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Argentiniens Osten – von der Pampa bis nach Buenos Aires

Manuela

Aktualisiert: 23. Feb.

Nachdem wir Feuerland verlassen hatten, kamen wir in die nächste Provinz, Santa Cruz. Hier leben nur 337.226 Menschen (Stand 2022) auf einer Fläche so groß wie die des alten West-Deutschlands.

Sie ist eine der am dünnsten besiedelten Gegenden der Welt.


Für uns ging es in dieser menschenleeren Einsamkeit nur noch in Richtung Norden auf der etwa 3.200 km langen Ruta 3.


Die Landschaft rechts und links der Straße war nahezu flach, ohne Bäume. 

Hier und da waren Schafherden und ein paar Guanakos zu sehen – ansonsten nichts.

Gähnende Langeweile auf einer Straße, die fast nur geradeaus ging.


lebensmüde Guanakos...
lebensmüde Guanakos...

Zum Glück gab es aber einige lohnenswerte Abstecher. Z. B. nach „rechts“ an den Atlantik, in den Nationalpark Monte Leon, wo es plötzlich eine abwechslungsreiche Landschaft mit bizarren Bergen gab, in denen Pumas leben sollten (die wir natürlich nicht zu sehen bekamen, nur deren Fußabdrücke).

An der schönen Küste konnten wir aber Seelöwen und Magellanpinguine beobachten.



Die Temperaturen wurden angenehm mild, je nördlicher wir kamen und unsere Mützen und dicken Jacken wanderten wieder in den Schrank zurück.


Aber es blies ein gnadenloser Wind, der uns den Aufenthalt draußen ein ums andere Mal vermieste.


Ein anderer Abstecher führte uns nach „links“ in einen „versteinerten Wald“.


Auch hier veränderte sich die Landschaft nach einigen km landeinwärts schlagartig, nachdem wir die Ruta 3 verlassen hatten.

Mehrfarbige Berge und ein Vulkan bestimmten das Landschaftsbild.


Üble Waschbrettpiste, aber es hat sich gelohnt.
Üble Waschbrettpiste, aber es hat sich gelohnt.

1000 Jahre alte Bäume, die bis zu 100 m hoch gewesen waren, wurden vor ca. 150 Millionen Jahren während eines Vulkanausbruchs mit einer Ascheschicht bedeckt. Durch den Einschluss von Mineralien in jede einzelne Zelle, „versteinerten“ die Bäume und sahen noch heute so aus, als wären sie erst gestern umgefallen.


Wir durften die Nacht unterhalb dieser uralten Giganten stehen bleiben und hielten auch hier die Augen auf, um einen der hier lebenden Pumas zu entdecken. Aber auch diesmal war es uns nicht vergönnt. Lediglich eine Füchsin mit ihrem Jungen lief uns wenig Scheu vor die Linse.



Dann machte die Ruta 3 einen Schlenker an den Atlantik und kurz vor der kleinen Ortschaft Caleta Olivia konnten wir in aller Ruhe eine Herde von 30 – 40 Seelöwen fast direkt aus dem Unimog beobachten.

Die männlichen Tiere waren wahre Kolosse und können bis zu 1.000 kg wiegen.



Weiter gings Richtung Norden.


Wir kamen in die nächste Provinz, Chubut.

Sie ist etwa halb so groß wie Deutschland und auch hier leben mit etwa 600.000 bis 650.000 Einwohnern nur eher wenige Menschen.


Die Kühlschränke wurden gefüllt, Diesel in der größten Stadt der Provinz, Comodoro Rivadavia, nachgetankt und dann hieß es einen windgeschützten Platz finden, denn für die nächsten Tage war ein extrem starker Sturm angekündigt.


Nördlich der Stadt wurde es hügeliger und an der Küste fanden wir ein Plätzchen vor einer Steilwand, die uns tatsächlich ein bisschen Schutz vor dem Wind bot.


Die Temperaturen wurden sommerlich und wir saßen so lange es ging draußen.


Aber als der Wind kam, mussten wir in die Fahrzeuge flüchten, um nicht sandgestrahlt zu werden. Über die Stadt entwickelte sich ein gigantischer Sandsturm, der raus auf das Meer zog und uns für einige Zeit die Sicht nahm.

