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Manuela

Patagonien & Feuerland – bis ans südlichste Ende der Welt

Chile ist ein langgestrecktes Land an der Westküste Südamerikas.

Es erstreckt sich über 4.300 km in Nord-Süd Richtung und ist damit eins der längsten Länder der Welt. An der schmalsten Stelle ist Chile nur etwa 90 km breit.


Wie ein Schatten liegt die Militärdiktatur von 1973 – 1990 unter der Regierung von General Pinochet über dem Land, als zahlreiche Menschenrechte verletzt wurden und mehr als 40.000 Menschen Opfer von Repressionen, Folter, Verschwindenlassen und Mord wurden.


Heute gilt Chile als eine der stabilsten Volkswirtschaften Lateinamerikas und für uns war es sogar günstiger, hier einzukaufen, als im mittlerweile sehr teuren Argentinien.


Wir ärgerten uns diesmal bei der erneuten Einreise nach Chile über eine extrem lange Wartezeit, Schlangestehen und einer akribischen Kontrolle durch einen Grenzbeamten.


Der sehr sorgfältige Herr öffnete wirklich jede Außenklappe und im Innenraum jeden Schrank und alle Schubladen. Er leuchtete mit seiner kleinen Taschenlampe in alle dunklen Ecken und entdeckte eine von uns „vergessene“ Zwiebel, die er sogleich konfiszierte.

Auch die Fahrerkabine wurde relativ akribisch durchstöbert, denn Chile hat strikte Einreisebestimmungen, was in das Land eingeführt werden darf und was nicht.


Aber meine gesammelten Muscheln, Sanddollars und spezielle Hölzer blieben zum Glück unentdeckt 😉


Weniger Glück hatten unsere Reisefreunde, die bestes Fleisch aus Brasilien und Argentinien tiefgefroren in der Kühltruhe hatten, in der Annahme, dass dies erlaubt sei. Aber dem war nicht so und so wanderten mehrere Kilo Filet in einen Müllbeutel.


Die Stimmung war entsprechend mies…


Aber wenigstens wurde das Wetter besser.


Nach einer Nacht an einem ruhigen See, an dem Angler Lachse aus dem Wasser zogen, ging es am Llanquihue See bei trockenem Wetter morgens weiter. Vorbei an den ersten Bauernhöfen und Häusern, die auch in den Alpen hätten stehen können.


Alles war saftig grün. Kühe grasten auf üppigen Weiden und weiter unten lag blauschimmernd der See. Nur der Vulkan Osorno versteckte sich noch hinter dichten Wolken.


So fuhren wir erstmal hinter in das Seitental bis Petrohue durch, wo wir vor zehn Jahren bereits waren. Damals reisten wir zur fast gleichen Jahreszeit, waren aber überall fast alleine.


Jetzt parkten etliche Busse und viele Autos in dem engen Seitental des tosenden, türkisfarbenen Gebirgsflusses.


Wir machten einen kleinen Spaziergang und danach abseits der Straße, eine kurze Mittagspause, um dem großen Ansturm zu entgehen.

Dann fuhren auch wir zum Wasserfall, an dem wir natürlich immer noch nicht alleine waren.


Aber das gischtende und sprudelnde Gletscherwasser war immer noch beeindruckend, sodass wir die vielen anderen Menschen um uns herum ausblenden konnten.


Inzwischen hatte sich der Osorno aus den Wolken „frei gekämpft“ und faszinierte mit seiner dicken Schneedecke.



Also nichts wie rauf da und den Sonnenuntergang genießen, so der Plan.


Aber nach einer steilen Auffahrt und etlichen Serpentinen später oben angekommen, blies dort ein starker, kalter Wind. Einigen aus der Reisegruppe war das zu ungemütlich.


So ging es also wieder runter bis zu einem Aussichtspunkt, auf dem wir drei windgeschützt Platz hatten und einen fantastischen Blick auf den See und den Nachbarvulkan Calbuco hatten.


Der Calbuco war am 22. April 2015 förmlich explodiert und hatte eine Aschewolke 15 km in die Luft steigen und Lava seine Hänge hinunterfließen lassen. Im Umkreis von 20 km wurden Dörfer und Städte evakuiert und der Notstand ausgerufen. Aber zum Glück war damals nichts weiter passiert.


Diesem Feuerberg standen wir nun gegenüber und beobachteten fasziniert, wie die Abendsonne ihn und den See unter uns langsam orange und rot färbte.

