderwelt des Prince William Sound.
Lt. Wetter App gab es hierfür nur genau einen Tag, nämlich der folgende nach unserer Ankunft. Danach sollte es wieder „Bindfäden“ regnen…
Wir sind dementsprechend sofort in ein Charterer Büro gefahren, aber das Erste war bereits für den nächsten Tag ausgebucht.
Beim zweiten Anbieter hatten wir mehr Glück und wir ergatterten zwei Tickets für eine 8-stündige Schifffahrt durch dichtbewaldete Inseln, tief eingeschnittene Fjorde mit kleinen, malerischen Buchten an deren Enden Gletscher ins Meer kalbten.
Unsere Vorfreude war riesengroß und so machte es fast gar nichts, dass es immer noch in Strömen goss und ein Erkunden des Ortes unmöglich machte.
Wir gingen für zwei Nächte auf einen Campingplatz, gegenüber vom Hafen, nutzten die heiße Dusche und das schnelle Internet.
Abends fuhren wir nochmal aus dem Ort raus, entlang der Küste.
Wir hatten den Tipp bekommen, dass dort bei einsetzender Flut Bären zu beobachten seien, die sich Lachse fangen würden, die aus dem Meer in die Flüsse schwimmen.
Am Ende der Bucht war eine Lachszuchtfabrik und Lachse kehren nach 6 Jahren im Meer an ihren Geburtsort zurück, um dort zu laichen und dann zu sterben.
Die Bucht war dementsprechend voll mit Lachsen. Zum Teil lagen 1.000de tote Lachse im Watt, sie hatten anscheinend die Flut verpasst und Möwen pickten schon satt eher lustlos an den Kadavern herum.
Dort, wo die Flut das Watt bereits mit Wasser bedeckt hatte, wimmelten Millionen Lachse über- und durcheinander und versuchten durch kleinste Durchlässe Flussaufwärts zu kommen.
Zur Freude von Seelöwen, die hier ihr großes Fressen fanden.
Für uns war das ein grausiger Anblick. Die Lachse, die wie ferngesteuert irgendwo hinwollten, wo es aber für so viele kein Durchkommen gab und die Seelöwen, die offenbar nur noch aus Jagdinstinkt Lachse töteten, aber gar nicht mehr fraßen, da auch sie mehr als satt waren.
Völlig durchnässt und erschüttert fuhren wir zum Campingplatz zurück – der Bär, den wir auf der Hinfahrt nur noch weglaufen gesehen haben, war auch nicht mehr zurückgekehrt.
Am nächsten Morgen, wir konnten es kaum glauben, hatte es zu regnen aufgehört. Der Himmel war zwar noch nicht wolkenlos… aber wir freuten uns trotzdem, dass es wenigstens trocken war.
Unser Ziel war der Meares Gletscher, aber bis wir den erreichten, ging es erstmal an der traumhaft schönen Küste entlang.
Die Berge gingen steil bis ans Wasser und unzählige Wasserfälle stürzten gut gefüllt nach all dem Regen die grünen Hänge hinab.
Im Hinterland ragten die schneebedeckten Berggipfel auf, aus denen die Gletscher herabflossen.
Unser Kapitän drosselte zum Glück immer die Fahrt, wenn es etwas Besonderes zu sehen gab.
Mal waren es die putzigen Otter, die auf dem Meer trieben, zum Teil mit ihren Jungtieren auf dem Bauch, mal war es ein Weißkopfseeadler oder auch Seehunde.

Er hielt auch immer Ausschau nach Walen, aber die ließen sich leider nicht blicken.
Mittlerweile war der Himmel wolkenlos und als wir in das Unakwik Inlet abbogen, trieben die ersten kleinen Eisschollen auf dem Meer. Auf ihnen lagen teilweise Otterfamilien und Seehunde.
Und dann tauchte der Gletscher vor uns auf.
Eine riesige, schneeweiß und blauschimmernde, 400 m breite und 30 - 40 m hohe Gletscherwand lag am Ende des Fjordes vor uns.
Wir waren sprachlos, ehrfurchtsvoll und so glücklich, dieses Naturschauspiel bewundern zu dürfen.
Wir hatten ungefähr eine halbe Stunde Zeit zum Staunen, betrachten und fotografieren.
Der Kapitän drehte immer wieder bei und manövrierte den Katamaran noch näher an das Eis. Wenn wir dabei über Eisschollen fuhren, gab es ein lautes Krachen und Knirschen unter dem Schiff.
Vom Gletscher krachten immer wieder Eisstücke mit lautem Getöse ins Wasser.
Es war einfach unbeschreiblich schön und als wir dann langsam kehrt machten und uns vom Gletscher, den Ottern und Seehunden auf den Eisschollen verabschieden mussten, fiel das allen Passagieren sichtlich schwer.
Es gab aber auf der Rückfahrt noch einige Highlights zu bewundern.
Auf einer Insel lagen etliche, dicke große Seelöwen in der Sonne und ruhten sich von der nächtlichen Jagd aus.