Über die sozialen Medien erfuhren wir, dass etliche Straßen in Patagonien wegen des Windes gesperrt waren.



Nach zwei Tagen war das Wetter wieder o.k.


Wir hatten beschlossen die alte Ruta 1 direkt an der Küste weiter zu fahren. Es gab zwar Hinweise auf iOverlander, dass diese Piste nicht durchgängig befahrbar wäre, aber die waren schon älter und ein argentinisches Paar hatte uns gesagt, dass das für unsere Fahrzeuge kein Problem darstellen sollte.


Gut gelaunt und mit richtig Lust auf ein Abenteuer starteten wir unsere Tour.


Wir blieben immer wieder stehen, genossen die fantastische Aussicht oder filmten, wie unsere Männer steile Passagen und Furten bewältigen mussten.



Irgendwann waren wir laut unserem Navi von der eigentlichen Ruta 1 abgekommen.


Allerdings waren Spuren von anderen Fahrzeugen zu erkennen, also folgten wir diesen.

Dann verloren sich auch diese Spuren und wir mussten zu Fuß nach einem neuen Weg suchen.


Henning fuhr vor, in ein ausgetrocknetes Flussbett. Von dort sollte es über den Strand weiter zur eigentlichen Piste zurück gehen.


Aber er kam nur wenige Meter weit. Er blieb mit seinen 11 T im noch feuchten Untergrund stecken. Er versuchte vor und zurück zu fahren und buddelte seinen Unimog immer weiter mit durchdrehenden Rädern ein.


Sandbleche wurden hervorgeholt und dann fingen Uli und Henning an zu schippen.


Aber es half alles nichts. Sobald der schwere Unimog von den Sandblechen rutschte, versanken die Räder immer tiefer im noch feuchten Lehm.


So langsam machten sich Sorgen breit…



Henning kam auf die Idee, sein Ersatzrad in die Erde zu versenken und sich mit seiner Winde daran selber raus zu ziehen.

Also wurde ein tiefes Loch in den zähen Lehm gegraben, der Reifen gut vertäut versenkt und dann die Winde angeschmissen.

Aber die Idee erwies sich als Flop – der Reifen rutschte wie ein Spielzeug aus dem Loch heraus. Alle mühevollen Anstrengungen waren umsonst.



Unser Unimog sollte nun als Anker fungieren. Doch dazu musste er erstmal runter an den Strand.


Uli fand einen Weg und tauchte zu unserer aller Erleichterung am Canyon Eingang auf.


Nun musste nur noch das Drahtseil der Winde mit einigen Abschleppseilen verlängert werden und schon versuchten wir mit unseren 7,4 T den 11 Tonner heraus zu ziehen.


Das klappte allerdings nicht wirklich gut. Henning zog unser Leichtgewicht mühelos durch den Kies. Aber er kam ebenfalls vorwärts. Zwar nur ein, zwei Meter, aber immerhin.


Dann hieß es wieder Sandbleche ausbuddeln, Weg frei graben und wieder von vorne.


Irgendwann, es ging schon langsam Richtung Abend, gab die Winde ihren Geist auf. Scheibenkleister! Die Männer gingen auf Fehlersuche. War es eine Sicherung im Bedienteil? Oder eine andere Sicherung? Die waren alle drin, daran lag es also nicht.


In der Zwischenzeit hatte Henning Kontakt zu einem Argentinier aufgenommen (Starlink sei Dank), den er ein paar Tage zuvor am Strand kennen gelernt hatte und ihn um Hilfe gebeten. Der organisierte tatsächlich einen Kontakt zur örtlichen Feuerwehr und dass, wo er selbst aus Buenos Aires kam.


Wir brachen unsere Rettungsversuche ab, machten was zu essen und gingen gespannt, was der nächste Tag bringen würde, zeitig ins Bett.


Am nächsten Morgen tat die Winde immer noch keinen Mucks. Sie war scheinbar kaputt (zu heiß geworden). Was nun?