Das war mal wieder ein genialer Übernachtungsplatz.



Der Ärger vom Vortag an der Grenze war ganz schnell vergessen.


Der nächste Morgen war wolkenlos und so machten wir uns zeitig auf, zu einer Fahrt um den See.


Vor zehn Jahren hatte es uns in Frutilar gut gefallen.

Diese kleine Stadt am Ufer des Llanquihue See hat eine reiche deutsch-chilenische Geschichte, die sich in der Architektur, den Traditionen und der Gastronomie wieder spiegelte.

Viele Bewohner sind Nachfahren deutscher Einwanderer.


Die Gegend bot spektakuläre Ausblicke, auch auf den gegenüberliegenden Osorno, dessen weiße Silhouette sich fantastisch vor dem blauen Himmel abhob.


Und auch dieses Mal waren wir begeistert von dem Flair der Stadt.


Die Sicht war so gut, dass wir neben dem Osorno und Calbuco noch drei weitere Vulkane entdeckten.


Wir spazierten bis zum „Kuchenladen“ wo wir uns Streuselkuchen, Schwarzwälder Kirschtorte und Apfelkuchen genussvoll schmecken ließen (zu sechst).



Für den Abend waren wir in Puerto Varas mit anderen Overländern zum Essen verabredet, die mit einem Achsschaden hier seit Wochen gestrandet waren. Es war ein nettes Kennenlernen und die anschließende Nacht mitten in der Stadt (am Seeufer) war erstaunlich ruhig.


Dann ging es aber weiter.


Das nächste „Abenteuer“ wartete auf uns.


Die Carretera Austral (oder Ruta 7) ist eine ca. 1.300 km lange Straße, die den äußersten Süden Chiles zugänglich gemacht hat.

Unter der Militärdiktatur Augusto Pinochets begannen die Bauarbeiten in den 70ziger Jahren, da die entlegene Region sonst nur per Schiff oder Flugzeug erreicht werden konnte.


Die Landschaft war hier sehr bergig und bewaldet und nur wenig besiedelt. Fjorde und Gletscher durchzogen die Nationalparks.


Auch heute noch sind viele Abschnitte der Carretera Austral einfache Schotterpisten, manche nur per Fähre machbar.


Wir hatten unsere Fährpassage bereits vorgebucht und noch einen Tag Zeit, den wir in einer traumhaft gelegenen Therme, mitten in unberührter Natur, in bis zu 45 Grad warmen Wasser verbrachten. Wir genossen das schöne Ambiente und das wohltuende, warme Wasser sehr.

Als krönenden Abschluss erlaubte uns der Inhaber der Anlage noch, auf dem Parkplatz vor der Therme zu übernachten.



Von dort bis zum Fährhafen Hornopiren war es nur noch ein „Katzensprung“, sodass wir am nächsten Tag Zeit hatten, uns in dem kleinen, einfachen Fischerdorf umzusehen.

Das Wetter war wieder mal bescheiden geworden und in dem Dorf gab es nicht viel zu sehen.  Aber es gab ein kleines Restaurant, wo wir abends überraschend gut gegessen hatten.


Vormittags ging es am nächsten Tag bei grauem Himmel auf die Fähre.

Die Fahrt durch den Fjord war trotzdem wunderschön. Rechts und links unberührte Natur – Berge, Wälder und unzählige Wasserfälle, die teilweise schon zum Douglas Tompkins National Park gehörte.


Der US Millionär Douglas Tomkins, Umweltaktivist und Gründer der Textilmarken North Face und Esprit, hatte in den 90ziger Jahren Land gekauft, mit der Absicht, den dortigen Regenwald zu schützen. Mit den Jahren kaufte er immer mehr Land auf.  2017 (nach seinem tragischen und tödlichen Kajakunfall) wurden die inzwischen 290.000 Hektar Land der chilenischen Regierung gespendet, mit der Auflage, den Nationalpark für jedermann zugänglich zu machen.

Lange Jahre wehrten sich konservative Kräfte (Holzindustrie) in Chile gegen den Park und auch die Fischindustrie, die in den Fjorden unzählige Lachsfarmen betreibt, kämpfte gegen eine Ausweitung. Aber 2006 erklärte der chilenische Staat das Gebiet zum Schutzgebiet.



