Die abgelegene Lagune in 3.100 m Höhe zu der wir wollten, lag im rauen Goldminengebiet entlang des Flusses Los Patos.
Schon die Einfahrt in die enge Schlucht war landschaftlich mal wieder atemberaubend schön. Schroffe Felsen und hohe Berge in allen Rot- und Grautönen und natürlich Staub, sehr viel Staub…
Wir begegneten einigen Minen- und auch Baufahrzeugen, die dabei waren, frische Erdrutsche zu beseitigen.
Als wir die Einfahrt zu einer Goldmine hinter uns gelassen hatten, wurde die Straße sehr eng und es ging unglaublich steil berghoch. Oben an der Laguna Blanca angekommen, war die Enttäuschung dann bei uns allen groß.
Das Wasser war nicht, wie versprochen, türkis, sondern ein kläglicher, rotbrauner Rest. Außerdem blies dort oben der Wind dermaßen, dass wir uns kurzerhand entschieden, wieder weiter runter zu fahren, um ein einigermaßen windgeschütztes Plätzchen zu finden.
Das war in dem engen Tal allerdings nicht so einfach, aber am Ende hatten wir doch noch einen tollen Stellplatz gefunden, wo wir nach einem leckeren Essen bis spät in die Nacht am Feuer saßen und in die Sterne guckten und Ulis Gitarrenklängen lauschten.
Am Morgen ging es wieder zurück auf die Straße, vorbei an dem Salzsee, an dem wir die Nacht vorher gestanden hatten. Die Strecke war öde, vor allem als der Teer zu Ende war und wir auf der Gravelroad wieder ordentlich durchgeschüttelt wurden.
Nachmittags kamen wir am Stausee Embalse Potrerillos an und der war nun wirklich wunderschön türkis.
Wieder erwischten wir einen tollen Übernachtungsplatz mit Blick über den See und die dahinterliegenden, schneebedeckten Anden.
Aber uns zog es am nächsten Morgen schon wieder weiter. Denn wir wollten nach Mendoza.
Mendoza ist die größte Weinproduzierende Region Argentiniens und ist international für ihre Qualitätsweine, insbesondere für den Malbec, bekannt.
Diese Region hat ein trockenes Klima mit viel Sonnenschein, was für die Traubenreifung günstig ist. Allerdings sind die jährlichen Niederschläge sehr gering, sodass die Weinbauern auf ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem angewiesen sind.
Überall waren uns bereits die vielen Wasserkanäle aufgefallen.
Auch direkt in der Stadt gab es sie und in dem Park, in dem wir zentrumsnah, relativ ruhig übernachtet hatten.
Mendoza hatte uns von Anfang an sehr gut gefallen.
Die Stadt war unglaublich grün mit ihren schätzungsweise 50.000 Bäumen, breiten Alleen, die als Evakuierungskorridore im Erdbebenfall geplant waren und unzähligen Restaurants und Bars.
Was uns allerdings richtig nervte, war das späte Abendessen der Argentinier. Hier wird nämlich nicht vor 21.00 Uhr gegessen und bis man sein Dessert bekommt, kann es auch schon mal 0.00 Uhr werden. Etliche Restaurants öffnen von daher auch erst um 20.30 Uhr.
Wenn wir eins fanden, dass bereits um 19.00 Uhr öffnete, waren wir oftmals die ersten Gäste und die Kellner noch gar nicht richtig startklar.
Eine Nacht verbrachten wir zwischendurch vor den Toren der Stadt auf dem Weingut Ojos de agua, welches dem Schweizer Musiker Dieter Meier von der Band Yellow gehört.
Hier hatten wir uns zum Mittagessen mit Weinbegleitung mit Tomma und Julian verabredet.
Das war ein schönes (aber leider nur kurzes) Wiedersehen und das leckere Essen samt feinen Wein unter freiem Himmel, mit Blick auf die verschneiten Anden, waren ein absolutes Highlight. Unser Essen zog sich bis in die späten Nachmittagsstunden hin und so manche Flasche Wein wurde zusätzlich geleert. Glücklicherweise durften wir auf dem Parkplatz vor dem herrlichen Weingut übernachten, denn fahren hätte niemand mehr dürfen…
Nach einer weiteren Nacht in Mendoza und einem Großeinkauf in einem Supermarkt fuhren wir wieder raus aufs Land.