Henning hatte zum Glück ein kinetisches Abschleppseil dabei, denn wir würden unsere Kupplung ruinieren, wenn wir es mit reinem Ziehen versuchen würden.


Das kinetische Seil dehnt sich stark beim Ziehen und speichert die Bewegungsenergie des ziehenden Fahrzeugs. Sobald das festsitzende Fahrzeug in Bewegung kommt, zieht sich das kinetische Seil wieder zusammen und gibt die gespeicherte Energie ab. Dadurch entsteht ein kräftiger Ruck und das Fahrzeug käme frei. So die Theorie.


Wir verbanden, um die große Distanz zwischen beiden Fahrzeugen zu überwinden, sämtliche Seile und Verbindungen miteinander, damit Uli nicht zu weit in den Canyon hineinfahren musste.

Und dann gings los. Uli gab Vollgas und spannte das Seil. Henning musste seinen Augenblick abpassen, wann er dran war, ebenfalls Gas zu geben, um den Ruck auszunutzen und dann zu unterstützen.


So ging es einige Male, bis wir ebenfalls im groben Kies des Strandes festsaßen. Zum Glück nicht tief. Wir waren schnell wieder ausgebuddelt.


Henning hatte sich in der Zwischenzeit verletzt. Er hatte einen tiefen Schnitt im Ringfinger, der schnell verbunden wurde.


Und dann tauchte doch tatsächlich ein PKW auf, mit zwei Männern der freiwilligen Feuerwehr vom über 50 km entfernten Comodoro Rivadavia. Sie machten sich ein Bild von der Situation, telefonierten, versprachen Hilfe zu organisieren und nahmen Henning und Jacki mit in die Stadt ins Krankenhaus, damit der Finger professionell versorgt wurde.


Wir räumten auf, ruhten uns aus und warteten auf die Rückkehr der Beiden.


Plötzlich tauchte ein weiteres Fahrzeug auf, mit zwei Männern vom Katastrophenschutz. Auch sie machten sich ein Bild, ließen sich von mir auf Spanisch informieren, wie der Stand der Dinge sei und zogen wieder ab.


Später kam noch ein weiteres Fahrzeug mit Männern, die ebenfalls ihre Hilfe anboten.


Am frühen Abend, Henning war noch nicht wieder zurück, tauchten sechs zum Teil abenteuerlich aussehende Autos eines 4 x 4 Clubs auf, die den Unimog sofort rausziehen wollten.


Ich musste den 12 – 15 Männern klarmachen, dass wir ohne den Eigentümer den Unimog nicht bewegen würden. Ginge etwas kaputt, wer würde für den Schaden aufkommen?


Also hieß es warten und ich machte spanischen Smalltalk… beste Übung ever!


Gegen 20.00 Uhr ging es endlich los. Henning war aus dem Krankenhaus zurück – der Finger musste nicht genäht werden – und die Bergung begann (wieder).


Der Plan war, dass drei Fahrzeuge den Unimog mit ihren Winden herausziehen, gehalten und stabilisiert von jeweils drei weiteren Fahrzeugen dahinter.


Der Plan war gut, aber der Unimog zu schwer. Es ging auch hier nur meterweise voran und dann hieß es wieder graben. Teilweise waren die Räder und Sandbleche tief im schweren Lehm verschwunden.


Aber die Männer waren ehrgeizig und hatten trotz der Ackerei einen Riesenspaß.


Um 1.30 Uhr wurde dann aber doch abgebrochen. Die meisten mussten in wenigen Stunden zu ihrer Arbeit und Müdigkeit hatte sich bei allen breit gemacht.



Der Unimog stand jetzt aber in einer sehr unglücklichen Schieflage. Er drohte zwar nicht umzukippen, aber drinnen war außer dem Bett, was sich ausrichten ließ, nichts zu gebrauchen, oder zu öffnen.


Im Licht des nächsten Tages konnten wir uns das Ausmaß der Schieflage erst richtig angucken. Uli hatte Zweifel, ob das mit der Bergung klappen würde.


Uli, Jacki und ich machten uns dran, die eingegrabenen Sandbleche zu suchen, auszugraben und notdürftig vom schweren Lehm zu befreien. Wir bereiteten die Bergung so weit vor, wie wir es konnten.