Die Männchen können bis zu 600 kg schwer werden und einige von ihnen lieferten sich Revierkämpfe mit vermeintlichen Rivalen.

In der nächsten Bucht nisteten und schwammen Papageientaucher in der von Höhlen durchzogenen Küste.
Eine Zeitlang wurde unser Schiff von kleinen Schweinswalen begleitet.
Sie sehen aus wie Orcas, haben aber die Größe von Delfinen und sind mit 56 km/h die schnellsten aller Wale, was es uns schwer machte, sie mit der Kamera zu erwischen.
Und zu guter Letzt haben wir tatsächlich eine Orca Familie entdeckt, die ziemlich lange abtauchte und mit uns Versteck spielte.

Aber am Ende konnten wir sie doch ganz gut sehen, auch wenn sie weit weg waren.
Dann ging es zurück in den Hafen, vorbei an den Öltanks am Ende der Alaska Pipeline.
Wir waren unglaublich glücklich, dass sich auch das Wetter so gut gehalten hatte.
Wir nutzten die Gunst der Stunde (trocken) und sind nochmal Richtung Fischzuchtfabrik in der gegenüberliegenden Bucht gefahren – und was soll ich sagen – wir haben tatsächlich zwei Braunbären und zwei Schwarzbären dabei beobachten dürfen, wie sie Lachse fingen.
Aber auch diese Bären waren bereits so satt von dem Überfluss an Lachsen, dass sie die Fische nur mit ihren gefährlichen Krallen aufgeschlitzten und den leckeren Rogen auslutschten.
Den Rest haben sie großzügig den Möwen überlassen.
Auf der Rückfahrt überquerte noch ein weiterer Schwarzbär die Straße und machte die Handvoll komplett, was uns ein Dauergrinsen ins Gesicht zauberte.
Nachts sind Andy & Monika aus der Schweiz mit einer Fähre aus Whittier angekommen und am nächsten Morgen besprachen wir unsere gemeinsame Weiterfahrt bei nun wieder grauem und bewölktem Himmel.
Unser gemeinsames Ziel war McCarthy im Wrangell / St. Elias Nationalpark.
Dazu mussten wir 140 km nördlich von Valdez vom Highway abbiegen und 56 km nach Chitina fahren – ein kleines Nest mit rund 100 Einwohnern.
Eigentlich wollten wir uns auf dem Rückweg noch den Worthington Gletscher, der nur ein paar Schritte von der Straße entfernt lag, angucken – aber wie schon auf dem Hinweg, regnete es mal wieder und wir verzichteten auf den Stopp.
In Chitina gibt es nichts zu sehen, außer die First Nation, die die Lachse aus dem Copper Fluss mit speziellen Netzen und Fischrädern aus dem Wasser holten. Da wir direkt am Fluss übernachteten, konnten wir gut eine Weißkopfseeadlerfamilie beobachten, die sich mit den Möwen um die Lachsabfälle stritten.
Der Regen ließ zum Glück nach und am nächsten Morgen fuhren wir zu zweit die 93 km lange McCarthy Road, eine gut zu fahrende Schotterstraße, die auf einem alten Bahndamm verläuft.
Nun war der Blick frei auf die im Nationalpark liegenden, hohen Schneeberge – einer davon, der Mt. Wrangell ist mit 4317 m der höchste Vulkan Alaskas.
Die 16 höchsten Berggipfel der USA liegen alle im Wrangell / St. Elias Nationalpark.
Die Fahrt ging durch völlig menschenleere Wildnis und führte über eine 117 m hohe Eisenbahnbrücke aus Holzplanken.
Am Kennicott River endete die Straße und wir buchten uns für zwei Nächte auf einem kleinen Campingplatz ein.
Wild verstreut standen ein paar Wohnmobile und Zelte, feste Plätze gab es nicht.
Wir suchten uns einen Platz aus, von dem man den Root Gletscher sehen konnte.
Es dauerte ein bisschen, bis wir kapierten, dass wir direkt am Gletschersee vom Kennicott Gletscher standen – die Gletscherzunge war komplett mit Geröll und Steinen bedeckt, und nur an wenigen Stelle schimmerte das blaue Eis durch.
Dafür hörten wir immer wieder Steine ins Wasser plumpsen – der Gletscher war in Bewegung.
Moni & Andy liehen sich zwei Fahrräder und dann fuhren wir zusammen über die kleine Fußgängerbrücke rüber nach McCarthy.
Von dort gings noch 8 km weiter zu der Kennecott Kupfermine (durch einen Druckfehler wurde aus dem i ein e in Kennicott).
Von 1911 – 1938 war das die ertragsreichste Kupfermine der USA, die sich sogar 40 Jahre lang ein eigenes Orchester leistete, sowie ein eigens Kraftwerk, ein Krankenhaus, Läden, eine Schule und Wohnhäuser für die bis zu 550 Arbeiter und Ingenieure mit ihren Familien.
Dann war es vorbei mit dem Abbau – die Entdeckung riesiger Kupfervorkommen in Chile und der weltweite Preisverfall sorgten dafür, dass die Mine stillgelegt wurde.
