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  • Manuela

Washington & Oregon überraschen uns mit Vulkanen

Aktualisiert: 15. Aug. 2023

Den schweren Abschied von Kanada wollten wir möglichst schnell und ohne Sentimentalitäten erledigen.


Als erstes haben wir uns natürlich von Karen & Julian verabschiedet, bei denen wir fünf Nächte vorm Haus standen.

Der Plan war, danach zu Hans zu fahren, ein Hannoveraner, der seit über 40 Jahren in Kanada lebt und ein „altbekannter“ Unimogschrauber ist, um dort noch ein paar Nächte zu verbringen und einiges am Unimog zu erledigen.

Am Ende haben wir nur zwei, drei Ersatzteile gekauft und Uli hat unsere porösen Staubmanschetten an der Spurstange ausgetauscht.

Als das erledigt war, haben wir uns spontan entschieden in die USA weiter zu fahren, ohne unsere letzten kanadischen Dollar für einen Kaffee und Apfeltaschen bei Tim Hortons zu lassen, oder noch ein paar von den leckeren Wunderbars zu kaufen – die besten Schokoriegel ever…


An der kleinen Grenze waren wir die einzigen, die ausreisten, und so waren wir nach nicht mal fünf Minuten erneut in den USA.


Die Vorstellung, dass das Kapitel Kanada damit endgültig erledigt ist, war schon ein komisches und mit Wehmut behaftetes Gefühl.


Von Julian hatten wir noch den Tipp bekommen, uns die Vulkane anzugucken, die plötzlich und völlig unvermittelt aus dem flachen Farmland emporsteigen.

Wir konnten uns das nicht vorstellen, bis wir im Dunst tatsächlich den schneebedeckten Gipfel des 3.287 m hohen Mt. Baker sahen.


Kurzer Hand änderten wir unsere geplante Route und fuhren hin.


Da es so langsam Richtung Abend ging, brauchten wir einen Übernachtungsplatz.

Dank der iOverlander App fanden wir einen, wunderbar abgelegenen, hoch oben im Wald.

Allerdings wurde diese Gegend offensichtlich von Jägern genutzt, die hier Schießübungen zu machen schienen, denn der gesamte Platz war von Patronenhülsen und zerschossenen Gegenständen und Müll überseht.

Dafür war die Aussicht ins Tal sagenhaft, vor allem, als es dunkel wurde.


Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich den Mt. Baker erwandern, aber die Zufahrtstraße die wir uns ausgesucht hatten, war leider gesperrt.


Also sind wir wieder zurück zum Highway und wollten unsere Wanderung am Mt. St. Helens, der bekannteste Vulkan in der Kaskadenkette, machen.


Zur Kaskadenkette gehören allein in den USA 19 Vulkane, die entlang des pazifischen Feuerrings von Washington bis nach Kalifornien, wie an einer Perlenkette aufgereiht liegen.


Zuerst mussten wir uns aber durch Seattle quälen, dass wir „links liegen“ lassen wollten, weil wir uns nicht schon wieder durch eine Millionenstadt mit dem Unimog kämpfen wollten.

„Wir können uns nicht alles angucken“, war zum Leitspruch vieler Reisender geworden, die wir kennengelernt hatten…

In der urbanen Umgebung der Großstadt war es mal wieder schwierig einen schönen Übernachtungsplatz zu finden, und so sind wir nach einigem Gekurve mal wieder bei einem Walmart gelandet, eine Lösung, die fast immer geht.

Auf dem Parkplatz waren wir dann auch nicht die einzigen, die über Nacht geblieben sind.


In Seattle hatten wir ja schon viel Verkehr, aber als wir am nächsten Morgen weitergefahren sind, gerieten wir in einen richtig langen Stau. Kurz entschlossen fuhren wir, wie viele andere Fahrzeuge vom Highway ab und – oh Wunder - nach einigen Kilometern staute es sich auch auf der Umgehungsstrecke.


Ein kurzer Blick auf die Karte und wir änderten mal wieder unseren Plan.


Mt. St. Helens musste warten, erstmal ging es zum Mt. Rainier, mit 4.392 m der höchste Vulkan der Kaskaden.


Je weiter wir uns von der nebligen und dunstigen Pazifikküste entfernten, desto klarer und sonniger wurde das Wetter.