Am frühen Abend traf die Truppe gut gelaunt wieder ein. Es waren sogar Schaulustige dabei, da sich die Nachricht von den Deutschen, die im Canyon festhingen, sich rasend schnell in den Medien verbreitet hatte.


Und dann passierte das Unglaubliche. Nach nur drei Versuchen war der Unimog draußen (natürlich musste zwischendurch viel gegraben werden).


Die Freude war riesig auf beiden Seiten. Wir lagen uns in den Armen, Freudentränen kullerten und alle, wirklich alle waren überglücklich, den Unimog frei bekommen zu haben.



Am nächsten Tag ging es zurück in die Stadt.

Unsere Vorräte waren aufgebraucht, der Unimog benötigte eine Unterbodenwäsche, damit wir ihn auf Schäden untersuchen konnten.


Wir fuhren als erstes zur Feuerwehr, um uns nochmals herzlich für die Hilfe und Organisation zu bedanken.


Wir wurden sogleich eingeladen, da zu bleiben und alles auf dem riesigen Gelände der freiwilligen Feuerwehr zu erledigen. Da sagten wir nicht nein. Wir durften Wasser tanken, duschen und unsere Wäsche waschen.

Sogar Steins, die uns mittlerweile eingeholt hatten, wurden eingeladen dort zu übernachten


Wir revangierten uns mit einem Grillabend, bei dem es feucht, fröhlich bis spät in die Nacht ging.



Dann hieß es Abschied nehmen.


Wir wollten weiter und suchten einen ruhigen Platz, an dem wir uns alle erholen konnten, von einem Abenteuer, dass wir so nicht noch einmal bräuchten…


Zwei Nächte standen wir einsam an einem Strand, beobachteten riesige Seelöwenbullen, machten noch kleinere Reparaturen, lasen und quatschten und genossen einfach unser Beisammensein.

Sonntagabend drehten wir den Monitor von Hennings Unimog nach draußen und guckten einen Tatort, wie es sich gehört… 😉



Von Linda und Sandro hatten wir den Tipp bekommen, in Playa Escondido, weiter nördlich, könnte man toll stehen und Seeelefanten beobachten.


Den Platz als solches fanden wir nach unserem vorherigen, perfekten Stellplatz, nicht so toll, aber wir standen unmittelbar vor einer kleinen Herde tiefenentspannter Seeelefantenkühe.

Diese sahen trotz ihres voluminösen Körpers sehr niedlich aus und ließen sich von uns überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Seeelefanten gehören zur Familie der echten Robben und haben keine sichtbaren Ohrmuscheln (wie die Seelöwen, die Ohren haben und deshalb auch Ohrenrobben genannt werden).


Leider ließen sich keine männlichen Seeelefanten blicken. Diese können bis zu 4,5 Meter lang und über 3.500 kg schwer werden und haben eine rüsselähnliche Schnauze, von der ihr Name stammt.



Von da aus machten wir einen kurzen Abstecher nach Puerto Madryn, von wo aus wir auf die Halbinsel Valdez hätten fahren können.


Die Halbinsel ist bekannt für ihr reiches Tierleben. Vor der Küste leben zeitweise verschiedene Walarten, wie Bartenwale (Blau- und Buckelwale) und Orcas.


Für die Bartenwale waren wir zu spät dran, aber es gab eine winzige Chance, Orcas zu sehen.


Aber es stürmte mal wieder brutal und da Sommerferien waren, war der hübsche Ort und seine Strände heillos überlaufen.


Wir fuhren wieder zurück auf die Ruta 3 in die nächste Provinz Rio Negro.


Diese Provinz fällt ebenfalls durch eine „unendliche Einöde“ auf, wie mein Reiseführer wenig verheißungsvoll schrieb. Aber der Blick aus dem Fenster bestätigte leider die Beschreibung.


Umso überraschter waren wir, als wir mal wieder einen Abstecher ans Meer machten und in Las Grutas auf einen hübschen, kleinen Badeort stießen, mit einer Infrastruktur, die keine Wünsche der unzähligen Badetouristen offenließ.


