Brasilien ist das fünftgrößte Land der Welt nach Russland, Kanada, China und den USA und ca. 24-mal größer als Deutschland.
Es grenzt an alle südamerikanischen Länder, außer Ecuador und Chile und bedeckt fast den halben Kontinent Südamerikas.
Es ist zwar die achtgrößte Wirtschaft der Welt, denn Brasilien hat viele Ressourcen, aber dennoch geht die Schere hier zwischen arm und reich sehr weit auseinander – im weltweiten Vergleich sogar am weitesten.
So gibt es in jeder Stadt die sogenannten Favelas, in denen die Ärmsten der Armen ohne sauberes Wasser in einfachsten Bretterhütten leben, ohne Abwassersystem oder Gesundheitsversorgung.
Brasilien hat eine 7.400 km lange Küste und der zweitlängste Fluss der Welt, der Amazonas fließt mit seinen 6.275 km auch durch Brasilien. Er entspringt allerdings in Peru und fließt hier mehr als die Hälfte seiner Strecke, was wohl die wenigsten (mich eingeschlossen) wissen.
Brasilien ist leider auch bekannt für die rigorose Abholzung des Regenwaldes und hat bereits ein Fünftel vollständig vernichtet, um Rinderfarmen zu erschließen und Mais, Baumwolle und Sojabohnen anzubauen.
Der Pico da Neblina ist der höchste Berg Brasiliens mit 3.014 m (nur unwesentlich höher als die deutsche Zugspitze mit ihren 2.962 m).
Das ca. 210.000 km2 große Pantanal ist fast halb so groß wie Deutschland und ist das größte Süßwasser Sumpfgebiet der Welt. Allerdings steht es ebenfalls vor ernsthaften Bedrohungen, durch den massiven Anbau von Sojabohnen und Zuckerrohr und das Einleiten von Chemikalien und Düngemitteln in die Gewässer.
Uli hatte schon immer davon geträumt hierher zu kommen, denn nirgendwo sonst in Südamerika leben so viele exotische Tiere - 640 Vogel- und 80 Säugetierarten, wie Jaguare, Ozelote, Pumas, Ameisenbären, Gürteltiere, Tapire und und und.
Was wir alles zu sehen bekamen, folgt später.
Erstmal muss ich aber von unserer kuriosen Einreise berichten.
Im Bolivien Beitrag hatte ich ja bereits unsere Ausreise 13 km vor (!) der eigentlichen Grenze beschrieben.
Nachdem sich der Schlagbaum erhoben hatte, fuhren wir nach Brasilien rüber.
So gerade eben noch hatte ich einen kleinen, unscheinbaren Grenzstein einsam im Gebüsch entdeckt, der bestätigte, dass wir tatsächlich schon in Brasilien waren.
Wenige Kilometer landeinwärts kamen wir an einen Militärposten, mit sehr jungen Soldaten. Sie wirkten etwas hilflos und überfordert und wussten scheinbar nicht, was sie mit uns machen sollten. Sie telefonierten und guckten sich daraufhin unsere Pässe an. Wir durften schließlich weiterfahren, ohne Stempel im Pass und ohne TIP für den Unimog.
Wir waren jetzt sozusagen illegal im Land.
Auf wunderbar geteerten Straßen und ohne nennenswerten Müll am Straßenrand fuhren wir knapp 100 km nach Caceres, eine kleine Stadt, um dort schließlich unsere Einreiseformalitäten zu erledigen.
Allerdings hatten wir in der iOverlander App gelesen, dass die Migrationsbehörde am Wochenende nur stundenweise geöffnet hatte und die Aduana sogar komplett geschlossen sei.
Da Samstag war, fuhren wir trotzdem hin, um uns zu vergewissern, dass das wirklich so ist. Und ja, am Wochenende ist die „Grenze“ nur zwischen 8.00 und 10.00 Uhr geöffnet.
Wir suchten uns also einen Übernachtungsplatz in der Nähe des Flusses Paraguai, der übrigens bis Buenos Aires und dort in den Atlantik fließt.
Es war brüllend heiß und der kleine Ort wirkte wie ausgestorben.
Aber je später es wurde, desto mehr Menschen kamen aus ihren Häusern, bevölkerten das Ufer des trägen dahinfließenden Flusses und die engen Straßen und lauschigen Plätze von Caceres.
Leider haben auch die Brasilianer eine Vorliebe für extrem laute Musik, was sie uns ständig mit ihren vorbeifahrenden Autos bewiesen und sie lieben ebenfalls sehr laute Motorräder…
Die Nacht würde nicht ruhig werden ☹
Nach einer sehr unruhigen und nahezu schlaflosen Nacht fuhren wir am nächsten Morgen zeitig zur Migration und bekamen ohne Großen Aufhebens unseren Stempel und 90 Tage Aufenthalt in Brasilien.
Dann gings wieder zurück zum Fluss, wo wir im Schatten lesend und die Menschen und Tiere beobachtend den Tag verbrachten.
Für die Nacht suchten wir uns aber ein ruhigeres Plätzchen, gleich in der Nähe der Aduana.
Am Montagmorgen waren wir bereits kurz nach 8.00 Uhr in der Behörde und als sie dann schließlich einen Mitarbeiter fanden, der englisch sprach, war die Einfuhr unseres Unimog relativ schnell erledigt.
Uns ist recht bald aufgefallen, dass die wenigsten Brasilianer englisch sprechen. Da wir kein Portugiesisch sprechen und mit meinem Spanisch auch nicht wirklich weit kamen, ahnten wir, dass das anstrengend werden könnte…
Wir füllten noch unseren Kühlschrank und waren schier begeistert, über die Riesenauswahl des Supermarktes. So ein großes Sortiment hatten wir lange nicht mehr gesehen.
Dann ging es endlich los ins Pantanal.
Um die 145 km lange „Abenteuerpiste“ mit ihren 125 Brücken ranken sich viele Mythen.
Wir hatten Bilder von wilden Wasser Durchfahrten gesehen, oder dass die maroden Holzbrücken erstmal repariert werden mussten, bevor man drüberfahren konnte.
Entsprechend gespannt und voller Vorfreude waren wir, als wir durch den Torbogen der Transpantaneira fuhren.
Aber schnell stellten wir fest, dass die trockene und staubige Lehmpiste in einem guten Zustand war und nicht wirklich spektakulärer, als die Lagunenroute, oder die letzten knapp dreihundert Kilometer in Bolivien.