Wieder an Land übernachteten wir auf einem herrlichen Aussichtsplatz und konnten seit langem mal wieder draußen sitzen (allerdings mit warmen Jacken) und essen.


Am nächsten Morgen war es wie vorhergesagt sonnig, sodass wir unsere Wanderung auf den Vulkan Chaiten in Angriff nehmen konnten.


Der aktive Vulkan, dessen Spuren vom zerstörerischen Ausbruch von 2008 immer noch zu sehen waren, ist zwar nur 1.122 m hoch, aber sein Anstieg hatte es in sich.


Wir mussten ca. 770 Höhenmeter überwinden, größtenteils in Form von Fels- oder Holzstufen, die teilweise sehr weit auseinander lagen.

Die Qualen waren immens und wir waren alle heilfroh, als wir so nach und nach oben angekommen waren.


Von hier hatten wir eine fantastische Fernsicht. Am Horizont waren das Meer und die Insel Chiloe auszumachen, gegenüber Berge, Wälder, Flüsse und Reste von Bäumen, die vom Vulkanausbruch zerstört worden waren.


Am Kraterrand rauchte es aus diversen Schloten – seit 2013 galt der Vulkan wieder als aktiv.


Nachdem wir uns oben alle genügend ausgeruht hatten ging es wieder an den beschwerlichen Abstieg.


Wir fuhren noch ein kleines Stückchen weiter zu unserem Übernachtungsplatz direkt am Meer.



Da es sehr mild war und die Sonne so weit südlich noch bis nach 21.00 Uhr schien, saßen wir noch lange draußen und beobachteten Delfine und Pinguine im Wasser, quasi direkt vor unserer Haustür.


Für den nächsten Tag war wieder schlechtes Wetter vorhergesagt, aber auf unserer Strecke lag der hängende Gletscher Ventisquero Colgangte.


Also rein in die Regenjacke und los ging die Wanderung durch den nassen Regenwald.


Wir hatten die Befürchtung, dass wenn wir oben angekommen sind, gar nichts zu sehen bekommen werden. Aber der Gletscher hob sich vor dem grauen Himmel doch überraschend leuchtend blau ab. Unter lautem Getose löste sich sogar ein Eis Stück ab und krachte in die Tiefe.



Wieder unten angekommen hatte es endlich aufgehört zu regnen, sodass wir von unserem nächsten Übernachtungsplatz am Meer wieder Delfine beobachten konnten.



Aber der Wettergott meinte es nicht gut mit uns.


Das nächste Highlight stand an und es regnete wie aus Eimern.


Schon so lange freuten wir uns auf die Marmorhöhlen, eins der außergewöhnlichsten Naturwunder dieser Erde.

Über mehr als 6.000 Jahre haben Wind und Wasser diese surrealen Felsen und Höhlen geschaffen.

Bei Sonnenschein reflektiert das türkisfarbene Wasser an den hellen Mamorwänden und ergibt ein wahres Naturschauspiel.


Bei unserer Ankunft regnete es aber und auch für den nächsten Tag war keine Wetterbesserung in Sicht ☹


Also ging es trotz Regens früh am nächsten Morgen aufs Boot. Glücklicherweise wurden wir mit einem gefütterten Regenponcho ausgestattet, sonst wären wir unterwegs wohl erfroren...


Das Seewasser leuchtete zwar wunderschön türkis, aber die Höhlen konnten es ohne Sonnenschein nicht so optimal reflektieren.

So blieb uns das eigentliche Erlebnis leider verwehrt. Trotzdem hatten wir Freude an dem Ausflug, waren aber heilfroh, wieder in unsere trockenen und warmen Wohnmobile zurück zu kehren.



Nach einer weiteren Nacht am See fuhren wir am nächsten Tag bei trockenem Wetter (!) in Richtung Grenze nach Argentinien.


Der Grenzübertritt war diesmal völlig problemlos, niemand interessierte sich für unsere Fahrzeuge. Nach nicht einmal 30 Minuten waren wir zurück in Argentinien.


Von anderen Reisefreunden hatten wir die Empfehlung bekommen, nicht die in diesem Abschnitt langweilige Ruta 40 zu fahren, sondern die kleine Schotterpiste entlang der chilenischen Grenze.

Die RP41 sollte einige anspruchsvolle Abschnitte enthalten, die man nur mit 4 x 4 und großer Bodenfreiheit bewältigen konnte.