Wir flanierten tagsüber durch die ausgestorbene Fußgängerzone, bestaunten am breiten Strand (bei Ebbe) die kunterbunten Badegäste und genossen beim Sonnenuntergang Cocktails in der Happy Hour.



Dann gönnten wir uns ein fulminantes, extrem leckeres Abendessen in einem Meeresfrüchte- und Sushi Restaurant und waren angenehm überrascht, als die Rechnung kam – wir hatten mit viel mehr gerechnet.


Am nächsten Morgen fuhren wir nur knappe 200 km nach El Condor.


Hier leben am Strand der Steilküste tausende Papageien in Höhlen.

Abends soll es ein Spektakel sein, wenn sie von der täglichen Futtersuche zurück in ihre Nester kommen.


Wir machten bei angenehmen Temperaturen und endlich ohne viel Wind, einen langen Strandspaziergang, bevor wir uns auf die Lauer auf die Papageien legten.



Und tatsächlich. Während und nach einem romantischen, kitschigen Sonnenuntergang kamen tausende, laut krächzende, grüne Papageien angeflogen, setzten sich zu hunderten auf Stromleitungen und Lampen, bevor es dann in ihre Bruthöhlen in der Steilküste ging.


Ein Schauspiel, das uns begeisterte und uns ein Grinsen ins Gesicht zauberte.



Dann verabschiedeten wir uns von der Küste und dem wilden Patagonien und fuhren nur noch zu zweit weiter ins Landesinnere.


Steins wollten/mussten schneller als wir nach Buenos Aires, um mit ihrem Hund Wilma zum Tierarzt zu fahren, da er sich offenbar verletzt hatte und nur noch dreibeinig durch die Gegend hüpfte.


Unser nächstes Ziel war die Lagune Epecuen in der Provinz Buenos Aires.


Das Besondere an dieser Lagune war, dass sie einen der höchsten Salzgehaltswerte weltweit aufweist.


Die Lagune und der gleichnamige Ort waren seit den 1920er Jahren als Kurort bekannt.


Das salzhaltige Thermalwasser sollte heilende Eigenschaften haben und zog Touristen aus ganz Argentinien an.


Als in den 40ziger Jahren der Regen ausblieb, baute man mehrere Staudämme und Kanäle und führte der Lagune so Wasser aus mehreren Seen zu.


Ein Dammbruch 1985 führte dazu, dass der Ort Epecuen überflutet wurde. Diese Überflutung verursachte massive Zerstörungen und die meisten Bewohner mussten evakuiert werden.


Die Stadt wurde schließlich aufgegeben und geriet in Vergessenheit.


Im Jahr 2009, nachdem der Wasserstand wieder gesunken war, wurden die Ruinen und die gespenstischen Überreste der Stadt wieder sichtbar.

Heute ist diese Geisterstadt ein touristisches Ziel, welches uns Menschen zeigt, was passieren kann, wenn wir zu sehr in die Natur eingreifen…


Bevor wir uns aber diese Geisterstadt anguckten, genehmigten wir uns ein Bad in der Lagune. Es war ein witziges Gefühl, nahezu schwerelos im Wasser zu schweben. Einzig der schwere Kopf musste hochgehalten werden. Alle anderen Körperteile trieben von selbst oben im salzigen Wasser.



Da es mal wieder stürmte, mussten wir aufpassen nicht zu weit raus getrieben zu werden, in Richtung Flamingos, die es hier wieder zu Hauf gab.


Nach der Dusche am Strand hieß es schnell in die Fahrzeuge zurück zu laufen, denn sonst wären wir wieder mit Sand paniert worden…


Abends, kurz vor Sonnenuntergang spazierten wir schließlich durch die geisterhafte Ruinenstadt und genossen ihren morbiden Charme.

Wir versuchten uns vorzustellen, wie sie vor ihrem Untergang ausgesehen hatte und hörten förmlich das Lachen der Kinder im Schwimmbad bei den Wasserrutschen.



Morgens fuhren wir nach einer heftigen Gewitternacht, mit Blitzen im Sekundentakt, weiter Richtung Hauptstadt.