Mein Reiseführer hatte eine Nebenstrecke empfohlen und unsere Recherchen hatten ein weiteres, kleines Weingut entdeckt…
Aber der Wein war kein Vergleich zu dem, den wir bisher probieren durften.
Aber es reichte für einen schönen Nachmittag und den Entschluss, am nächsten Tag nochmal zu einem Aussichtspunkt zurück zu fahren und dort zu übernachten, denn der Blick auf die Andenkette und den gegenüberliegendem 6.570 m hohen Vulkan Tupungato war einfach atemberaubend!
Auf diesem Aussichtspunkt in knapp 1.500 m Höhe befand sich eine große Christus Statue. Tagsüber waren hier relativ viele Besucher, aber abends hatten wir den Platz und die gigantische Aussicht ganz für uns allein.
Wir blieben gleich zwei Nächte dort oben stehen, gingen spazieren, lasen und quatschten endlos.
Und er bot einen würdigen Rahmen für Ulis 60. Geburtstag. Wir frühstückten morgens ausgiebig an der festlich geschmückten Tafel, bevor es für uns weiter ging.
Denn wir hatten über Henning eine Einladung auf das nächste Weingut bekommen.
Einer seiner Söhne hatte im Sommer in Deutschland geheiratet und bei der Hochzeit hatte es argentinischen Wein gegeben.
Der Sommelier hatte den Kontakt mit dem deutschen Besitzer des Weinguts hergestellt und so fuhren wir für zwei Nächte auf das Weingut San Polo.
Hier wurden wir ausgesprochen freundlich begrüßt und nachdem wir unsere LKWs platziert hatten, ging die Führung und Verkostung durch Cristian und Martina auch schon los.
Das Weingut hatte eine mehr als 100jährige Tradition, was sich in den historischen Gebäuden wieder spiegelte. Wir wurden überall herumgeführt und durften hier und da direkt aus den riesigen Tanks, oder den alten Holzfässern den leckeren Wein probieren.
Anschließend gab es noch eine Rundtour durch die Weinfelder und Erklärungen zu Anbau und Ernte des Weins.
Wir blieben noch einen weiteren Tag, erledigten dies und das (wir hatten mal wieder unsere Wäsche zum Waschen abgegeben) und kauften vor unserer Abfahrt noch etliche Liter Wein.
Über San Rafael, ebenfalls eine Wein Stadt, in der wir zwei weitere (enttäuschende) Weingüter besichtigten und eine extrem unruhige Nacht am Straßenrand verbrachten, fuhren wir wenige km zu einer weiteren Einladung, die wir Carlos, Ulis Geschäftsfreund aus Mexiko, zu verdanken hatten.
Ein deutschstämmiger Schulfreund aus seinen Buenos Aires Zeiten hatte hier eine kleine Finca im Nirgendwo.
Bernd hatten wir bereits bei einer (schlechten) Weinverkostung kennengelernt und er hatte uns auf seine Finca zu einem Assado eingeladen.
Wir genossen einen wunderbar entspannten Nachmittag und Abend. Von seiner Terrasse hatten wir bei Wein und Snacks eine super Fernsicht, auch auf die aufkommenden Regen- und Gewitterwolken.
Nach einem Guss wagten wir einen Rundgang durch die Weinfelder und als Abschluss des Tages gab es gegrilltes aus dem typischen, runden Lehmofen/grill.
Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns und machten einen Schlenker durch den wunderschönen Atuel Canyon.
Da Wochenende war, war ganz schön was los auf dieser schmalen Straße, die bald in eine unbefestigte Piste überging.
Immer wieder gab es atemberaubende Ausblicke, vor allem als wir uns hochgeschraubt hatten und unter uns die leuchtend blau schimmernden Stauseen auftauchten.
Für die Nacht blieben wir mitten im Canyon, zwischen zwei Staustufen stehen. Es dauerte nicht lange und wir waren allein mit den über uns kreisenden Kondoren, die wir so lange beobachteten, bis es zu dunkel war, um noch etwas anderes, außer den Sternen, zu erkennen.
Nach einer windgepeitschten Nacht direkt am letzten Stausee ging es mal wieder auf die Ruta 40, um ein paar der 5.301 km zu fahren.
