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Manuela

Argentiniens Norden – bunte Berge, unendliche Weiten und lecker Wein

Nachdem wir Paraguay fast fluchtartig und sehr spontan verlassen hatten, lagen nun rund 1.000 km durch das langweilige Chaco vor uns.


Diese trockene Provinz ist nur dünn, durch überwiegend Indigene, besiedelt. Rinderzucht und Forstwirtschaft bestimmen das Landschaftsbild.


Wir fuhren gute zwei Tage lang nur geradeaus. Die Straße war wie mit dem Lineal gezogen und es gab kaum Verkehr.


Zum Übernachten fuhren wir einfach links oder rechts von der Straße auf eine Sandpiste und standen so eine Nacht hinter einem Gauchito Gil Schrein.


Diese Schreine, die überall entlang der Landstraßen zu finden sind und mit roten Fahnen markiert werden, beherbergen einen in Argentinien sehr populären Volksheiligen. Gauchito Gil gilt als eine Art Patron von Auto- Bus- und LKW-Fahrern und wenn man hupend an einem dieser Schreine vorbeifährt, hofft man auf eine sichere und unfallfreie Fahrt.

Wir sahen es als gutes Omen für unsere Reifen an, eine ganze Nacht hinter einem dieser unzähligen Schreine übernachtet zu haben.



Nach zwei Tagen erreichten wir endlich die Abzweigung, die uns über eine spannendere Strecke Richtung Berge zu unserem Ziel bringen sollte.


In Brasilien hatten wir eine nette argentinische Familie kennengelernt und verabredet, sie zu besuchen, wenn wir in der Nähe wären.

Und da auch noch Grillos Geburtstag anstand, hatten wir uns mit einer guten Flasche Sekt auf den Weg gemacht.


Knapp 50 km ging es nun auf einer roten, staubtrockenen Lehmpiste durch ein Flusstal.

Die wilden Berge links und rechts leuchteten in Rot-, Braun- und Beigetönen, am Straßenrand wucherten trockene Dornengebüsche und riesige Cardon Kakteen. 

Das war endlich mal wieder eine Landschaft, die uns richtig gut gefiel und zugleich faszinierte.


Bei Grillo, Anita und den Kindern Emma und Benicio angekommen war die Wiedersehensfreude groß.  


Sie zeigten uns ihre traumhaft schön gelegene Farm, direkt am Fluss.

Sie hatten sogar einen eigenen Strand. Allerlei Tiere, wie Pfauen, Enten, Hühner und Katzen lebten frei auf ihrem Grundstück und nebenan befand sich ihr Rafting Unternehmen.



Es hätte paradiesisch sein können, wenn wir nicht sofort von zig blutsaugenden Fliegen attackiert worden wären. Da hieß es lange Klamotten anziehen, auch bei angenehmen 26 Grad, und sich ordentlich mit Insektenspray einsprühen. Und trotzdem erwischten uns die Biester und sorgten für etliche, juckende Stellen.


Auf dem Wasser aber, konnten wir den lästigen Biestern entkommen, denn Grillo hatte uns zu einer Rafting Tour eingeladen.


Gut ausgestattet mit Helm, Neoprenanzug und Schwimmweste ging es nach kurzer Schulung auf den träge dahin fließenden Fluss. Zunächst war das Wasser noch harmlos und wir hatten Zeit, uns die unglaubliche Landschaft anzugucken.

Aber schon bald tauchten die ersten Stromschnellen auf und aus der verträumten Fahrt wurde ein wilder Ritt über tosende Wellen. Doch unser Guide manövrierte uns sicher hindurch und am Ende war niemand über Bord gegangen.



Dann verabschiedeten wir uns auch schon wieder.


Weiter durch das schöne Flusstal gings bald an einem Stausee vorbei und schließlich erreichten wir Salta.


Hier gönnten wir uns zwei Nächte auf einem zentral gelegenen Campingplatz, der auf dem parkähnlichen Grundstück eines Schwimmbads lag. Das Schwimmbecken gehörte mit 260 m Länge zu den größten der Welt, nur leider, leider war kein Wasser drin…


Wir machten uns zu Fuß auf, die drei km entfernte Innenstadt mit ihren bunten und reich verzierten Kirchen zu besichtigen. Aber viel mehr gab es auch nicht zu sehen. Wir tranken noch etwas in einer Bar am Hauptplatz und beobachten eine Weile die Leute um uns herum, bevor wir dann wieder zurück zum Campingplatz gingen.