Vorher machten wir aber eine Fahrpause auf einer Estanzia – einem typischen, argentinischen Bauernhof, auf dem 2.000 Rinder gezüchtet und gemolken wurden.


Den Kontakt hatten wir über einen Bekannten von Henning bekommen, der die deutschstämmige Inhaberin kannte. Zwei Tage und Nächte entspannten wir im Schatten (es war über 30 Grad heiß) und hörten uns abends beim gemeinsamen Essen ihre Geschichten an, wie es zur Auswanderung ihrer Großeltern kam und wie sie als Witwe nun die Farm alleine leitete.


Der Dank geht raus an Vicky für ihre Gastfreundschaft!



Und dann ging es rein in die drei Millionen Stadt Buenos Aires.


Wobei – zur Metropolregion gehören über 15 Millionen Einwohner, was sie zu einer der größten Städte Südamerikas macht.


Aber da Sommerferien waren und sich die meisten Bewohner scheinbar am Meer oder am Rio de la Plata aufhielten, waren die Straßen überraschend leer.


Wir kamen problemlos an unseren verabredeten Stellplatz am alten Puerto Madero (Holzhafen) und trafen dort auch die Steins wieder.


Die Untersuchungen von Wilma hatten ergeben, dass sie einen Kreuzbandriss hatte und operiert werden musste.


Zu fünft machten wir uns gleich auf den Weg und erkundeten diese prachtvolle Stadt, die vielerorts an Paris erinnert, mit ihren Plätzen mit Denkmälern, Brunnen, Straßencafés, platanengesäumten Straßen und hohen, wunderschönen Häuser mit schmiedeeisernen Balkonen.


Vorbei an der Casa Rosada, dem Präsidentenpalast, ging es über den Plaza de Mayo, dem zentralen Platz und dem politischen Herz der Stadt, in die Innenstadt.


Wir tauchten ein in die Fußgängerzone, gönnten uns das leckerste Eis seit Paraguay und aßen zu Abend im schicken Viertel Puerto Madero, das mit seinen alten Speichern und Kränen am Hafenbecken ein bisschen an Hamburg erinnerte.


Wir mussten noch lange draußen vor unseren Wohnmobilen sitzen, denn es war noch viel zu heiß und zu laut um zu schlafen – ein Nachteil, wenn man zentral in der Stadt stehen möchte…



Am nächsten Morgen, es war mein Geburtstag, gab es ein gemütliches Sektfrühstück und anschließend wurde weiter die Stadt besichtigt.


Diesmal stand der Palacio Barolo, ein beeindruckendes Gebäude des Neoklassizismus auf dem Plan. Eigentlich wollten wir das ikonische Gebäude auch von Innen besichtigen, aber der Eintrittspreis war es uns dann doch nicht wert.


Weitere Wahrzeichen, wie der Obelisk und das Teatro Colon lagen auf unserem Weg, bevor wir uns nochmals das leckere Eis gönnten – es waren immerhin 33 Grad – nicht gerade optimale Bedingungen für eine Städtetour.



In den nächsten Tagen „eroberten“ wir die Viertel San Telmo und La Boca, ein farbenfrohes Viertel mit einer sehr lebendigen Atmosphäre und vielen Touristen.



Dann zogen wir nochmals um, weiter in den Norden der Stadt, um unseren „alten Bekannten“ Bernd und seine Freundin Nora zu besuchen. Die beiden luden uns doch tatsächlich zweimal zum Essen ein! Wir durften duschen und Wäsche waschen, was nach der Hitze dringend nötig war.



Als das Thermometer auf 38 Grad kletterte, machten wir einen Ausflug per Boot in das Delta des Rio de la Plata.


Dieses Delta ist mit 20.000 km2 halb so groß wie die Schweiz und war früher ein bedeutendes Obstanbaugebiet.

Aber Klimaveränderungen haben den meisten Bäumen inzwischen den Garaus gemacht…


Wir genossen den Tag auf dem Wasser sehr.


Ein Argentinisch/Schweizer Paar bot Touren durch das Delta an und versorgte uns mit Informationen und Leckereien, denn Ralf war einst Schiffskoch und verwöhnte uns mit seinem liebevoll, selbst gemachten Essen.