Zunächst hatten wir noch gute Sicht auf die schneebedeckten Anden und es war einigermaßen kurvig und damit abwechslungsreich. Aber nachdem wir die unspektakuläre Mitte der Ruta 40 passiert hatten, wurde die Strecke sehr eintönig.
Hier und da trafen wir auf Herden von Ziegen, Schafen und Kühen, die manchmal von ein paar Gauchos begleitet wurden.
Es lagen leider immer wieder ausgedörrte Kadaver von Kühen oder Pferden am Straßenrand, wahrscheinlich nachts von LKWs tot gefahren.
Sonst gab es kilometerlang nichts zu sehen, außer niedrigem, dornigem Buschwerk. Wir fragten uns einmal mehr – wie konnte man hier nur leben? Aber alle paar Kilometer tauchten doch vereinzelt Häuser oder Fincas auf und da wo es Wasser gab, hatten sich auch kleinere, meist staubige Ortschaften entwickelt.
Wir verbrachten eine vorerst letzte Nacht zusammen mit Caterina und Stefan, da wir mit Henning und Jacki für einige Tage rüber nach Chile wollten. Der Aufwand mit dem Papierkram für den Hund war für die kurze Zeit zu groß und so verabschiedeten wir uns nach einem üppigen gemeinsamen Essen von ihnen.
Chile hat nämlich sehr strenge Einreisebedingungen, was Fleisch, Milchprodukte, Obst und Gemüse angeht.
Wir versuchten so gut es ging, alles aufzuessen, der Rest wurde gut versteckt.
Argentinien verabschiedete sich mit wunderbaren Araukarien Wäldern und dem Blick auf den schneebedeckten 3.747 m hohen Vulkan Lanin.
Morgens war der Himmel noch ziemlich wolkenverhangen, aber es lockerte mehr und mehr auf.
Nachdem wir ganz unkompliziert die Grenze zu Chile passiert hatten, staunten wir über die gut ausgebauten Straßen und die gepflegten Häuser und blühenden Gärten links und rechts.
Überall blühte Flieder und üppiger Rhododendron, Wiesen und Wälder waren saftig grün. Ginster säumte gelb leuchtend die Straßen und Hänge. Wir waren total begeistert.
Hier hatte es vorher nämlich tagelang geregnet und uns war von anderen Reisenden abgeraten worden, die Anden zu überqueren. Aber wir hatten Glück. Die Sonne schien von einem ziemlich blauen Himmel.
Wir fuhren sofort durch zu unserem Ziel dem 2.847 m hohen Vulkan Villarica. Dieser Vulkan gilt als sehr aktiv.
Die letzte stärkere Eruption fand im März 2015 statt, wegen der rund 3.600 Menschen evakuiert werden mussten. Der letzte Ausbruch fand im Januar 2019 statt, weshalb man aktuell nicht mehr bis an seinen Kraterrand wandern darf.
Auf dem Vulkan befindet sich ein Skigebiet mit Liftanlagen und allem, was dazu gehört.
Jetzt war die Saison zwar vorbei, aber wir entdeckten abends von unserem genialen Stellplatz aus einige Tourengeher, die im Sonnenuntergang ihre Abfahrt machten.
Vorher fuhren wir aber noch weiter hoch auf den Vulkan zu einer 400 m langen Lavahöhle.
Behelmt gings mit einem Führer hinunter in die gut beleuchtete Lavahöhle, wo wir über ihre Entstehung und die Geschichte des Vulkans aufgeklärt wurden.
Wir fragten, ob wir dort oben mit Blick auf dem Vulkan übernachten dürften. Das sei zu gefährlich wurden wir informiert, aber ein paar 100 m weiter unten gäbe es einen Platz, der sicherer sei und ebenfalls einen fantastischen Blick böte.
Und so war es auch. Wir hatten freie Sicht auf den Mal mehr und mal weniger rauchenden Vulkan. Wir ließen den weißen Kegel nur zum Essen kurz aus den Augen.
Ansonsten behielten wir ihn stets im Blick, auch als es dunkel wurde.
Denn wir hofften auf seinen roten Lavaschein. Aber den Gefallen tat er uns nicht.
Wir mussten uns mit einem gigantischen Sternenhimmel begnügen…
Am nächsten Morgen zogen wir um, runter in die nahegelegene Stadt Pucon. Der Himmel hatte sich wieder zugezogen und so lohnte es sich nicht, weiter hoch in Richtung Liftanlagen zu fahren.