Also wie gemacht für die beiden Uninmogs. Stefan mit seinem schweren 6 x 6 MAN traute sich das nicht zu und wollte eine andere Route nehmen und uns nur die ersten Kilometer begleiten.


Nach dem tagelangen Regen war die Strecke zwar nass, aber problemlos befahrbar.

Das änderte sich aber schlagartig, als es den ersten Berg hoch ging und wir an zwei liegen gebliebenen Motorrädern vorbeikamen.


Und dann fingen auch wir an zu rutschen. Kein gutes Gefühl...


Wir trafen noch auf vier weitere Motorräder, die sich dank unseres Starlinks (Hennings) Hilfe herbeirufen konnten. Für sie ging es nicht mehr weiter.


Wir gaben noch nicht auf.


Aber nur wenige Meter weiter, als wir nur noch seitwärts schlidderten und nicht abzusehen war, wie die Strecke weiter ging, entschlossen wir uns, dieses waghalsige Abenteuer schweren Herzens abzubrechen.


Denn Sicherheit geht vor. Keiner von uns wollte sein zu Hause auf Rädern in unnötige Gefahr bringen.


Zwei Tage brauchten wir auf der Ruta 40 um nach El Chalten, unserem nächsten Ziel, zu kommen.


Unterwegs bot sich uns neben der langweiligen Streckenführung ein schreckliches Bild.


Viele hundert Kilometer lang hingen hunderte verendete Guankos in Weidezäunen. Eigentlich zu ihrem Schutz entlang der Straße gebaut, wurden sie für viele zur tödlichen Falle. Scheinbar werden die Zäune nachts nicht gesehen. Die Tiere laufen hinein und verheddern sich darin. Da sie sich aus eigenen Kräften nicht mehr befreien können, verdursten sie qualvoll, meist kopfüber im Zaun.


Ein ganz schrecklicher Anblick, den wir nur schwer ertragen konnten.


Seit Tagen hatten wir übrigens mit dem berühmt, berüchtigten Wind in Patagonien zu kämpfen.


Als wir auf El Chalten und das einmalig schöne Panorama vom Fitz Roy zu fuhren, wurde ich beim Öffnen der Tür für ein Foto förmlich aus dem Fahrzeug gerissen. Zum Glück war mir nichts passiert, aber es war eine Warnung, von jetzt an immer darauf zu achten, wie wir stehen, bevor wir irgendwelche Türen öffnen.

Zusätzlich hatte Uli uns Gurte in die Türen eingespannt, damit sie uns nicht mehr aus der Hand gerissen werden konnten.



El Chalten, dass erst 1985 gegründet wurde und damit zu den jüngsten Ortschaften Argentiniens gehört ist ein wahres Outdoor Eldorado.


Von hier hat man unmittelbaren Zugang zu den Bergmassiven des Cerro Torre und des Fitz Roy, welcher das Logo der Outdoor Fa. Patagonia ist.


El Chalten heißt in der Sprache der Tehuelche Indigenen Rauchender Berg. Diese fälschliche Bezeichnung leitet sich vom steilen Gipfel des Fitz Roy ab, der fast immer von Wolken umgeben ist.


Wir mussten auch erstmal wieder einen Tag schlechten Wetters überbrücken, bis wir die Wanderung zu diesem faszinierenden Berg in Angriff nehmen konnten.


Da Argentinien nach einem Jahr Regierung unter dem umstrittenen Präsidenten Milei unglaublich teuer geworden ist und der Eintritt in den Nationalpark seit November 2024 für Ausländer derzeit pro Person, pro Tag bei über 42,00 € liegt, sind wir um 7.00 Uhr aufgebrochen, da zu der frühen Zeit das Kassenhäuschen noch geschlossen war.


Wir hatten uns eine insgesamt 11 km lange Tour (eine Richtung) ausgesucht, bei der 750 Höhenmeter überwunden werden mussten.


Angegeben waren fünf Stunden zu wandern. Die ersten Kilometer waren noch moderat und verlangten nicht viel von uns, außer Ausdauer.


Der Himmel war grau, aber irgendwann hatten wir freie Sicht auf den 3.406 m hoch Granitberg und der zeigte sich ohne Wolken!



Beschwingt und motiviert wanderten wir weiter, bis wir nach gut zwei Stunden an einem Schild ankamen, dass es ab jetzt nur für Geübte mit guter Kondition weiter ging.