Dann machten Uli und ich uns auf den Weg Richtung Uruguay, denn uns rennt so allmählich die Zeit davon.


Kaum zu glauben. Jetzt sind wir diejenigen, nicht mehr unbegrenzt über Reisezeit verfügen, denn unsere Rückverschiffung aus Uruguay ist für den 29.03. gebucht ;(


Als Uli am nächsten Morgen mit einem Hexenschuss wach wurde, schaffte er es so gerade noch, den Unimog in die Grenzstadt Gualeguaychu (ausgesprochen so ähnlich wie Schuaschuaschu…) zu fahren.


Dort fanden wir mit Hilfe von Nora – danke auch dafür – einen überaus kompetenten und freundlichen Chiropraktiker und Kinesiologen.


Manuel begrüßte uns in seiner Praxis mit Küsschen und versorgte Uli, damit er schnellstmöglich wieder schmerzfrei würde.


Von seiner Tochter Manuela erfuhren wir, dass es doch noch Karten für den Karneval geben müsste. Gualeguaychu ist „berühmt“ für seinen Karneval und wir hatten bereits im Internet erfolglos nach Karten gesucht.


Nach der Behandlung gingen wir also zum Sambadrom, welches hier Corsodrom hieß und konnten am Kassenhäuschen noch zwei Karten, sogar in der VIP-Loge, erwerben.


Auf dem Rückweg hielt neben uns ein rotes Auto an – Manuel und Manuela, die uns dann „nach Hause“ zum Unimog fuhren.


Am nächsten Morgen, Uli ging es viel besser und hatte einen weiteren Behandlungstermin bereits abgesagt, hielt wieder das rote Auto von den Beiden.

Sie waren gekommen, um Uli abzuholen. Wenn ihm die Behandlung vom Vortag so gutgetan hatte, dann wollte Manuel nochmal Hand anlegen. Und das kostenfrei! Er war einfach glücklich helfen zu können.


Unglaublich, diese Freundlichkeit der Argentinier!


Muchas Gracias Manuel y Manuela!!



Gut behandelt, ausgeruht und nur noch mit einer halben Schmerztablette ging es um 21.00 Uhr los Richtung Corsodrom.


Tagsüber verschlafen und einsam, tobten jetzt Menschenmassen zwischen den Tribünen und Gängen.


Kurz nach 22.00 Uhr, es war immer noch 28 Grad warm, fing die ohrenbetäubende Musik an und fast alle sangen mit.

Als dann die riesigen Wagen und kostümierten Tänzer auftauchten, hielt es keinen mehr auf den Stühlen.


Das war eine kunterbunte, schrille Vorstellung mit halbnackten Frauen und Männern. Wahnsinn!


Gegen 2.30 Uhr waren alle Gruppen durch und das Fest jäh zu Ende.



Wir gingen zurück, total happy, um ein weiteres, unvergessliches Erlebnis reicher.


Am nächsten Morgen kauften wir noch ein paar Kleinigkeiten ein und machten uns auf den Weg nach Uruguay.


Für den Unimog waren es die letzten Kilometer in Argentinien, einem Land, das uns total begeistert hat, mit seiner Vielfalt und seinen unglaublich freundlichen und hilfsbereiten Menschen.


Wir werden wohl als Fußgänger im März, oder April nochmal nach Argentinien zurückkommen, wenn der Unimog im Hafen von Montevideo abgegeben wurde.



Jetzt heißt es erstmal unser 18. Land der Reise zu erkunden – Uruguay.

 

 
 
 

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Und so geht es weiter

Ende März / Anfang April fahren wir nach Hamburg, wo der Unimog Mitte April per Schiff auf die Reise nach Halifax geht.
Corona bedingt dürfen wir leider nicht mit an Bord und so fliegen wir vorab für ein paar Tage nach Island, bevor es dann auch für uns nach Kanada geht. 
Ende April soll das Schiff mit unserem Unimog hoffentlich wohlbehalten in Halifax, Nova Scotia einlaufen.
Einige Tage später, hoffen wir, können wir ihn dann endlich aus dem Zoll holen und unser Abenteuer kann endlich beginnen.

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