Die Ortschaft am See hatte alpinen Charme und mit ihren Chalets und Krüppelwalmdachhäusern hätte sie auch gut nach Südtirol oder in die Schweiz gepasst.
Wir bummelten durch die Straßen, gingen in ein paar Geschäfte und machten Pause in einem Café, wie ganz „normale Touristen“ und abends gab es mal wieder leckeres Sushi.
Am nächsten Morgen wurden wir vom prasseln des Regens wach…
Deshalb traten wir wieder den Rückweg nach Argentinien an.
Wir kamen auf dem Weg aber noch an einer Therme vorbei (es waren tatsächlich mehrere) und gönnten uns ein Bad in 44 Grad warmen Wasser.
Gut durchgewärmt fuhren wir zu einem weiteren See.
Nach einer Nacht gegenüber eines kleinen Fährhafens fuhren wir immer noch bei Sturm und Regen, 1,5 Stunden über den See Richtung Grenze.
Die Landschaft erinnerte uns stark an die Fjorde Skandinaviens und Alaskas.
Leider konnten wir dank des miesen Wetters nicht viel sehen, aber von den steilen, bewaldeten Hängen fielen etliche Wasserfälle runter in den See.
Auch diesmal hatten wir Glück mit der Grenze. Ratz fatz waren wir wieder in Argentinien, was wir sofort an der schlechten Straße merkten.
In San Martin de los Andes, eine Ortschaft ebenfalls an einem See, die in den Alpen hätte liegen können, trafen wir überraschend wieder auf Catarina und Stefan (wir hatten gedacht, sie wären schon weiter).
Die Wiedersehensfreude war groß und so gingen wir trotz Regens abends zusammen im Ort essen.
Da es am nächsten Morgen sonnig war, blieben wir spontan eine weitere Nacht, erkundeten auch diesen Ort und seine malerische Umgebung.
Dann ging es aber weiter die sieben Seen Route entlang Richtung Bariloche.
Eigentlich ist diese berühmte Straße für ihre unvergleichlichen Ausblicke auf die traumhaft schöne Landschaft mit ihren glasklaren Seen bekannt.
Da es bei uns aber leider, leider immer wieder regnete bei Temperaturen, die gerade mal einen Zweistelligen Wert erreichten, blieben wir nur selten an einem der vielen Aussichtspunkte stehen und fuhren stattdessen durch bis Bariloche, das eigentlich San Carlos de Bariloche heißt.
Die Stadt liegt direkt an einem großen Gletschersee und ist bekannt für seine alpenländische Architektur und seine Skigebiete, die sich rundherum in den Anden verteilen.
Wir blieben aber zunächst eine Nacht vor den Toren der Stadt, direkt am sturmgepeitschten See.
Am nächsten Morgen schien, wie angekündigt, die Sonne und so machten wir uns auf, eine 60 km lange, sehenswerte Rundtour entlang des Nahuel-Huapi See zu fahren.
Die Runde führte uns über kleine Brücken und schmale Straßen über kleine Inseln im See und bescherte uns traumhaft schöne Ausblicke.
Wir beschlossen eine kurze Wanderung zu machen, die uns auf den Cerro Llao Llao (Berg) brachte.
Oben angekommen, tat sich unter uns ein Panorama auf, dass uns einmal mehr begeisterte und stark an Norwegen und Alaska erinnerte.
Nach einer Nacht auf einem Campingplatz in der Stadt, fuhren wir am nächsten Morgen in die Stadt hinein und machten unsere Erkundungsrunde.
Abgesehen von ein paar Gebäuden im Schweizer Stil und einem Bernhardiner mit Rumfass um den Hals fanden wir nicht viel Gefallen an der Stadt, sodass wir nach einem sehr guten Mittagessen wieder raus fuhren an den See, um dort zu übernachten.
Abends fing es wieder an zu regnen, so dass ein weiteres Erkunden der schönen Umgebung ins Wasser fiel…
Am nächsten Morgen ging es einen Teil der Strecke wieder zurück, dann aber bald Richtung Chile.
Diesmal hatten wir weniger Glück an der Grenze.
Schon auf der argentinischen Seite gab es einen kilometerlangen Rückstau, der uns viel Zeit und Geduld kostete.
Auf der chilenischen Seite sah es natürlich nicht besser aus.
Aber davon dann im nächsten Beitrag.
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