Dort angekommen erreichte uns die freudige Nachricht, dass Tomma und Julian, die wir bisher nur über Instagram kannten (follow-frido) auf dem Weg nach Salta waren.


Da wir geplant hatten, am nächsten Abend richtig gut essen zu gehen – auch das ein Tipp von Brigitte & Eddy – fragten wir, ob die beiden Lust hätten uns zu begleiten. Spontan sagten sie zu und wir hatten oben auf dem Aussichtsberg ein tolles Kennenlernen bei einem acht Gänge Menü mit Weinbegleitung.


Wir waren die einzigen Gäste in dem edlen Restaurant und wurden von bestimmt zehn Köchen, Kellnern und Barkeepern regelrecht verwöhnt. Das war ein sehr genussvoller Abend!

Und der Startschuss für eine neue Reisefreundschaft.



Die Zwei kennen übrigens auch Ivonne und Mirko und waren mit ihnen in Salta in einigen Tagen verabredet, um gemeinsam die Puna zu befahren, eine einsame, aber wunderschöne Landschaft, hoch oben in den Andenausläufern.


Wir hatten bereits in Paraguay darüber gesprochen, diese Tour lieber in der Gruppe zu unternehmen, da die Gegend dermaßen abgelegen ist und man nicht alleine mit einer Panne auf der Strecke bleiben möchte.


So verabredeten wir, dass wir in ein paar Tagen zurück sein würden, während Tomma und Julian in Salta auf Ivonne und Mirko warten würden.


Wir wollten nämlich noch weiter nördlich fahren, zu den „bunten Bergen“ von Purmamarca und Humahuaca.


Diese beiden Orte liegen bereits in der Region Jujuy, die an Bolivien grenzt und überwiegend von Indigenen Quechua bewohnt wird.


Purmamarca, eine alte Inkasiedlung, liegt bereits in 2.190 m Höhe. Überragt wird dieser kleine Ort vom Cerro del los Siete Colores, dem Berg der sieben Farben.

Schon von weitem beeindruckte uns das Farbenspiel.

Allerdings schreckten mehrere Busladungen mit Besuchern uns ein bisschen ab.


Wir fanden aber glücklicherweise am Ortsende einen abgelegenen Parkplatz, von dem wir den Berg von „hinten“ erwandern konnten. Aber leider kam von der Seite die ganze Farbpracht des Berges nicht zur Geltung, sodass wir uns doch ins Getümmel des Ortes stürzen mussten.


Es gab gegen eine kleine Eintrittsgebühr eine Aussichtsplattform, von der man das beeindruckende Farbspiel der Felsen betrachten konnte. Die Felsen leuchteten rot, orange, rosa, grau und weiß durch ihre mineralische Zusammensetzung. Der Anblick war wirklich einmalig.



Kurz schlenderten wir noch durch den staubigen und überfüllten Ort, bevor wir weiter nach Tilcara fuhren.


Dieser kleine, sehr hübsche Ort war sehr stark vom Tourismus geprägt. Überall gab es Restaurants, kleine Läden und auf der Plaza fand ein Kunsthandwerkermarkt statt.


Das Highlight des Ortes war Pukara, ein altes indianisches Wehr Dorf, dass ca. 1 km vor dem Ort, strategisch günstig, auf einem Hügel lag.


Das guckten wir uns am nächsten Morgen vor unserer Weiterfahrt noch an und staunten über viele 100 Jahre alte Cardon Kakteen.

Diese Kakteen können bis zu 18 Meter hoch werden, obwohl sie nur 1 cm pro Jahr wachsen.

Wir staunten und waren richtig ehrfurchtsvoll, während wir durch den Kakteenwald wanderten, da diese Exemplare hier mehrere 100 Jahre auf dem „Buckel“ haben mussten.


Die wunderschöne Aussicht in die umliegenden 4.000der Berge rundete den wundschönen Vormittag ab.