Selbst die meisten Brücken waren frisch renoviert und erneuert und die, die es noch nicht waren, hatten eine Umfahrung.
Fast ein bisschen enttäuscht waren wir jetzt auf unsere ersten Tiersichtungen gespannt.
Gar nicht lange, und wir sahen unseren ersten Kaiman. Sein kleiner Kopf guckte aus dem sumpfigen Wasser.
Dann entdeckte ich an einem Haus dunkelblaue Aras. Uli legte den Rückwärtsgang ein und wir versuchten uns bestmöglich anzuschleichen. Das misslang natürlich, die Aras flogen alle davon.
Einer jedoch nur in eine nahegelegene Palme. Während ich ihn durch das offene Fenster anvisierte, bemerkten wir, dass nur innerhalb von Sekunden 30, 40 Mücken den Weg in unsere Fahrerkabine gefunden hatten. Und sie waren alle hungrig und stürzten sich auf uns.
Also machten wir, dass wir davonkamen und versuchten während der Fahrt die Mücken zu erledigen, was uns allerdings nur mäßig gelang…
Die erste Nacht wollten wir auf einer Logde verbringen, die Schweizern gehörte und auf der auch Camper willkommen waren.
Die Zufahrt erfolgte auf einem kleinen Damm, links und rechts war Sumpf. Wir ahnten böses…
Schon beim Aussteigen und kurzem Gang zur Rezeption wurden wir von hunderten von Mücken attackiert.
Die Dame an der Rezeption erzählte uns dann, dass es nach einer viel zu trockenen Regenzeit, jetzt endlich einen Monat durchgehend geregnet hatte. Leider waren danach Milliarden von hungrigen Mücken geschlüpft und die brauchten Blut.
Wir mussten uns also entsprechend umziehen. Lange Hose, langärmliges T-Shirt, geschlossene Schuhe – und das bei 36 Grad! Toll.
Sogar mein Mückenschleier, den ich das letzte Mal in Alaska benutzen musste, kam wieder zum Einsatz, als ich an einem kleinen Teich ein paar Tiere fotografieren wollte.
Zum Sonnenuntergang versammelten sich hier nämlich die possierlichen Wasserschweine und einige Kaimane dümpelten im Teich, bzw. lagen am Ufer.
Ich konnte es aber nur kurz draußen aushalten. Zu nervig waren die Unmengen an Mücken, die sich jetzt auf meine „nackten“ Hände stürzten.
Statt uns den magischen Sternenhimmel draußen anzugucken und die kühler werdenden Temperaturen zu genießen, hockten wir im stickigen Unimog.
Am nächsten Morgen hingen an die 100 Mücken von außen an unseren Moskitonetzen und einige hatten es beim rein und raus gehen natürlich auch ins Innere geschafft und uns in der Nacht mit ihrem Gesumme genervt.
Zur Logde gehören einige Wanderwege auf denen man verschiedene Tiere und Vögel hätte beobachten können. Aber es war unmöglich, uns draußen aufzuhalten und so fuhren wir weiter Richtung Porto Jofre am Ende der Transpantaneira.
Unterwegs sahen wir einen Tukan davonfliegen und von einer Brücke aus, haben wir mehrere Kaimane im Wasser liegend gesehen. Die riesigen Jabirustörche, sowie mehrere Arten von Reihern sahen wir auch immer wieder.
Aber eigentlich wollten wir ja einen Jaguar sehen.
Tabea und Werner hatten im März einen hinter einer Brücke entdeckt und viel Zeit gehabt, ihn zu fotografieren. Davon träumten wir auch.
Schon am ersten Tag hatten wir ein Paar aus Bayern getroffen, die mit einem kuriosen Wohnmobil unterwegs waren. Wir waren kurz stehen geblieben und hatten uns ausgetauscht (was mit den Mücken, die sofort wieder hereinkamen, leider nur kurz möglich war). Die Zwei waren bereits einige Tage im Pantanal, hatten aber auch noch keinen Jaguar zu sehen bekommen.
Sie wollten in Porto Jofre auf einen Ponton gehen und 1,5 Tage den Fluss flussabwärts fahren, in den Süden des Pantanals.
Wir hatten ebenfalls über diese Möglichkeit nachgedacht, aber als wir hörten, dass der nächste Ponton erst in neun Tagen abfahren würde, war das Thema für uns erledigt.
Neun weitere Tage mit Hitze und Mücken kämpfen kam für uns nicht in Frage.
In Porto Jofre angekommen, sahen wir mehrere Herden Wasserschweine, die sich von uns und unserem lauten Unimog überhaupt nicht stören ließen.
Eigentlich wollten wir auf einen Campingplatz gehen, bei dem man auch eine Bootstour hätte buchen können. Aber der junge Mann nannte uns einen derart unverschämten Preis, dass wir wieder wegfuhren.
Im Lonely Planet hatte ich zudem gelesen, dass die Chancen nach der Regenzeit Jaguare zu sehen, eher schlecht stünden und normalerweise gar keine Bootstouren angeboten würden.
Wir blieben stehen, um zu überlegen, was wir jetzt machen sollen. Da kamen überraschend zwei blaue Aras angeflogen, um zu fressen und zu trinken.
Den Hyazinth Ara gibt es nur in Brasilien und mit einem Gewicht von über einem Kilogramm ist er der größte flugfähige Papagei der Welt.
Mir waren die Mücken in dem Moment egal. Ich ging raus um diese seltenen Vögel zu fotografieren und war von ihrer Schönheit tief beeindruckt.
Leicht genervt und total verschwitzt, weil wir die Fenster in der Fahrerkabine zulassen mussten, blieben wir ein kurzes Stück weiter, einfach für die Nacht am Wegrand stehen.
Ich zog mich wieder komplett an und erkundete die Gegend, als mich ein Einheimischer ansprach, ob wir eine Bootstour machen wollen.
Er sprach natürlich nur portugiesisch, was das Gespräch nicht einfach machte. Aber ich verstand, dass sein Angebot günstiger war. Während meiner „Verhandlung“ kamen die beiden Bayern an und ich fragte sie, ob sie auch mitwollten, da vier Personen den Preis nochmals reduzieren würden.
Sie waren sofort dabei und stellten sich für die Nacht mit ihrem „Kuhmobil“ neben uns.