Und plötzlich tauchte der Vulkan vor uns auf. Gigantisch! 23 Gletscher laufen vom Vulkangipfel in alle Himmelsrichtungen hinunter.


Wir waren total begeistert und froh, dass wir diesen „Umweg“ machen mussten.


Im Nationalpark ist wildcampen verboten und so sind wir „brav“ für zwei Nächte auf den wunderschön im Wald gelegenen Campingplatz gegangen und hatten vom nahegelegenen Flüsschen einen grandiosen Blick auf den Vulkan.


Morgens sind wir dann gleich hoch zum „Paradise Parkplatz“ gefahren, um von da den Skyline Trail zum Panorama Point zu gehen.


Zunächst war der Trail ein breiter, geteerter Weg und wir waren skeptisch, was die Amerikaner unter Trail verstehen.

Aber weiter oben, wo es für viele zu steil wurde, wurde der Trail dann steinig und schmal und damit wunderschön und fast einsam.


Die Aussicht auf den Vulkan, seine Gletscher, Wasserfälle und auf die umliegenden Berge war mal wieder atemberaubend schön.

Gegenüber, am nächsten Berg, brannte der Wald und der Rauch trübte leider immer mehr die Fernsicht. Mt. St. Helens und Mt. Adams waren so gerade eben noch im Dunst zu erkennen.

Trotzdem war es ein grandioser Tag mit einer anstrengenden, aber wundervollen Wanderung!


Auf der Rückfahrt haben wir uns noch schnell zwei Wasserfälle angeguckt, die den tollen Tag perfekt abrundeten.


Dann ging es am nächsten Tag endlich zum Mt. St. Helens.


Dieser Vulkan erreichte traurige Berühmtheit, weil er nach tagelangem Grummeln und vor sich hin „spucken“ am 18. Mai 1980 förmlich explodierte und dabei seine komplette Kuppe weggesprengt wurde.


Wir wollten ursprünglich an seine Südwestseite, weil es dort lt. iOverlander die meisten Übernachtungsplätze und Wanderwege gibt.

Wir haben uns aber durch Hinweisschilder an die Nordostseite lenken lassen, was uns zunächst ziemlich ärgerte.

Aber dann fanden wir einen genialen Aussichtspunkt, riesig groß und ohne „no“ Schilder – no camping / no overnight parking – die findet man leider zu oft an den schönsten Plätzen…

Von hier aus guckten wir direkt hinein in den Krater, da es auf der dieser Seite keinen Kraterrand mehr gab.

Unser Abendessen fand später draußen auf einer Bank statt, den Vulkan immer im Blick. Es war noch so schön warm - so etwas hatten wir noch nicht oft gemacht auf unserer bisherigen Reise.


Als dann im Westen die Sonne unter ging, wurden der Vulkan und die Umgebung in rotgoldenes Licht getaucht.

Im Nordosten konnten wir die Gletscher vom Mt. Rainier sehen, die im Licht rot leuchteten und wie glühende Lava aussahen. Gegenüber im Osten ging zeitgleich der Mond auf, der noch eine Nacht brauchte, um Vollmond zu sein.

Diese fantastische Szenerie wurde noch getoppt, als ein Rudel Wölfe anfing den Mond anzuheulen – ein Gänsehautmoment. Nachts um 3.00 Uhr und näher dran, waren wir von dem Wolfsgeheul dann eher fast schon genervt.

Am nächsten Tag fuhren wir dann über den Columbia River an Portland vorbei schon nach Oregon. Hier liegt gefühlt alles sehr nah beieinander – von Kanada sind wir andere Entfernungen gewöhnt...


Uns hat Washington positiv überrascht mit seinen Vulkanen und der Bergwelt drum rum.


Viele fahren nonstop hindurch, oder gucken sich bestenfalls Seattle an – ein Fehler wie wir finden, bzw. man kann sich nicht alles angucken 😊


In Oregon wollten wir uns eigentlich die unzähligen Wasserfälle an der Gorge – einer Schlucht am Columbia River angucken. Aber erstmal war die Schlucht nicht so dolle und durch die lange Trockenheit, waren die Wasserfälle, die wir von der Straße aus sahen, nicht so sehr beeindruckend.


Wir wollten lieber noch einen Vulkan sehen, den Mt. Hood. Dieser ist 3.429 m hoch und es befinden sich Skigebiete auf ihm.