Dann ging es noch weiter nördlich, schon fast Richtung Bolivien, nach Humahuaca.


Dieser kleine Ort wirkte sehr verschlafen, obwohl Samstag war.

Es gab ein paar hübsche Kopfsteinpflaster Gassen, in denen Händler ein paar Souvenirs verkauften.

Hinter dem Dorfplatz ging es einige Treppen steil hoch, die wir in 2.939 m Höhe schon wieder gut merkten, zum Unabhängigkeitsmonument. Von dort hatten wir eine tolle Aussicht auf die umliegende Berge.



Und die waren unser Ziel am nächsten Morgen.


Wir schraubten uns stetig hoch, vorbei an unzähligen Cardon Kakteen, bis auf 4.200 m.


Am Ziel angekommen faszinierten uns trotz bedeckten Himmels die „Hornocal de 14 Colores“ - der Berg der 14 Farben.


Wie bei einem bunten zick zack Strickmuster lagen diese einmaligen Berge vor uns und ließen uns andächtig staunen.


Wir liefen noch runter zu einem weiteren Aussichtspunkt, um den Bergen noch ein Stückchen näher zu kommen.


Auf dem Weg zurück, mussten wir beim Anstieg ordentlich schnaufen, war die Luft hier oben doch schon wieder recht dünn.



Anstatt wie die meisten Touristen den Rückweg nach Salta über die gut ausgebaute Hauptstraße anzutreten, folgten wir dem Tipp von Grillo und fuhren eine enge und kurvige Sandpiste mitten durch die unberührte Bergwelt.


Dies dauerte zwar zwei Tage, bescherte uns aber wahnsinnig schöne Aussichten, absolute Einsamkeit und Abgeschiedenheit und brachte uns schließlich auf einen Pass in 4.600 m Höhe.


Gegenverkehr gab es in den zwei Tagen zum Glück so gut wie gar nicht, denn die enge Straße war zum Großteil nur einspurig.


Dafür mussten wir öfter störrischen Kühen ausweichen, die partout nicht Platz machen wollten und sich nicht beim Wiederkäuen aus der Ruhe bringen ließen.


Wir trafen auf „wilde“ Pferde, Esel und Schafe, aber nur auf sehr wenige Menschen.


Wir fuhren durch ein paar abgelegene Bergdörfer, deren Bewohner uns staunend und skeptisch beäugten, aber sofort freundlich lächelnd zurückwinkten, wenn ich sie grüßte.


Als wir dann allmählich tiefer kamen, die schroffe Bergwelt sich in einen grünen Dschungel verwandelte und uns schließlich die Zivilisation zurückhatte, waren wir nur wenig begeistert.


Sofort türmte sich Müll an der Landstraße vor und nach den staubigen Ortschaften und die Temperaturen waren auch alles andere als angenehm.


Die Luft war rauchig von den Bränden im benachbarten Paraguay und Brasilien.


Aber wir wurden mehr oder weniger in Salta erwartet. d. h. eigentlich hatten Tomma, Julian, Ivonne und Mirko noch gar nicht mit uns gerechnet. Aber da Ivonne Geburtstag hatte, hatten wir uns ein bisschen beeilt 😉


Morgens gab es auf dem Campingplatz ein leckeres Sektfrühstück und abends gingen wir noch mal in dem edlen Restaurant auf dem Aussichtsberg hoch über Salta essen und ließen es nochmal so richtig krachen…



Am nächsten Morgen füllten wir alle unsere Wasser- und Dieseltanks, sowie die Kühl- und Vorratsschränke auf, denn nun sollte es in die Puna gehen, eine Hochebene des bolivianischen Altiplano, in der wir uns in Höhen zwischen 4.000 und über 5.000 m bewegen wollten.


Zunächst ging es noch über eine mehr oder weniger gut ausgebaute Straße stetig hoch in die Berge.


In 3.325 m Höhe machten wir auf einem Hochplateau einen zweitägigen Stopp, um uns für die Höhe zu akklimatisieren.

Wir gingen viel spazieren, was wegen des stürmischen Windes kein reines Vergnügen war, tranken Koka Tee und genossen einigermaßen windgeschützt die Sonne und mal nichts zu tun zu haben.