Es wurde eine relativ ruhige, aber sehr warme Nacht und draußen tobten die Mücken und wollten soo gerne zu uns hinein…
Früh morgens ging es gut angezogen und mit reichlich Trinkwasser und Verpflegung auf das kleine Motorboot. Der Fahrtwind sorgte glücklicherweise dafür, dass die Temperaturen erträglich waren, aber viel wichtiger war, es gab dadurch keine Mücken!
Wir genossen eine zehnstündige (!) Bootstour durch das Labyrinth des Flusses mit all seinen Nebenarmen.
Unser Bootsführer sprach nicht viel, aber er gab sich alle Mühe, uns etwas zu zeigen.
So bekamen wir kurz einen Tukan zu sehen, fuhren in kleinste Nebenarme, aber außer diversen Reihern, Störchen und wenigen Affen, zeigten sich uns leider keine Tiere.
Zum Ende des Tages, wir waren durch das eintönige Brummen des Motors fast alle am Einnicken, wendete unser Fahrer plötzlich das Boot und raste Richtung Ufer.
Er hatte im Schilf tatsächlich einen Jaguar entdeckt.
Sofort waren wir alle wieder hellwach und bekamen so gerade noch einen Blick auf den gewaltigen Kopf dieses schönen Tieres zu sehen, als er auch schon aufstand und sich leider ins Unterholz zurückzog.
Wir blieben noch einige Zeit am Ufer stehen und hofften, der Jaguar würde nochmals auftauchen. Den Gefallen tat er uns aber nicht. Stattdessen wurden wir sofort von etlichen, aggressiven Mücken attackiert, weshalb wir erfolglos und ein bisschen enttäuscht weiterfuhren.
Über Funk kam kurze Zeit später die Info, andere Bootsführer hätten zwei Jaguare entdeckt.
Sofort rasten wir zu der Stelle, an der bereits drei andere Boote mit Touristen lagen. Sie hatten alle ihre Motoren laufen und die Leute quatschen laut durcheinander. Wir machten uns wenig Hoffnung, hier nochmal den Blick auf einen, oder gar zwei Jaguare werfen zu können, die irgendwo im Gebüsch liegen sollten.
Aber nach und nach verstummten die Gespräche und die Motoren wurden abgeschaltet.
Wir warteten eine gute halbe Stunde, bis ein anderer Bootsführer tatsächlich einen Jaguar entdeckte. Dieser stand ca. 300 m gut sichtbar entfernt am Ufer. Aber bis wir nähergekommen waren, war er natürlich wieder im Dickicht verschwunden.
Kurz vorm dunkel werden kamen wir schließlich wieder in Porto Jofre an.
Glücklich, zwei Jaguare gesehen zu haben, aber ein bisschen traurig, kein Foto davon gemacht zu haben. Dafür waren sie einfach zu schnell, genau wie der Tukan.
Aber das Bild von dem riesigen Kopf im Schilf werde ich wohl nie mehr vergessen.
Am nächsten Morgen ging es die 145 km wieder zurück, denn Porto Jofre ist eine Sackgasse. Wir wollten keinen Tag länger in diesem „Mückenparadies“ mit seinen unerträglichen Temperaturen (vor allem nachts) verbringen.
Auf dem Rückweg gab es wieder ein paar Kaimane zu sehen und unterhalb des Torbogens entdeckte ich beim Fotografieren des Unimogs einen Tukan im Baum über mir. Ich hatte diesmal Zeit genug ihn zu fotografieren, wenn auch nur mit dem Handy.
Das hat mich ein wenig versöhnt 😊
Ansonsten fiel unser Fazit für das Pantanal eher bescheiden aus. Wir hatten uns mehr erhofft und erwartet - von der Strecke (Abenteuer) und von der Vielzahl der Tiersichtungen. Diesen riesigen Umweg (insgesamt 2.000 km) hätten wir uns eigentlich sparen können.
Über Instagram „kannten“ wir eine Familie aus Essen (naturwunderer & photografnix). Wir hatten uns ein paar Mal geschrieben, waren uns sehr sympathisch, hatten uns aber noch nie getroffen. Steve versorgte uns jetzt mit einigen Tipps für unsere kommende Route. Danke nochmal dafür, solltest Du das hier jemals lesen 😊
Unter anderem sollten wir unbedingt die MS-427 und MS-419 fahren, zwei rote Lehmpisten, die zahlreiche Tiersichtungen versprachen. Vor allem etliche Ameisenbären sollen hier zu entdecken sein, was der MS-419 den Beinamen Anteater Road gegeben hatte.
Dazu musste man allerdings sehr früh aufstehen, denn ab ca. 11.00 Uhr sollen sich die Tiere wieder vor der Hitze irgendwo verkriechen und erst am Nachmittag wieder hervorkommen.
So waren wir am nächsten Morgen bereits vor 7.00 Uhr unterwegs und haben tatsächlich nach kurzer Zeit unseren ersten Ameisenbären zu Gesicht bekommen. Er lief direkt vor uns von links nach rechts über die Straße.
Wir hielten an und näherten uns der Stelle, wo er verschwunden war. Wir hörten ihn unter uns im Gebüsch rascheln und saufen und einen kurzen Moment später trottete er ohne große Eile im hohen Gras davon.
Am unserem ersten Tag entdeckten wir langsam fahrend und immer Ausschau haltend noch drei weitere Ameisenbären, aber alle leider sehr weit weg von der Straße und die eingezäunten Grundstücke betreten mochten wir nicht.
Diese seltsamen Tiere, mit ihrem eigenartigen Körperbau, waren überraschend groß und dadurch auch auf weite Entfernung gut zu erkennen.
Wir übernachteten abseits der Straße an einem kleinen Fluss, der von Wasserschweinen bevölkert war und genossen die sehr angenehmen Nachttemperaturen, die hier unter 25 Grad lagen! Und es gab kaum nennenswert Mücken!
An Tag zwei ging es wieder früh los und wir sichteten recht schnell weit entfernt auf einer Wiese den nächsten Ameisenbären. Uli holte diesmal die Drohne heraus, flog langsam immer näher, um das Tier nicht zu ängstigen oder gar zu verscheuchen. Aber die Drohne interessierte ihn überhaupt nicht und so konnten wir tolle Aufnahmen machen.
Der Nächste, nur ein paar Kilometer weiter, war wieder relativ weit entfernt, schien aber näher zu kommen. Also machten wir den Motor aus und warteten. Plötzlich kam keine zehn Meter von uns entfernt ein weiterer Ameisenbär schnuppernd hinter Büschen hervor und schnüffelte ganz entspannt die Gegend ab.