Auf dem kurzen Weg dorthin kamen wir durch eine Landschaft, die wie Südtirol aussah, mit Apfel- und Pfirsichplantagen, sowie Weinbergen. Das haben wir hier nicht erwartet und so waren wir erneut total überrascht.


Das Skigebiet mit seiner Infrastruktur drum rum, wie einem riesigen Parkplatz, ist im Sommer leider gesperrt – wir hatten auf einen Übernachtungsplatz gehofft. So haben wir nur eine dreistündige Wanderung unternommen mit tollen Aussichtspunkten.

Eine kurze Recherche hat uns aber zu einem weiteren, großen Parkplatz geführt, auf dem schon andere Wohnmobile standen und hier war Übernachten problemlos möglich, sogar mit Blick auf den Mt. Hood!


Der Parkplatz ist eigentlich als Polder für den White River gedacht, da es hier durch warme Winde im Winter zu Starkregen und Schneeschmelze kommt, die den Fluss dann so stark anschwellen lassen, dass in der Vergangenheit schon mehrfach Brücken und Straßen weggeschwemmt wurden. Jetzt im trockensten und heißesten Oktober seit den 1970zigern ist der Fluss nur ein schlammiges Rinnsal, der immer noch Asche mit ins Tal bringt.


Nach einer relativ ruhigen Nacht haben wir am nächsten Morgen wieder eine dreistündige Wanderung entlang des Flusses unternommen.

Allerdings war nach dem Vollmond ein Wetterwechsel im Gange und es fing an zu stürmen, was die feine Asche wie Saharasand durch die Luft wirbelte. Es knirschte bald zwischen den Zähnen, so dass wir unsere Tour abkürzten und wir zwischen schützenden Bäumen so hoch hinauf gingen, dass wir den Blick auf den nächsten Vulkan werfen konnten, auf den ca. 70 km entfernten Mt. Jefferson.


Dabei haben wir den berühmten Pacific Crest National Scenic Trail, kurz PCT gekreuzt und sind ein paar Kilometer auf ihm gelaufen.

Dieser berühmte Weitwanderweg ist 4.280 km lang und verläuft von British Columbia in Kanada über bis zur Grenze von Mexiko und überwindet dabei 120.000 Höhenmeter. Was für eine Herausforderung!

Für uns ging es am nächsten Morgen endlich Richtung Küste.

Die Wetterapp hatte Nebelfreie Tage vorhergesagt.


Und wieder wurden wir von der Landschaft überrascht. Je näher wir Richtung Pazifik kamen, desto lieblicher wurde die Natur. Hier gab es neben Weinstöcken auch Haselnussplantagen und sogar Olivenbäume wuchsen auf einem Feld. Es sah aus wie in Oberitalien - Piemont oder Toskana – aber nur so lange, bis wir den Pazifik erreichten.


Hier dominierte das raue Meer mit hohen Wellen, endlosen, feinen Sandstränden, Leuchttürmen und salzige Gischt hing wie Nebelschwaden in der Luft.


Wir blieben bei traumhaftem Wetter vier Nächte an der Küste, davon drei auf Campgrounds, weil das frei Stehen hier fast überall verboten ist.

Eine Nacht haben wir es trotz Verbotsschild gewagt und hatten eine sehr unruhige und laute Nacht… Mülltonnen wurden mehrfach auf Verwertbares durchsucht.


Am nächsten Morgen wurden wir von einem freundlichen Ranger darauf hingewiesen, dass das Übernachten in Provincial Parks nicht erlaubt ist, aber wir hätten ein cooles Wohnmobil…

Wir fuhren nur kurze Etappen, machten viele, ausgiebige Strandspaziergänge, beobachteten immer wieder Wale, die in großen Herden Richtung Süden die Küste entlang zogen. An manchen Stellen gab es statt Strand eine felsige Steilküste und Regenwälder. Die Küste Oregons gefiel uns richtig gut.

Unseren vorerst letzten Campingplatz in Oregon haben wir dann allerdings fast „fluchtartig“ verlassen, da von einer Minute auf die andere der Nebel zurückkam und die Temperaturen mal eben um 10 Grad und mehr fielen.


Im Landesinneren war es immer noch mit 25 Grad angenehm warm, während es an der Küste gerade noch zweistellig war.