In San Antonio de los Cobres, einem trockenen und staubigen Minendorf in 3.775 m Höhe stießen Helga und Rainer aus Stuttgart (Frau Alma auf Insta) zu uns. Auch sie wollten die Puna befahren und die Sicherheit der Gruppe genießen.


Mit vier LKW ging es nun weiter.


Unser erstes Ziel war der Viadukt la Polvorilla, eine Eisenbahn-Spannbrücke aus Stahl, die 224 m lang ist und in 63 m Höhe ein Tal überspannt.


Diese Brücke gehörte zur Eisenbahnstrecke, die die Minen im argentinischen und chilenischen Hochland mit dem Pazifik verband.

Ab 1921 scheute man weder Kosten noch Mühen, diese Eisenbahnlinie unter größten technischen Schwierigkeiten zu bauen.

Heute fahren nur noch wenige Züge diese Strecke.

Allerdings gibt es den Tren a las Nubes – den Zug in die Wolken für Touristen. Er ist mit allem Komfort ausgestattet. Sogar Ärzte mit Sauerstoff sind mit an Bord, falls höhenkranke Personen unter Sauerstoffmangel leiden, denn die Brücke befindet sich in 4.121 m Höhe.


Als die gewaltige Stahlbrücke hinter einer Kurve auftauchte, waren wir schier begeistert und beeindruckt.


Rasch suchten wir uns neben der Piste einen Übernachtungsplatz und erkundeten, als alles stand, die raue Umgebung.


Rechts neben der Brücke führte uns ein steiniger „Wanderweg“ hoch zu ihr. Als Geländer fungierten ausgediente Schienenstränge.


Wir mussten immer wieder Pausen einlegen, natürlich nur, um die fantastische Aussicht zu genießen 😉


Oben angekommen wagten wir einige Schritte auf die Brücke, obwohl dies natürlich verboten war. Wir wussten aber, dass zumindest der Tren a las Nubes erst am nächsten Tag wieder fahren würde.


Die Aussicht auf die Stahlkonstruktion war schon sehr beeindruckend.

Doch die Vorstellung, unter welchen Bedingungen und mit welchen techn. Hilfsmitteln dieses Bauwerk entstanden war, begeisterte uns noch mehr.


Im gegenüber liegendem Berg entdeckten und beobachteten wir eine Zeitlang die kuriosen Chinchillas. Noch lieber hätten wir allerdings Bergpumas gesehen, aber dieses Glück war uns nicht vergönnt.


Die Nacht in der Höhe hatten wir alle ganz gut vertragen, allerdings bin ich nachts durch einen durch fahrenden Zug geweckt worden.



Weiter gings durch die Einsamkeit der Puna.


Staub war ab jetzt unser steter Begleiter. Die Gegend hatte seit Monaten keinen Regen mehr gesehen und Wind peitschte Sand und Salz der ausgetrockneten Salzseen durch die Umgebung.


Nach einer Nacht am Rande eines roten Canyons ging es am nächsten Morgen durch eine weite Landschaft, die hätte auf dem Mars liegen können.



Rötliche Berge, Felsen und Schluchten flankierten unseren Weg.


Wir kamen aus dem Staunen, begeistert sein und Fotos machen gar nicht mehr raus.

Diese Landschaft war so anders - auch anders, als die Lagunenroute in Bolivien.


Auf dem höchsten Punkt verschnauften wir kurz, genossen nochmal die atemberaubende Fernsicht, bevor wir an eine breitere Stelle fuhren, um Mittag zu machen.



Die Begeisterung stand allen förmlich ins Gesicht geschrieben.


Weiter gings vorbei an der Salar del Diablo, eine lebensfeindliche, ausgetrocknete Salzwüste.

Aber hier sahen wir wieder die hübschen Vikunjas und fragten uns, wovon diese Tiere eigentlich lebten.



Unser Tagesziel für die Etappe war eine Bahnhofsruine in 4.057 m Höhe. 


Zwischen langsam verfallenden Lehmgebäuden fanden wir einigermaßen windgeschützt und unglaublich fotogen, unseren Stellplatz für die Nacht.