Uli kletterte mit der Kamera aufs Dach und machte von da Oben tolle Aufnahmen.
Im weiteren Streckenverlauf sahen wir noch zwei Ameisenbären (insgesamt also neun 😊), unzählige Wasserschweine, einen Tukan, sehr viele Wildschweine, Rehe, totgefahrene Kaimane und Gürteltiere (die wir lieber lebend gesehen hätten), viele, viele grüne Papageien und vier rote Aras.
Wir waren total happy und peilten die nächste Empfehlung von Steve an, die Fazenda Iguassu (ein großer Bauernhof) im kleinen Städtchen Bonito.
Die MS-419 war die letzten Kilometer asphaltiert, weshalb wir kurz stoppten, um wieder Luft aufzufüllen (auf Gravelroads fahren wir wegen des besseren Komforts mit weniger Luft).
Plötzlich hielt auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Auto, was scheinbar gewendet hatte und der Fahrer fragte uns, ob wir Hilfe bräuchten.
Zu unserer Überraschung sprach er sehr gut Englisch und nach der Erklärung, dass wir lediglich Luft nachfüllten, entwickelte sich ein nettes Gespräch. Die Beiden, Kakau und Savio haben 23 Jahre in Cape Cod an der Ostküste in den USA gelebt.
Wir erzählten ihnen, dass sie die ersten waren, auf unserer mehr als zweijährigen Reise, die uns ihre Hilfe angeboten hatten, als wir am Straßenrand standen.
Wir tauschten Nummern aus, denn die beiden wollten uns zum Grillen einladen – Uli freute sich närrisch.
Wir verabschiedeten uns und fuhren nach Bonito, zur Fazenda weiter.
Hier waren bereits viele andere Traveller gewesen, die wir kennen, bzw. haben tolle Bilder davon auf Instagram gesehen.
Das Highlight dieser Fazenda ist der hofeigene Wasserfall, in dem man Baden und sich abkühlen kann.
Marc, der freundliche und hilfsbereite Eigentümer sagte uns allerdings gleich nach der Ankunft, dass der Wasserfall im Moment ausgetrocknet sei.
Das dämpfte unsere Erwartungen, waren wir doch hauptsächlich zum Baden hierhergekommen.
Wir blieben trotzdem eine Nacht, verbrachten den nächsten Tag mit Wäsche waschen, lesen und den gröbsten, roten Staub vom Unimog entfernen.
Abends fuhren wir in die Stadt zu Kakau und Savio und hatten mit den beiden einen wunderbaren, geselligen Grillabend. Wir übernachteten bei ihnen am Haus, da es das ein oder andere Bier zu trinken gab…
Am nächsten Morgen ging es wieder zu Marc und seiner Fazenda zurück, weil wir eigentlich in dem verbliebenen Flusswasser baden wollten. Aber der Himmel war überraschend grau und es regnete immer wieder mal.
Wir nutzten stattdessen die „gewonnene“ Zeit um unsere weitere Route zu planen – denn der Winter hielt so langsam Einzug in den Anden und die ersten Pässe schlossen zwischen Argentinien und Chile wegen Schneefalls.
Das hatten wir in unserer groben Planung völlig außer Acht gelassen ☹
Das bedeutete, wir mussten mehr Zeit in Brasilien verbringen und uns intensiv die Küste angucken (gibt Schlimmeres).
Wir fuhren also langsam weiter, am nächsten Tag nur 53 km, zu einem Sandsteinkrater, der 100 m tief war und einen Durchmesser von 500 m hatte.
Entstanden ist dieser Krater, der eigentlich eine Doline ist, durch den Zusammenbruch riesiger Felsbrocken, als das Kalkgestein unter ihnen korrodiert ist.
Sie ist die einzige Doline dieser Art in Brasilien und die größte in ganz Lateinamerika.
Sie hat im Inneren ein eigenes Ökosystem, in dem ein Kaiman, eine Boa und ein Brüllaffe leben, die irgendwann in den Krater gefallen sind und nicht mehr herauskamen.
Wir sind dort hingefahren, um die unzähligen, lautstarken und wunderschönen Aras zu beobachten, die zum Sonnenuntergang zu ihren Schlafplätzen in die umliegenden Bäume fliegen.
Aber auch diese „Attraktion“ hatten wir uns anders vorgestellt.
Man muss nämlich in einer Gruppe mit einem Guide die kleine Runde um den Krater gehen, angeblich aus Umweltschutzgründen.
Das Gute war, er entdeckte ziemlich schnell einen riesigen Tukan in einem Baum, der sogar recht lange sitzen blieb, bevor er davonflog.
Aber es nervte uns ein bisschen, dass er das Tempo vorgab, wo man wie lange stehen bleiben durfte und die in den Bäumen sitzenden Aras beobachten konnte.
Es waren allerdings viel weniger, als wir erwartet hatten. Und die meisten leider auch viel zu weit weg, um sie richtig gut mit der Kamera einzufangen.
Aber ihr lautes Gekrächze, dass durch den Krater wieder hallte, und ihre majestätische Schönheit im Flug, haben uns schon sehr beeindruckt. Leider mussten wir viel zu schnell wieder zum Ausgang zurück.
Wir übernachteten gar nicht weit weg auf einem schönen und weitläufigen Campingplatz. Zum Platz gehörte eine Badestelle in einem sehr klaren Fluss mitten im Dschungel, in dem unglaublich viele Fische schwammen.
Da jetzt Nebensaison war, waren wir nachts ganz allein hier, genossen Ruhe, Kühle und einen wahnsinnigen Sternenhimmel.
Am nächsten Vormittag trafen noch zwei weitere Camper ein (aus Deutschland & Belgien) mit denen wir uns dann die Badestelle teilten.
Die Belgierin lieh mir netterweise ihre Schwimmbrille, damit ich die Fische gut im Auge behalten konnte (so ganz geheuer war mir es nämlich nicht mitten im Dschungel zu schwimmen).
Gut abgekühlt, frisch geduscht und mit vollem Wassertank ging es weiter in Richtung der weltberühmten Iguazu Wasserfälle.
Für die über 600 km brauchten wir fast drei Tage (ja wir fahren nicht sehr schnell) die uns fast ausschließlich über kleine Landstraßen durch unendlich große Maisfelder führte.
Die Fahrerei war sehr monoton und langweilig und wir waren froh, endlich in der Stadt Foz de Iguazu angekommen zu sein.