Spontan fuhren am nächsten Tag für eine Nacht rüber nach Kalifornien und hier in den nördlichsten Teil des riesigen Redwood Nationalpark.


Leider ist dieser noch nicht weit genug im Landesinneren, bzw. der hartnäckige Nebel hatte sich weiter ins Inland vorgeschoben, sodass wir der Nebelsuppe nicht völlig entkamen.


Aber das war eigentlich auch zweitranging, weil wir uns hier die riesig großen Küsten Redwoods angucken wollten, die bis zu 2.000 Jahre alt, 115 m hoch werden und einen Durchmesser von 8 m erreichen können.


Im Visitor Center wurden wir super nett von einem sehr engagierten Ranger beraten, der uns nach kurzem Blick auf unser Wohnmobil eine Strecke empfahl, die größtenteils geschottert war und sich ziemlich schmal durch die riesigen Bäume schlängelte. Es war so beeindruckend!

Die großen Giganten standen bis dicht an die Straße heran, bzw. ist die Straße um die Bäume herum angelegt worden.


Ein kurzer Trail führte uns zu den fünf größten Baumriesen in diesem Teil des Parks. Der Größte hatte einen Durchmesser von ca. 7 m! Unfassbar, dass Bäume so groß werden können.

Am nächsten Morgen fuhren wir nur wenige Kilometer weiter ins Inland und hatten wieder strahlenden Sonnenschein.


Wir fuhren zurück nach Oregon, Richtung Nordosten – ein bisschen zick zack sozusagen, aber die Strecken kamen uns nach den riesigen Distanzen in Kanada nicht mehr so unendlich vor.


In den USA lag gefühlt alles näher beieinander, zumindest hier im Nordwesten.


Wir wollten unbedingt noch zum Crater Lake Nationalpark, dem mit an einer Stelle 592 m tiefsten See der USA.

Gespeist wird er lediglich durch Regen und Schnee, hat keine anderen Zuflüsse und ist dadurch einer der saubersten Seen der Welt mit einer intensiven dunkelblauen Farbe.

Der See entstand in einer Caldera, eines vor 7.700 Jahren kollabierten Vulkans, der einmal eine Höhe von 3.600 m hatte. Diese Eruption war wahrscheinlich die größte in Nordamerika der letzten 640.000 Jahre.


Man fährt in knapp 2.000 Metern Höhe 53 km auf dem Kraterrand entlang, einmal um den Kratersee herum. Es gibt sehr viele Parkmöglichkeiten und Aussichtspunkte von den man traumhafte Ausblicke genießen kann.


Im See gibt es eine kleine Insel, Wizard Island, die ein Vulkan ist, der vor 7.300 Jahren ausgebrochen ist und deren Kegel 2.116 m hoch ist.


Auf einer kurzen, aber steilen Wanderung hoch auf den Watchman Peak (2.442 m) hatten wir eine Superaussicht auf die Vulkaninsel, den gesamten Kraterlake, die umliegenden Vulkane der Kaskadenkette, „normale“ Berge und Wälder.

Es war mal wieder fantastisch.

Bei einem anderen Stopp ging unsere Wanderung 200 Höhenmeter runter bis an den tiefblauen See. Etliche Leute nutzten das warme Wetter für ein Bad in dem See – bei mir hat es leider nur für die Füße gereicht.

Am nächsten Morgen fuhren wir nach einer zweiten, ruhigen Nacht im Wald wieder weiter südwärts, den pazifischen Feuerring entlang nach Kalifornien zurück.

Hier wartete der „Lava Beds“ Nationalpark auf uns – aber davon dann im nächsten Beitrag.


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Und so geht es weiter

Ende März / Anfang April fahren wir nach Hamburg, wo der Unimog Mitte April per Schiff auf die Reise nach Halifax geht.
Corona bedingt dürfen wir leider nicht mit an Bord und so fliegen wir vorab für ein paar Tage nach Island, bevor es dann auch für uns nach Kanada geht. 
Ende April soll das Schiff mit unserem Unimog hoffentlich wohlbehalten in Halifax, Nova Scotia einlaufen.
Einige Tage später, hoffen wir, können wir ihn dann endlich aus dem Zoll holen und unser Abenteuer kann endlich beginnen.

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