Ein einsamer Personenwaggon rottete langsam vor sich hin und gab ein grandioses Fotomotiv ab. Julian, unser Hobbyfotograf verschoss sicherlich wieder einige 100 Bilder und liess uns mit großem Spaß posieren.



Am nächsten Tag unterbrachen wir kurz unsere Fahrt bei den Ojos del Mar, 3 – 8 Metern tiefen Wasserlöchern in der Tolar Grande Salzwüste.

Das Wasser in diesen Teichen schimmerte türkis, bzw. dunkelblau und war total klar.


Ein einsamer Touristenführer erklärte uns die Besonderheiten dieser Wasserlöcher und hatte großen Spaß daran uns zu fotografieren.



Im benachbarten, winzigen Ort Tolar Grande konnten wir nochmals Wasser nach tanken und dann zum nächsten Highlight weiterfahren.



Der Cono de Arita, ein markanter geologischer Kegel im Salar de Arizaro, imponierte uns mit seinem pyramidenförmigen Aussehen inmitten der flachen, weiten Salzwüste.


Dieser Salzsee ist übrigens die sechstgrößte der Welt und erstreckt sich über 1.600 Quadratkilometern. Unter der Salzoberfläche befinden sich Schichten von Gestein, Mineralien und Salzablagerungen, die sich über Millionen von Jahren gebildet haben.

In tieferen Schichten befindet sich Lithium, weshalb rund herum Bergbau Unternehmen tätig sind, die dieses heute so wertvolle Mineral fördern.


Wir übernachteten am Rande des Salzsees, unterhalb der Minen und waren dem brutalen Wind vollkommen ausgesetzt. Wir konnten uns nur für kurze Zeit draußen aufhalten und waren sofort Salz- und Sandgestrahlt.

Es reichte aber für schöne Fotos von den Vikunjas, die in unserer unmittelbaren Nachbarschaft fraßen und natürlich vom Cono de Arita, auch nach dem Sonnenaufgang am nächsten Morgen.



Die nächste Nacht verbrachten wir erneut, nach einem spektakulärem Fahrtag, in einer Ruine.


Diesmal in dem verlassenen Bergbauort Casualidad in 4.024 m Höhe. In diesen abgelegenen Ort wurde der Schwefel transportiert, der während des 20. Jahrhunderts in der Mine Julia abgebaut wurde. Dieser Schwefel wurde hauptsächlich für industrielle Zwecke genutzt.

Heute sind die diversen Gebäudereste, Industrieanlagen und eine Kirche dem Verfall preisgegeben.

Es machte mir relativ viel Spaß durch diese Geisterstadt zu streifen, wenn nur nicht der Wind so extrem geblasen hätte…



Die Männer waren währenddessen damit beschäftigt, Mirko beim Reifenwechsel zu unterstützen. Er hatte einen Druckverlust im Hinterrad und die 160 kg pro Rad waren zu Viert besser zu händeln, als allein mit Ivonne.

Nach Austausch des kaputten Schlauches und dem Wechsel von allen Dieselfiltern, waren die Männer ordentlich dreckig und hungrig.

Nach dem Abendessen gab es als Dank im „Carlos“ Wein und Reisegeschichten, bis wir alle k. o. in unseren Betten gelandet sind.


Am nächsten Morgen nahmen wir gespannt und ein bisschen aufgeregt den Weg zur Mine Julia in Angriff.


Diese ehemalige Schwefelmine befindet sich schwer zugänglich in über 5.200 m Höhe.


Wir hatten großen Respekt, wie wir die Höhe vertragen würden und wie es den Fahrzeugen gehen würde. Eine Überlegung war, die LKWs da oben einfach laufen zu lassen, während wir uns umguckten. Gerade die jüngeren Modelle (Carlos & Frido) haben in solch großer Höhe mit all ihrer Elektronik schwer zu kämpfen.


Schon die Anfahrt war atemberaubend.


Die Berge sahen von weitem so aus, als wären sie schneebedeckt.

Aber je näher und höher wir kamen, stellten wir fest, dass das kein Schnee, sondern Schwefel war. Über den roten Felsen lag eine dicke Schicht Schwefel, der gelblich weiß vor dem tief blauem Himmel leuchtete.