Wir mussten auf einem Kilometer 400 Höhenmeter überwinden. In steilen Kehren ging es über Schutt und Geröll und wurde jetzt richtig anstrengend und schweißtreibend.


Nach etwa einer weiteren Stunde erreichten wir einen Bergrücken oberhalb der Laguna de los Tres, in der sich der mächtige Fitz Roy und seine Gletscher spiegeln.


Natürlich waren wir nicht die Ersten und allein dort oben. Wir suchten uns einen einigermaßen windgeschützten Platz und macht über eine Stunde Rast, immer das Bergmassiv im Blick. Leider zogen immer mehr Wolken herein, die den steilen Gipfel umspielten.



Als uns allmählich zu kalt wurde, machten wir uns wieder an den Abstieg.


Uns kamen noch hunderte Wanderer entgegen, in allen Zuständen der Erschöpfung. Die meisten viel jünger als wir, was uns mal wieder stolz werden ließ, wie fit wir doch noch waren 😊


Wieder am Unimog zurück, taten uns die Beine aber sehr weh und wir konnten uns nur schwer aufraffen mit den anderen zum Essen in ein nahe gelegenes Restaurant zu gehen.


Nach einem Tag Wanderpause stand die nächste Tour an.


Diese führte uns wieder 11 km (ein Weg) zur Laguna Torre. Sie war aber längst nicht so steil und führte uns lange Zeit oberhalb des Rio Fitz Roy (Fluss) entlang und gewährte uns wunderschöne Ausblicke schon von unterwegs aus.


Am Ziel angekommen freuten wir uns über etliche in der Lagune treibende Eisberge, die vom Torre Gletscher abgerutscht waren. Aber die filigrane Spitze des Torre hüllte sich noch in Wolken.


Wir machten erstmal ein Picknick und warteten. Und endlich, nach einer Stunde geduldigen Wartens linste der Torre für kurze Zeit in seiner ganzen Pracht aus den Wolken hervor. Was für ein majestätischer Anblick!



Zufrieden und glücklich machten wir uns wieder an den langen Abstieg.


Am nächsten Morgen gings dann auch schon weiter, vorbei an dem türkis leuchtenden Argentino See.

Mit einer ca. dreifachen Größe des Bodensees ist er der größte See Argentiniens. Er wird von mehreren Gletschern gespeist. Unter anderem von dem bekanntesten, dem Perito Moreno Gletscher, der unser nächstes Ziel war.


Dieser hatte uns vor zehn Jahren bereits verzaubert und in seinen Bann gezogen. Damals hatten wir aber leider nur sehr wenig Zeit ihn in Ruhe zu bestaunen.


Das holten wir nun nach, bei perfektem Wetter. Die Sonne lachte von einem wolkenlosen, strahlendblauen Himmel. Und da wir früh dran waren, hatten wir die ersten Stunden den Gletscher fast für uns alleine.


Von mehreren Aussichtsplattformen und Balkonen hatte wir unterschiedlichste Blickwinkel auf diesen riesigen Gletscher. Er hat eine Fläche von 254 km2, ist 30 km lang und an seiner breitesten Stelle ca. 70 m hoch.


Stundenlang beobachteten wir dieses Naturwunder und warteten, dass er endlich „kalben“ würde. Unsere Geduld wurde wieder belohnt – wir konnten mehrere gewaltige Abbrüche beobachten und auch hören. Denn das Kalben (Abbruch von Eisstücken) geht mit einem wahnsinnig lauten Knallen einher.



Total glücklich ging es am nächsten Tag weiter Richtung Süden auf der wieder sehr eintönigen Ruta 40.


Der nächste Grenzübertritt nach Chile stand an, denn hier wartete ein weiteres Highlight unserer Reise auf uns – der Torres del Paine Nationalpark.


Diesmal hatten wir aber Glück. Der Grenzer warf nur einen kurzen Blick in unsere Wohnmobile und nach nicht mal 40 Minuten waren wir wieder in Chile.


Wir fuhren mit einer Zwischenübernachtung früh morgens in den Park. Leider spielte diesmal das Wetter nicht mit. Es war bedeckt, windig und relativ kalt.


Deswegen fuhren wir als erstes zum Grey See und seinem gleichnamigen Gletscher.


Vor zehn Jahren hatten wir unzählige Eisberge direkt in Ufernähe bewundern dürfen.