Dort besichtigten wir bei frischen 18 Grad und grauem Himmel das zu zwei Staaten (Brasilien und Paraguay) gehörende, zweitgrößte Wasserkraftwerk der Welt (das größte hat natürlich China) – Itaipu Binacional.
Es produziert mit 14 Mio. kW den meisten Strom der Welt und hat eine 8 km lange und 200 m hohe Staumauer.
Auf einer geführten Busrundfahrt mit zwei Stopps zum Aussteigen konnten wir uns dieses bombastische Bauwerk, das nach zehn Jahren Bauzeit 1984 fertiggestellt wurde, angucken und bestaunen.
Danach fuhren wir in die Stadt zurück und machten mal wieder Streetparking.
Abends wollten wir eigentlich mal wieder schön essen gehen, aber die Pizzeria bei uns um die Ecke hatte geschlossen und so landeten wir in einer Pizzeria, deren Hauptgeschäft der Lieferservice war, mit entsprechendem Ambiente...
Aber die Pizzen waren sehr gut und lecker, nur das Uli sich mit der Größe verschätzt hatte. Seine „Gigante“ hatte einen Durchmesser von 50 cm und er aß noch drei Tage davon 😊.
Am nächsten Morgen war das Wetter besser und so fuhren wir zeitig die 13 km zu den berühmten und größten Wasserfällen der Welt, die am Dreiländereck Brasilien, Paraguay und Argentinien liegen.
Das Rauschen der 255 kleinen und 20 großen Wasserfälle, die zwischen 64 und 82 m in die Tiefe donnern, war schon von weitem zu hören. Seit November 2011 gehören die Wasserfälle von Iguazu zu den sieben Weltwundern der Natur.
Mit einem Bus ging es durch den Dschungel des Nationalparks.
Auf einem 1,2 km langem Wanderweg gingen wir an den 2,7 km breiten Wasserfällen entlang und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Diese Landschaft war einfach gigantisch! Von der brasilianischen Seite aus hatten wir einen genialen Panoramablick auf die Wasserfälle, da die meisten Fälle in Argentinien liegen und durch größere und kleinere Inseln voneinander getrennt sind.
Auf diesem Wanderweg kamen wir allmählich immer tiefer und tiefer und schließlich näher an die Fälle heran. So ziemlich am Ende gab es einen 600 m langen Steg, auf dem es dann ziemlich nass wurde, weil man regelrecht in die Gischt des Wasserfalls eintauchte und direkt über kleineren Wasserfällen stand. Wir waren quasi mitten im Geschehen.
Anschließend führten Plattformen und Treppen noch näher an den Hauptwasserfall, dem sogenannten Teufelsschlund und hier konnten wir Rußsegler beobachten, eine Schwalbenart, die hinter den Wasserfällen lebt, da sie hier vor natürlichen Feinden geschützt ist.
Oben angekommen gab es dann noch die abschließende Draufsicht auf die spektakulären Wasserfälle und die ganze Schlucht entlang, bevor es mit dem Bus wieder zum Parkplatz zurück ging.
Wir hatten beschlossen, wieder aus der Stadt raus zu fahren und noch ein paar Kilometer zu machen, denn das nächste Ziel, Sao Paulo, war weit und das Wetter hatte sich wieder verschlechtert.
Bis nach Sao Paulo waren es über 1.000 km und nördlich dieser 22 Mio. Stadt lebt ein alter Geschäftsfreund von Uli, der uns eingeladen hatte, vorbei zu kommen, wenn wir schon mal in der Nähe wären…
Wir brauchten wieder einige Tage und Nächte, die wir abseits der Straße neben Maisfeldern verbrachten, bis wir in Santana de Parnaiba bei Hilton und seiner Frau Vera angekommen waren.
Sie wohnten, wie so viele wohlhabendere Menschen, in einer umzäunten und bewachten Wohnanlage.
Wir konnten direkt vor ihrem Haus stehen und waren für ihre autovernarrten, brasilianischen Nachbarn ein beliebtes Fotomotiv.
Wir gingen lecker zusammen essen, einmal typisch deutsch in einem Biergarten, wo sich die anderen Drei eine Riesen Portion Fleisch, Würste und Sauerkraut teilten. Uli war happy 😊
Dann machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg ans Meer.
Die „naturwunderer“ Steve und Martina hatten uns auf die Idee gebracht, hoch nach Rio de Janeiro zu fahren. Sie wollten sich dort mit uns treffen.
Während wir anfangs noch zögerten, weil es echt weit weg war, hatten wir uns dann spontan entschieden, zu fahren. Währenddessen machten die Beiden aus Zeitmangel allerdings einen Rückzieher ☹.
Unser Entschluss aber stand nun fest – wir fahren nach Rio!
In einer weiten Umfahrung ließen wir den „Moloch“ Sao Paulo rechts liegen, der uns von über 700 m zurück auf Meereshöhe brachte.
Die Fahrt sollte uns eigentlich mit einer spektakulären Aussicht belohnen, hatte uns Hilton versprochen.
Wir hingen allerdings komplett in den Wolken, je näher wir dem Atlantik kamen und sahen nichts. So, so schade!
In dem kleinen Küstenort Bertioga trafen wir auf die nächsten Bekannten.
Wobei das in Wirklichkeit kein Bekannter von uns war, sondern der ältere Bruder des Geschäftsfreundes, den wir bereits in Mexiko besucht hatten.
Carlos hatte uns, als er mit bekommen hatte wo wir waren, einfach bei seinem Bruder zum Grillen eingeladen 😊
German ist wie sein Bruder Argentinier mit deutschen Wurzeln und Ilse, seine Frau, Brasilianerin, ebenfalls mit deutschen Wurzeln.
Sie leben allerdings in Esslingen, haben aber noch ein Strandhaus an Brasiliens Küste, wohin sie einmal im Jahr für einige Zeit zurückkehren.
Dorthin wurden wir zum brasilianisch/argentinisch Assado eingeladen.
Wir erlebten einen netten und unkomplizierten Tag – wir durften sogar unsere Wäsche waschen, was mal wieder bitter nötig war.
Ganz herzlichen Dank dafür an Ilse und German – schön, dass wir Euch kennenlernen durften!
Als wir am nächsten Morgen auf unserem Campingplatz aufwachten, war der Himmel strahlend blau und die Welt sah gleich ganz anders aus.