Wir hätten nach jeder Kurve stehen bleiben und Fotos machen können, so sehr beeindruckte uns diese lebensfeindliche Landschaft.


Oben angekommen klatschten wir uns erstmal alle ab, hatten wir es doch alle ohne Probleme hoch geschafft.


Einzig Helga hatte Schwierigkeiten mit der Höhe und so fuhren die beiden relativ schnell wieder weiter runter.


Wir strömten aus, die Minen Ruine und vor allem die Aussicht von dort oben zu genießen.

Ich entdeckte die kleinen Stollen, die einst in den Berg geführt hatten. Was müssen die Männer für Mühen und Qualen ausgehalten haben. Viele fanden dort oben auch den Tod, wie der Friedhof unten in Casualidad bewies. Die Arbeitsbedingungen waren in dieser lebensfeindlichen Höhe bestimmt schrecklich gewesen.


Als wir alle Fotos „im Kasten“ hatten gings wieder runter. Alle LKWs sprangen sofort an, auch wenn „Frido“ von Tomma und Julian sich ziemlich gequält anhörte.



Wieder „unten“ (in über 4.000 m) machten wir Mittagspause und fuhren danach beseelt weiter in die Provinz Catamarca.


Wir überquerten einen weiteren Salzsee, in dem ebenfalls Lithium abgebaut wurde und fanden einen tollen Übernachtungsplatz hoch über einem Flusstal.



Hier war es überraschend mild und fast so was wie windstill, so dass wir einige Zeit draußen sitzen konnten.


Wir bekamen Besuch von der Security der Lithium Mine. Aber die Männer sagten, es wäre okay und sicher und dass wir dort stehen bleiben dürften. Auf spanisch wurden wir ausgefragt, woher wir kämen und was unser Ziel wäre.

Wir erfuhren im Gegenzug, dass der Minenbetreiber aus Dubai sei – interessant, wie sich reiche Staaten in ärmere einkaufen…

Kurze Zeit später kam der Security Mitarbeiter mit seinem Chef nochmals vorbei und wir wurden mit Wasser, Äpfeln und Orangen versorgt. Unglaublich diese Freundlichkeit!



Weiter gings durch unbeschreibliche, karge Landschaften. Staub war unser steter Begleiter und die nur 13 % Luftfeuchtigkeit ließen unsere Lippen reißen und Schleimhäute austrocknen.



Wieder „unten“ auf 3.360 m erlebten wir eine milde und windarme Nacht und einige unserer Reisegruppe hielten es bis 0.00 Uhr am Lagerfeuer aus.



Wir kehrten für eine Nacht in der kleinen, staubigen Ortschaft Antofagasta de la Sierra, zurück in die „Zivilisation“. Hier tankten wir erneut Wasser, kauften ein paar Kleinigkeiten im Gemischtwarenladen und übernachteten hinter der Turnhalle unterhalb eines riesigen Messi Wandbilds.


Am nächsten Morgen ging es wieder früh weiter. Wir kamen durch ausgedehnte, schwarze Lavafelder und hatten gefühlt seit einer Ewigkeit, zumindest für ein paar Kilometer, mal wieder Teer unter den Rädern.


Aber dann bogen wir auch schon bald auf die nächste Sandpiste ab in Richtung Laguna Carachi.

Hier wollten wir eine kleine Reisepause einlegen, um das Erlebte und Gesehene sacken zu lassen und die ganzen Eindrücke zu „verdauen“.


Aber auch hier gab es natürlich was zu sehen. Neben Lamas und Eseln lebten hier etliche rosa Flamingos in der Lagune, denen wir uns ziemlich weit nähern konnten und die ein wunderbares Fotomotiv abgaben.



Außerdem hatten wir den gleichnamigen Vulkan im Rücken, der uns am nächsten Morgen wie magisch anzog und von uns bestiegen werden wollte. Allerdings schafften wir es nicht alle nach oben, da uns das lose Lavageröll irgendwann zu rutschig und damit zu gefährlich wurde.

Aber die Aussicht von gut der Hälfte des Vulkans war gigantisch und wir waren uns einig, Sicherheit ginge vor!