Jetzt entdeckten wir nur einen Eisberg, der zwar riesig war, aber leider sehr weit weg.


Enttäuschung machte sich breit. Trotzdem umwanderten wir die kleine Halbinsel, in der Hoffnung, noch auf der Rückseite auf Eisberge zu stoßen. Aber Fehlanzeige. Kein einziger Eisberg in Ufernähe.



Also fuhren wir weiter durch den 2.420 km 2 großen Park, der seinen Namen den Indigenen Tehuelche zu verdanken hat. Übersetzt bedeutet Torres del Paine so viel wie „Türme des blauen Himmels“, aber davon fehlte jede Spur.


Allerdings hatte das gewaltige, zweifarbige Bergmassiv auch mit Wolken seinen Reiz und wir hielten immer wieder an, um zu gucken und zu fotografieren.


An der Abzweigung, zum Wandertrail zu den drei Torres hoch, verabschiedeten wir uns vorerst von Caterina und Stefan, die wegen ihres Hundes eigentlich gar nicht in den Park hätten fahren dürfen.

Wir bogen mit Jacki und Henning zum Wanderparkplatz ab und blieben dort über Nacht stehen, was offiziell zwar nicht erlaubt war, aber von mehreren Campern trotzdem gemacht wurde.


Denn am nächsten Tag versprach das Wetter besser zu werden und Uli und ich wollten die anspruchsvolle 20 km Wanderung (hin und zurück) nochmal gehen, wie 2014 schon einmal.


Aber wir sind in Patagonien… und da ändert sich das Wetter genauso schnell, wie der Wind bläst.


Am nächsten Morgen wurden wir vom Getröpfel des Regens geweckt.

So ein Mist. Wir wollten eigentlich um 8.00 Uhr starten. Daraus wurde nichts. Die Torres waren auch noch in den Wolken versteckt und nicht annähernd von unten zu sehen ☹


Gegen 9.30 Uhr hörte es zumindest auf zu tröpfeln, so dass wir uns anzogen und losmarschierten.

Wir reihten uns ein, in den scheinbar unendlichen Strom von Wanderern, die alle das ärgste Wetter abgewartet hatten.


An einer kleinen Brücke, die man nur mit zwei Personen betreten durfte, gab es sogar einen kleinen Rückstau. Oh je, das machte ja so gar keinen Spaß…


Aber schnell trennte sich „Spreu von Weizen“. An der ersten, längeren Steigung brauchten viele bereits eine Pause und wenn es nur zum Jacke ausziehen war. Wir überholten bestimmt einige hundert untrainierte und korpulentere Menschen und allmählich konnten wir uns von der Masse absetzen.


Aber dann kam der eigentliche, fordernde Anstieg und da kam ich, ohne vorher gefrühstückt zu haben, auch ganz schön ins Japsen…


Als wir die letzte Hürde, hohe Felsstufen, überwunden hatten, breitete sich der Torres See, unterhalb der drei Türme, vor uns aus. Er schimmerte wunderschön türkis.  Aber die drei Torres dahinter waren in den Wolken verschwunden und nicht mal zu erahnen.


Wir fanden zwischen den hunderten Wanderern, die bereits oben waren, einen Felsen zum Sitzen und frühstückten erstmal.

Und beobachteten die Leute.

Vor uns war ein recht großer Felsen, auf den viele Leute kletterten und sich von unten fotografieren ließen.


Als die drei Torres aus den immer weniger werdenden Wolken lugten, bildete sich sogar eine Schlange von fotografier willigen Posern vor dem Felsen.


Wir konnten über diesen Irrsinn, ausgelöst durch Instagram, Tik Tok, Youtube und was es alles gibt, nur den Kopf schütteln.


Nach über 1,5 Stunden rissen wir uns vom Anblick der steilen Türme, die den drei Zinnen in Südtirol nicht unähnlich sind, los und begaben uns auf den Rückweg.



Wahnsinn, was uns noch für Menschenmassen entgegenkamen. Und bei dem ein oder anderen waren wir respektvoll erstaunt, dass sie es ganz hoch geschafft hatten.


Jacki und Henning waren bereits mittags aus dem Park rausgefahren und sind Caterina und Stefan hinterher gefahren nach Puerto Natales.


Wir blieben noch eine weitere Nacht auf dem Wanderparkplatz stehen und sind erst am nächsten Tag bei schönstem Wetter nochmal quer durch den ganzen Park zurückgefahren.