Ich machte erstmal einen langen, genussvollen Strandspaziergang, während Uli sich um unsere Stromversorgung kümmerte.
Die funktionierte nämlich seit einiger Zeit nicht mehr richtig. Zwei der vier Solarmodule produzierten kaum noch Strom, eins nur noch wenig und das Vierte halbwegs normal.
Er hatte die Vermutung, dass sie in den fast 5.000 m Höhe in Bolivien bei extremer UV-Belastung einen Knacks bekommen hatten.
Das war natürlich übel, da wir noch etliche Monate der Reise vor uns hatten und nicht auf externe Stromlieferungen angewiesen sein wollen.
Die nächsten Tage vergingen mit Strandspaziergängen, im Atlantik baden und Faulenzen.
Herrlich! Das war mal wieder wie Urlaub, mit allem, was dazu gehörte.
Als das Wetter sich wieder verschlechterte, nutzten wir den Tag zum Weiterfahren nach Paraty.
Diese Stadt mit ihrer historischen Altstadt, die unter Denkmalschutz gestellt wurde, liegt schon im Bundesstaat Rio de Janeiro.
Berühmt ist sie für ihre weiß gestrichenen Häuser mit bunten Fenstern und Türen und ihrem groben Kopfsteinpflaster, welches das Laufen zu einer Herausforderung machte.
Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz hatten wir uns über die Menschenmassen gewundert, die trotz bedeckten Himmels in Paraty unterwegs waren.
Als wir schließlich in die Stadt eintauchen konnten (wir hatten nur weit außerhalb einen Parkplatz gefunden) wurde uns auch schnell klar warum es hier so voll war. Es fand gerade das „Bourbon Festival Paraty“ statt. Überall auf den Plätzen der Stadt und in den engen Straßen gab es live Musik.
Für den späteren Abend war allerdings Regen vorhergesagt und es wurde kühl.
Da wir nicht warm genug angezogen waren, gingen wir kurz vorm dunkel werden wieder zum Unimog zurück.
Wir hatten uns aber vorgenommen, auf unserem Rückweg von Rio noch mal in Paraty halt zu machen und dann hoffentlich bei besserem Wetter diese schöne Stadt zu erkunden.
Mit einer weiteren Zwischenübernachtung ging es über eine wunderschöne Küstenstraße – rechts das Meer mit unzähligen Traumstränden und verborgenen Buchten, links die Berge mit tropischem Regenwald, nach Rio de Janeiro.
Als wir dann endlich in Rio ankamen, war das Wetter nur mäßig, sodass wir erstmal auf dem Campingplatz blieben und mal wieder Wäsche wuschen, inklusive Bettwäsche.
Am nächsten Tag aber, war der Himmel wolkenlos und so fuhren wir gleich früh morgens mit einem Uber in das ca. 15 km entfernte Fort an der Copacabana.
Vor dort hatten wir eine wahnsinnig schöne Aussicht auf die ganze Bucht und den dahinter liegenden Zuckerhut.
Wir waren so happy über diesen Anblick und die ganz besondere Atmosphäre, dass wir gar nicht mehr aufhören konnten zu strahlen.
Wir guckten uns noch das Museum rund um das alte Fort an, bevor wir uns auf die 4,5 km lange Strecke der Copacabana machten, den Zuckerhut immer im Blick.
Es war fantastisch!
Nicht zu heiß, da ein steter Wind wehte und sooo viel zu gucken.
Badenixen in knappen Bikinis, Jogger, Surfer, Beachvolleyballer und Fußvolleyspieler (Fußball über ein Volleyballnetz) in astral Körpern… Aber auch sehr viele korpulente Menschen, die wir hier nicht erwartet hätten.
Wir kehrten wieder um, liefen die 4,5 km wieder zurück, natürlich nicht ohne eine Caipirinha Pause an einer der unzähligen Strandbars einzulegen.
Dann gingen wir weiter zum Nachbarstrand Ipanema. Dieser war etwas schmaler, hatte weniger Strandbars, dafür aber kleinere Buden und Bauchläden, die die Menschen mit Cocktails, Kokoswasser, Bier, Popcorn, Acaieis und den leckeren Churros etc. versorgten.
Abgerundet hatten wir unseren ersten Tag, nach einem fantastischem Sonnenuntergang, mit einem gemütlichen Abendessen in Leblon, dem In Viertel in Rio.
Wir blieben insgesamt acht (!) Nächte in Rio und haben jeden Tag diese umwerfende Stadt mit ihrem ganz eigenen Spirit erkundet.
Als es mal wieder bedeckt war, besuchten wir das sehr interessante und informative „Museum von Morgen“, danach die königlich portugiesische Bücherei aus dem Jahr 1837, die die wertvollste und größte Sammlung portugiesischer Literatur außerhalb Portugals beherbergte. In dieser prunkvollen Bibliothek sind rund 350.000 Werke untergebracht. Wir waren sprachlos bei diesem Anblick.
Im Anschluss daran schafften wir noch die weltberühmte „Selaron“ Treppe, des chilenischen Künstlers Jorge Selaron, der die verfallenden Treppenstufen zunächst nur vor seinem Haus renovierte und nach und nach schließlich die kompletten 250 Stufen mit Fliesen, Keramik und Spiegeln kunterbunt und sehr fotogen beklebte.
Nach einem Abendessen ging es dann wieder zurück, um unsere müden Beine und Füße zur Erholung im Unimog hoch zu legen.
Tag für Tag „schafften“ wir es fast immer, an die 20 km zu Laufen, außer als wir uns zur Christus Statue hochfahren ließen und an einem anderen Tag den Zuckerhut per Seilbahn erklommen.
Wobei wir beim ersten Versuch auf den Zuckerhut zu fahren, einem Sonntag, keine Lust hatten, sicherlich 1,5 Stunden Schlange zu stehen und daher kurzerhand bis zur Mittelstation zu Fuß hochliefen.
Schon von dort oben war die Aussicht auf die Stadt und die Christus Statue atemberaubend.
Aber als wir dann den Montag drauf ganz hoch gefahren sind, waren wir wieder sprachlos, so fantastisch schön war der Blick von ganz oben. Wir sind lange dort oben blieben und konnten uns kaum satt sehen, da hier im Vergleich zur Christus Statue kaum etwas los war.
Auf dem Corvovado war es dermaßen voll, dass es schwierig war, ein Plätzchen zu finden um hinunter zu gucken und die gigantische Aussicht zu genießen zu können.