Aber man rechnete mit einer baldigen Wiedereröffnung.
Deshalb wurde alles „stehen und liegen“ gelassen.
Doch dazu ist es nie mehr gekommen.
In den 60ziger Jahren sollten eigentlich alle Gebäude zerstört werden, aber dazu ist es glücklicherweise auch nie gekommen.
Jetzt war es nur noch eine Ghosttown und die riesigen, roten Holzgebäude sind ein klasse anzusehendes Industriedenkmal – erst recht vor blauem Himmel!
Von dort hatten wir auch einen genialen Ausblick auf diverse Schneeberge am Horizont und die Gletscher Kennicott, Gates und Root, die sich hier trafen und in einer riesigen Gletscherzunge zusammenliefen.
Wir waren wie magisch angezogen und fuhren über Stock und Stein mit unseren Rädern einen schmalen Wanderweg entlang.
Überall lag frischer Bärenkot – die Bären müssen sich neben Lachs mit Beeren für die Vitaminzufuhr für den Winter vollfressen.
Irgendwann wurde der Weg so unwegsam und führte mit schmalen Stegen über Wasserläufe, dass wir unsere Räder abstellten und zu Fuß weiter gingen, zum Glück, ohne einem Bären zu begegnen.
Und dann war er da der Übergang auf den Gletscher.
Das erste Stück war noch sehr rau und auch weich (angetaut), so dass wir uns sicher auf dem Gletscher bewegen konnten. Aber weiter oben, war es ohne Spikes einfach zu rutschig und damit zu gefährlich weiter zu gehen.
Die Schweizer waren bereits umgekehrt, da sie ihre Fahrräder zurückbringen mussten.
Wir machten noch eine lustige Bekanntschaft mit zwei jungen Leuten aus Alaska, beide angetrunken und in Gummistiefeln auf dem Eis unterwegs. Sie boten uns an, uns zu fotografieren und wir sollten sie ebenfalls ablichten, beim Posen und Whisky trinken auf dem Eis…
Dann sind auch wir zu unseren Rädern zurück, nicht ohne uns ständig umzudrehen, um uns die Gletscher nochmal anzugucken, wir konnten uns nur schwer losreißen.
In Kennecott haben wir nochmal einen kurzen Zwischenstopp eingelegt, um die Ruinen und die Gletscherwelt im langsam rötlich werdenden Abendlicht zu betrachten, bevor es dann die 8 km zum Campingplatz zurück ging.
Am nächsten Tag war das Wetter leider nicht mehr ganz so sonnig, aber es reichte für einen Spaziergang am Gletschersee und später noch rüber über die Brücke nach McCarthy.
In dem kleinen Ort, der uns an Dawson City erinnerte, lebten ein paar Dutzend Zivilisationsmüde, einen besonderen Lebensstil.
Es waren meist junge Leute, die in Blockhütten und restaurierten historischen Gebäuden lebten, mit Strom vom Generator oder den Sonnenkollektoren.
Wir haben sehr gut gegessen und getrunken – es gab eine große Auswahl an Bieren, auch aus Deutschland, z. B. das "Weinstephaner" 😊 aber auch sehr gute Weine.
Leider goss es inzwischen wieder und es wurde ungemütlich kalt, sodass wir den Abend lieber bei uns im warmen Unimog haben ausklingen lassen.
Auf dem Rückweg in die Zivilisation, so kam es uns echt fast vor, konnten wir noch lange eine Elchkuh beim grasen in einem See mit ihrem Kalb beobachten.
Sie war so furchtlos, fast zutraulich und hatte gar keine Angst vor uns und unseren Fahrzeugen.
Und das, wo im August die Jagdsaison in Alaska begonnen hatte…
Hoffentlich bekommt sie keiner der ganzen „Hunter“ mit ihren Quads und ATV’s zu sehen…
Dann ging es zurück nach Tok und damit langsam wieder in Richtung Kanada.
Wir waren ganze vier Wochen in Alaska unterwegs und das Land hatte uns zunehmend in seinen Bann gezogen.
Diese wilde, einsame Landschaft hatte schon etwas sehr Spezielles. Rau, weit, menschenleer, und einzigartig schön.
Nur das Wetter hatte nicht immer mitgespielt. Es war oft verregnet und sehr kühl, aber das gehörte zu einem Sommer in Alaska wohl dazu.
Und wir hatten mit mehr Tieren gerechnet. Entweder sind sie mittlerweile so schlau und halten sich von den 10 (!) Highways möglichst fern oder, wie es uns eine Frau aus Alaska erzählt hatte, waren viele Tiere im letzten Winter verhungert.
Was es uns noch unverständlicher machte, dass im August ganze Horden von Jägern mit ihren ATV’s unterwegs waren und diese herrlichen Tiere - Elche, Karibus, Wölfe und Bären einfach abknallten.
Jetzt geht die Reise erstmal in Kanada weiter, wobei wir die Grenze zu Alaska an einigen Orten immer wieder überqueren werden.
Und das war unsere Tour in Alaska - die Karte unten rechts haben wir noch vor uns.
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