Dabei waren wir über die ganzen Aus- und Anblicke schier begeistert und sind immer wieder, auch auf der Suche, endlich einen Puma zu entdecken, stehen geblieben und haben die einzigartige Natur mit den Augen aufgesogen.


Aber auch hier hatten wir kein Glück, obwohl der Torres del Paine Nationalpark mit eine der höchsten Pumapopulationen haben soll.



In Puerto Natales, das bereits an einem Fjord am Meer liegt, trafen wir die anderen wieder.


Frühling in Patagonien

Wir genossen einen Abend in großer Runde (zehn Overlander) in einem guten Fischrestaurant, füllten am nächsten Tag die Kühlschränke wieder auf und machten uns auf den Weg Richtung „Ende der Welt“.


Unterwegs trafen wir auf eine riesige Kuhherde (einige 100 Tiere), die von ihren Gauchos am Straßenrand mit Hilfe ihrer Hunde entlang getrieben wurde.


Ansonsten gab es nichts zu sehen, außer windschiefe Büsche und hin und wieder Schafe. Bäume gab es kaum noch und wenn dann, sehr verkümmert, durch den steten, starken Wind.

Wir hatten richtig Glück, denn der Wind kam schräg von hinten und trieb uns regelrecht vor sich her.


Am frühen Nachmittag erreichten wir Punta Arenas, die mit 120.000 Einwohnern südlichste Großstadt der Welt, die bereits an der Magellan Straße liegt.


Trotz starkem Wind machten Uli und ich dick eingemummelt eine kleine Erkundungsrunde am Wasser entlang.


Schon ein komisches Gefühl, dem gegenüber liegendem Feuerland schon so nah zu sein und damit das geografische Endziel unserer Reise schon bald zu erreichen.


Wir guckten uns die hübsche, bunte Stadt bei einem ausgiebigen Spaziergang an.



Am nächsten Tag trafen wir uns abends spontan mit Julia & Walter, die wir schon „ewig“ von Instagram „kannten“ zum Pizza essen.


Wir fuhren einen Tag später ebenfalls an der Magellan Straße entlang (wie Henning & Co. am Tag zuvor) und beobachteten von unserem grandiosen Stellplatz aus Mink Wale und Delfine.



Dann machten wir noch eine Wanderung bis zum Leuchtturm hinter, sahen unterwegs wieder einige Delfine und einen Wal (aber weit weg), tankten Wasser aus dem Fluss und fuhren dann nach Punta Arenas zurück, um noch einem Großeinkauf für Weihnachten und Silvester zu erledigen.


Wir fuhren am späten Nachmittag an der Magellan Straße entlang Richtung Atlantik und übernachteten neben einer aufgegebenen Estanzia.


Wir mussten neben den Häuserruinen vor dem Wind Schutz suchen, damit wir nicht allzu sehr durchgeschüttelt wurden.


In den Ruinen lagen 100te Ballen mit Schafwolle in Plastikfolien eingewickelt. Uns war nicht klar, ob sie dem Verfall preisgegeben war, oder ob die Wolle noch zur Weiterverarbeitung abgeholt werden würde.


Am Sturm gepeitschten Meer besichtigten wir noch zwei alte Dampfschiffwracks, die seit vielen Jahrzehnten an Ort und Stelle vor sich hin rosteten.



Und dann ging es am nächsten Vormittag per Fähre über die Magellan Straße rüber nach Feuerland.


Wir besichtigten dort die einzige Königspinguin Kolonie außerhalb der Antarktis und waren von den ulkigen Frackträgern ganz begeistert.

Allerdings waren wir dann auch ganz froh, als wir nach einer Stunde wieder in den warmen Unimog zurückdurften.

Der Wind war schneidend kalt und extrem stark auf Feuerland…



Uns beschlichen immer öfter „merkwürdige“ Gefühle, je näher wir unserem Endziel - Ushuaia - kamen.


Einerseits waren wir natürlich voller Vorfreude, endlich unsere Familie und Freunde bald wieder zu sehen. Aber andererseits konnten wir uns ein Ende unseres freien „Vagabundenlebens“ noch gar nicht vorstellen.


Entsprechend emotional war dann auch die Ankunft in Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt, oder wie sie hier genannt wird, dem Ende der Welt, oder auch „das Tor zur Antarktis“.