Die Kombination aus bewaldeten Bergen, Traumstränden, Buchten, Meer und eine Megametropole ist einfach nur beeindruckend und wunderschön.
Übrigens darf man in Brasilien, wenn man 60 ist, an den Kassenschlangen vorbei ganz nach vorne gehen und braucht oftmals nur den halben Preis, oder gar nichts zu bezahlen.
In diesem Fall genieße ich es richtig, schon 60 zu sein…
Nach acht Nächten rissen wir uns schließlich los und fuhren wieder ins Landesinnere.
Dort warteten im Bundesstaat Minas Gerais (Minenstaat) zwei wunderschön erhaltene Kolonialstädte auf uns.
Unser Navi führte uns dazu mitten durch Rio de Janeiro und Uli war entsprechend aufgeregt. Aber erstaunlicherweise klappte es besser als erwartet und nach gut einer Stunde hatten wir Rio hinter uns gelassen.
Unser Ziel war das 415 km entfernte Ouro Preto, was schwarzes Gold heißt.
Diesen Namen erhielt die Stadt wegen ihrer riesigen Goldvorkommen, die durch Eisenoxid-Verunreinigung leicht schwarz gefärbt waren.
Bekannt ist das historische, kunterbunte Städtchen, dessen Altstadt seit 1980 zum UNESCO-Welterbe gehört, für ihre Vielzahl an barocken Kirchen aus der Kolonialzeit, die auf unterschiedlichen Hügeln in der Stadt verteilt sind.
Um dort hoch zu kommen mussten wir die teilweise sehr steilen Kopfsteinpflastergassen mühsam erwandern und belohnten uns abends mit der besten Pizza des Ortes.
Da die Nacht, die wir am Bahnhof verbracht hatten (in der extrem steilen Stadt gibt es leider nur wenig ebene Stellplätze) sehr laut und unruhig war, guckten wir uns vormittags nur noch schnell die Ecken an, die wir am Vortag noch nicht gesehen hatten.
Nach einem leckeren Mittagessen fuhren wir wieder weiter in die nächste, kleinere Stadt Mariana, die als Wiege des Bundesstaates Minas Gerais gilt.
Auf dem Weg dorthin kamen wir an einer Goldmine vorbei, die man besichtigen konnte, da deren Betrieb vor neun Jahren eingestellt worden war. Mit einer Lore ging es steil hinab und hinein unter die Erde.
Es gab eigentlich nicht viel zu sehen, außer die alten Gänge und Stollen.
Und unser Guide sprach leider nur portugiesisch.
Glücklicherweise war eine amerikanische Familie mit uns unter Tage und der Vater, wahrscheinlich Brasilianer, übersetzte zu unserem Glück seiner Familie, was der Guide erklärte.
Portugiesen und Engländer hatten dort 35 Tonnen Gold gefördert und damit war die Mine eine der ertragsreichsten in Brasilien.
Heute wird die Mine neben dem Tourismus von Höhlentauchern genutzt.
In Mariana verbrachten wir eine weitere, unruhige Nacht, da wir zentral an der Touristeninformation stehen durften.
Die schöne, ebenfalls kunterbunte Stadt war schnell besichtigt und wir fassten beim Abendessen den Beschluss, nochmal nach Rio zu fahren.
Wir hatten nämlich viel Zeit zu überbrücken.
Ungefähr Mitte August sollten neue Reifen aus Deutschland in Paraguay für uns ankommen.
Es ist nämlich kaum möglich, oder nur sehr teuer, Reifen für unseren Unimog hier in Südamerika zu bekommen.
Wir beschlossen gemächlich zur Küste zurück zu kehren und nicht noch weiter in den Norden zu fahren. Denn dafür reichte am Ende die Zeit doch nicht…
Unser Weg führte uns über den Nationalpark Caparao, der abseits und einsam bereits im nächsten Bundesstaat Espirito Santo lag.
Hier änderte sich die bergige Landschaft schlagartig. Auf einmal befanden wir uns wieder inmitten von riesigen Kaffeeplantagen.
Auf iOverlander hatten wir einen kleinen Campingplatz gefunden, der oberhalb des rauschenden Rio Claro - eines tropischen Paradieses, lag.
Hier wuchsen neben Kaffee, Palmen und Kakteen auch Bananen, Papayas, Mandarinen und Avocados.
Die reifen Mandarinen und Papayas durften wir ernten und die schmeckten so was von lecker!
Wir verbrachten hier ein paar entspannte Tage am und im Fluss und waren nebenbei mal wieder die Sensation in dieser abgelegenen Gegend.
Deutsche, noch dazu mit einem Unimog haben die freundlichen Menschen hier noch nie, bzw. nicht sehr oft zu sehen bekommen.
Schade nur, dass es so schwierig war, mit den Einheimischen zu kommunizieren. Hier sprach kaum jemand englisch, aber mit meinem Spanisch, Händen und Füßen und dem Translator auf dem Handy gelang es uns doch, dass ein oder andere nette „Gespräch“ zu führen.
Dann ging es aber Stück für Stück weiter zur Küste.
Hier stellten wir dann aber doch fest, dass es auch in Brasilien noch viel Armut gibt. Die Menschen, meist einfache Fischer, lebten hier in ärmlichen und oft ungepflegten Häusern. Es lag wieder überall Müll an den Straßen, der oft an Ort und Stelle verbrannt wurde.
Aber sie waren freundlich und neugierig und winkten wie bereits in den anderen Ländern fröhlich lächelnd zurück.
Auf der iOverlander App fanden wir weiter südlich ein kleines, abgelegenes Fischerdörfchen, auf einer weit ins Meer ragenden Halbinsel.
Hier gab es nur einige, kleine bunte Fischerhäuschen, von denen viele unbewohnt zu sein schienen, da sie entweder Wochenendhäuser waren, oder an Touristen vermietet wurden.
Jetzt zum Winteranfang und innerhalb der Woche wirkte der Ort, abgesehen von einer Handvoll Fischer wie ausgestorben.
Für uns ein Paradies, konnten wir doch direkt oberhalb des Sandstrandes vor einer Kokospalme übernachten und niemand störte sich an uns.
Im Gegenteil. Im Laufe der vier folgenden Nächte, gehörten wir schon fast irgendwie dazu. Man grüßte sich hier und wir mussten dem ein oder anderen erklären, wie wir es geschafft hatten, von Deutschland nach Brasilien an ihren Strand zu kommen.