Erholt und bereit für neue Abenteuer, fuhren wir nur einige Kilometer weiter zum nächsten Ziel – zum Campo de Piedra Pomez, zu Deutsch Bimsstein, allerdings nur noch zu dritt, da Helga und Rainer früher, mit einem anderen Ziel, weiter gefahren waren.


Diese spektakuläre geologische Formation entstand durch vulkanische Aktivitäten. Heiße Lava wurde durch die Luft geschleudert und kühlte schnell ab, wodurch die poröse Struktur des Bimssteins entstand, die später von Wind und Erosion geformt wurde.


Das gesamte Areal dieser außerirdisch wirkenden Felsen erstreckt sich über eine Fläche von 75 km2 und machte es damit zu einem der größten Bimssteinfelder der Welt.


Wir blieben gleich auf dem Parkplatz vor den Felsen über Nacht stehen und hatten diese irre Felslandschaft irgendwann ganz für uns allein.

Allerdings „quälte“ uns wieder der beständige Wind, sodass wir uns durchgefroren mit einem guten Essen und Wein schließlich aufwärmen mussten.


Der nächste Morgen überraschte uns mit einem fast blauen Himmel und Windstille, sodass wir sogar die Drohnen hoch lassen konnten und uns die Zeit nahmen, durch die einsamen Bimsstein Felsen zu streifen.



Dann ging es aber weiter, nochmals hoch in über 4.000 m Höhe. Ziel und vorletzte Etappe unserer Puna Route waren der Vulkan Galan und die Laguna Diamante.


Dieses Ziel lag weit abgeschieden in einem Seitental, das von Schneebedeckten Bergen umgeben war. Hierher kam man wirklich nur noch mit 4 x 4 Fahrzeugen.


Die Lagune lag in einer der größten Calderas der Welt.

Um dort hinein und hinunter zu kommen, mussten wir ein sehr steiles Stück hinunterfahren. Julian und Mirko trauten das ihren Fahrzeugen nicht zu und so schaukelten wir alleine runter in den riesigen Krater.


Aber der starke Wind ließ uns nur kurze Zeit aussteigen, um einen Blick auf die Lagune zu werfen. Die Fumarolen in der Nähe blubberten auch nicht so stark, dass wir uns dem lästigen Wind länger als nötig aussetzten.



Also gings wieder zurück zu den anderen und weiter mit einer Zwischenübernachtung zu Thermen, wo wir auch wieder auf Helga und Rainer stießen.


In nur noch 2.110 m Höhe und 44 Grad heißem Wasser ließen wir unser gemeinsames Abenteuer Puna Route ausklingen und verabschiedeten uns dort am nächsten Morgen voneinander.


Für uns ging es nochmal ca. 220 km in den Norden, nach Cafayate, eines der höchstgelegenen Weinanbaugebiete der Welt.


Die anderen sechs waren dort schon gewesen und wollten alle Richtung Süden weiter.


In Cafayate angekommen erledigten wir erstmal alles wichtige, wie Dreckwäsche abgeben, Vorderreifen auf der Felge tauschen lassen (eine Stelle war extrem abgelaufen) und ließen einen Ölwechsel mit Filtertausch durchführen.


Dabei lernten wir Juan von der örtlichen Feuerwehr kennen. Er organisierte sofort per Handy, dass wir vor der Feuerwehr übernachten durften. Allerdings bellten nachts in der Nachbarschaft so viele Hunde, dass an erholsamen Schlaf kaum zu denken war…


Dann genossen wir ausgiebig die Vorteile einer touristischen Stadt, schlenderten umher und gingen anschließend sehr gut Essen – fünf Gänge mit Weinbegleitung – ein Genuss!


Sonntags hatten wir einen Tisch reserviert auf dem Weingut Piattelli – der Weißwein hatte mir den Tag vorher schon richtig gut geschmeckt.


Das Ambiente des Weinguts und die Umgebung waren traumhaft, aber das Mittagsmenü mit nur einem Wein, fast eine Enttäuschung. Auch von der anschließenden und extra zu bezahlenden Weinverkostung hatten wir uns mehr erhofft.