Denn von hier aus starten unzählige Kreuzfahrtschiffe ihre Antarktistouren.


Wir hatten bis zum Schluss gehofft, ebenfalls eine last minute Tour zu ergattern, wie es einigen unserer Freunde im letzten Jahr gelungen war. Aber dieses Jahr waren, wie so vieles andere in Argentinien auch, die last minute Angebote unglaublich teuer und damit für uns unerschwinglich.


Nach Ankunft in der Stadt machten wir einen kurzen Erkundungsgang in der einzigen Hauptgeschäftsstraße, gingen lecker Mittagessen und fuhren dann die 11 km hinaus, zu einem kommunalen Stellplatz, auf dem sich Overlander aus der ganzen Welt trafen, um gemeinsam Weihnachten zu feiern.



Hier trafen wir dann auf etliche „alte Bekannte“, lernten viele, viele neue kennen und verbrachten ein paar schöne Tage und einen stimmungsvollen Heiligen Abend mit Gleichgesinnten.


Sogar das Wetter spielte mit. Es war mit Temperaturen zwischen 15 und 19 Grad relativ warm, aber das Wichtigste war, es stürmte kaum.



Silvester wollten wir am Beaglekanal feiern und fuhren dazu schon einige Tage vorher die ca. 130 km zum allersüdlichsten Punkt, den man mit einem Fahrzeug auf Feuerland erreichen kann.


Von hier aus waren es „nur“ noch 1.200 km bis zur Antarktis.


Es gab außerdem kein Land mehr auf der ganzen Welt, das soweit südlich lag.

Würden wir von dort aus mit einem Boot starten und einmal um die Welt fahren wollen, würden wir so lange nicht mehr auf Land stoßen, bis wir wieder Feuerland erreicht hätten.


Diese Vorstellung begleitete und faszinierte uns die nächsten Tage, als wir stundenlang auf die Meerenge stierten und hofften, Orcas zu entdecken.

Aber auch hierbei hatten wir kein Glück. Lediglich Delfine, Mink Wale und einen verendeten Buckelwal am Strand konnten wir entdecken.


Wir gingen zweimal richtig gut essen und probierten Königskrabben, die hier aus dem bis zu 665 m tiefen Beaglekanal gefischt werden.



Im neuen Jahr trennten sich mal wieder die Wege von den meisten unserer Reisefreunde.

Diese Abschiede sind oft ziemlich berührend, weil man den ein oder anderen vielleicht erst wieder in Deutschland wieder sieht.


Für uns ging es ab da nur noch nordwärts, zurück in hoffentlich wärmere und vor allem windärmere Gebiete.


Ein paar km ging es für eine Nacht nochmal durch Chile, dann mit der Fähre wieder über die Magellanstraße zurück auf das Festland.


Ein vorerst letzter Grenzübertritt und wir verließen wehmütig das letzte Mal Chile.


In Argentinien wartete aber ein richtiges Highlight auf uns.


Am Cabo Virgenes, das nur über eine üble Schotterpiste zu erreichen war, für die wir über drei Stunden brauchten, lag zum einen der Anfang der Ruta 40.

Hier, am km 0 gab es, wie in ganz Argentinien entlang der 5.300 km langen Straße ein Straßenschild, das über und über mit Stickern beklebt war. Argentinier lieben Sticker…



Aber was uns viel mehr anzog, war die zweitgrößte Magellanpinguin Kolonie Argentiniens.


Hier lebten über 30.000 Tiere in einem geschützten Gebiet, was aber (leider) nicht überwacht und kontrolliert wurde – dazu später mehr.


Wir konnten direkt vor dem Eingangsgatter über Nacht stehen bleiben und waren so noch weit genug weg von Geruch und Lärm.

Denn die kleinen Frackträger machten ganz schön Krach und stanken ziemlich…


Gar nicht weit entfernt von unserem Platz, konnten wir die ersten Tiere laufen sehen, in ihrem putzigen Watschelgang.


Als wir uns ihnen näherten, blieben sie relativ entspannt. Einige waren sogar recht neugierig und kamen näher.


Es gab einen Korridor zum Meer hinunter, wir nannten ihn Highway, auf dem unzählige Pinguine unterwegs waren.

Näherten wir uns zu sehr, blieben die Pinguine stehen und warteten, bis wir ihnen den Weg wieder frei machten.