Am Wochenende wurde es dann voller und wir hatten viel zu gucken, von unserem „Wohnzimmer“ aus.
Die kleine Strandbar nebenan servierte frischen Fisch und leckere Caipirinhas – hier ließ sich der Sonnenuntergang genießen!
Unser nächstes Ziel war der wunderschöne Küstenort Buzios, der auch das Saint Tropez Brasiliens genannt wurde. Selbst Brigitte Bardot hat hier einige Zeit mit ihrem brasilianischen Freund gelebt, da sie sich offenbar wie in Frankreich fühlte.
Vorher standen wir aber total spektakulär eine Nacht hoch oben auf einem Kliff, unter uns toste das Meer.
Eigentlich wollten wir nur die Aussicht von einem Viewpoint aus genießen, aber dann entdeckten wir dieses kleine Plateau, das nur über eine sehr steile und sehr schlechte Piste zu erreichen war. Hier brauchte man Bodenfreiheit und die haben wir mit unserem Unimog. Von dort oben konnten wir Meeresschildkröten beobachten und später einen Wahnsinns Sternenhimmel, inklusive Kreuz des Südens.
In Buzios übernachteten wir auf einer Rasenfläche direkt am Straßenrand, zusammen mit einem Argentinier, der allein unterwegs war.
Um die Ecke standen in einer Seitenstraße noch zwei brasilianische Wohnmobile und die Polizeistation war nur wenige Meter von unserem Standort entfernt.
In dieser sicheren Nachbarschaft konnten wir dann auch beruhigt den Unimog allein zurücklassen und den malerischen Ort zu Fuß erkunden.
Der Ortskern selbst bestand aus alten, kleinen, liebevoll restaurierten Fischerhäusern in denen sich heute Restaurants oder Unterkünfte befanden.
Am Strand entlang wurde es dann sehr touristisch, mit Souvenirläden, Boutiquen und noch mehr Restaurants und Bars.
Es war ungewöhnlich viel los und wir hörten überraschender Weise viel spanisch.
Ein argentinischer Kellner erklärte uns später, dass in Buzios viele Argentinier und Chilenen vor dem heimischen Winter flohen – zumindest für ein paar Tage.
Wir hatten dann auch mal wieder so richtig das Gefühl von Urlaub.
An einem Morgen hörte ich sehr früh jemanden an unserem Unimog vorbeilaufen und derjenige erklärte, dass wir ein deutsches Kennzeichen aus Bayern hätten…
Mittags, Uli war gerade mal wieder auf unserem Dach und kontrollierte unsere Solaranlage, die immer noch nicht ihre volle Leistung brachte, als ein PKW anhielt und ein älterer Herr fragte, ob wir uns verfahren hätten.
Dieser Mann war Gerd, 82 Jahre alt, der mit 18 Jahren aus Deutschland ausgewandert und zur See gefahren ist. Dann fing er im Ölbohrgeschäft zu arbeiten an, lebte in den USA, Korea und Brasilien.
Als seine erste Frau verstorben war, kaufte er sich ein paar Jahre später einen Katamaran und segelte mit seiner neuen Frau, der Brasilianerin Cleide fünf Jahre lang um die Welt.
Das alles erfuhren wir am nächsten Tag, da die beiden uns spontan zu sich zum Grillen eingeladen hatten.
Wir durften bei ihnen im Haus hoch über den Dächern von Buzios übernachten und die fantastische Aussicht über die Buchten genießen.
Drei Maschinen Wäsche wurden nebenbei gewaschen und wir haben mal wieder in einem Zimmer mit eigenem Bad übernachten dürfen.
Die Zwei wussten aus eigener Erfahrung, womit man Reisende am besten unterstützen kann und verwöhnten uns nach Strich und Faden.
Obrigado nochmal für Eure Gastfreundschaft Gerd & Cleide!
Dann ging es über Cabo Frio weiter Richtung Rio.
Unser dreimonatiges Visum für Brasilien lief Ende Juli aus und wir hatten noch einige Stationen vor uns.
Wir mussten leider jetzt zwischendurch immer wieder mal auf Campingplätze gehen, um Strom zu laden. Uli fand einfach den Fehler nicht, warum die Solarpaneele nicht mehr genug Strom produzierten, bzw. warum der nicht mehr an unserem Wechselrichter ankam…
Die letzte Station vor Rio war Niteroi, eine Stadt, die direkt gegenüber von Rio de Janeiro liegt.
Hier besichtigten wir ein altes Fort gegenüber vom Zuckerhut.
Das alte Fort war zwar auch interessant, aber uns war eigentlich der Blick auf Rio am wichtigsten 😊Und der war einfach nur gigantisch!
Bei der anschließenden Suche nach einem Übernachtungsplatz blieben wir kurzerhand an der Uferstraße in einer der Parkbuchten stehen.
Uns war klar, dass es laut werden würde, aber der Blick aus den Fenstern war der Hammer und würde für etwaigen Schlafmangel entschädigen.
Links der Zuckerhut, dann die Hochhäuser vom Stadtteil Botafango, der nationale Flughafen und im Hintergrund der Corcovado mit Christusstatue.
Ständig fuhren Schiffe vorbei, große und kleine. Es gab sehr viel zu gucken und dafür nahmen wir eine unruhige Nacht sehr gerne in Kauf (die dann gar nicht mal so laut war).
Am nächsten Morgen saßen wir mit unseren Klappstühlen und Kaffeebechern am Wasser und genossen die Aussicht, als uns Susy ansprach, eine 73jährige, die in England geboren und mit zwei Jahren mit ihren Eltern nach Brasilien gekommen war.
Sie bot uns an, mit ihr auf einen Aussichtsberg zu fahren, um von dort die noch bessere Aussicht auf Rio zu genießen.
Uli wollte sich wieder um die Solarpaneele kümmern und nochmal alles durchmessen, also zog ich mit ihr alleine los.
Unterwegs erfuhr ich dann, dass auch sie mit ihrem Mann sechs Jahre lang die Welt umsegelt hatte und danach noch über 30 Jahre lang auf dem Boot gelebt hatte. Auch die beiden hatten oft Unterstützung erfahren und so bot auch sie uns an, ob wir noch Wäsche waschen wollten.
Da wir das aber alles erledigt hatten genoss ich lediglich den tollen Blick auf die Buchten unter uns und rüber auf die Skyline von Rio und bestaunte die mutigen Drachenflieger, die sich von dort oben in die Tiefe stürzten.
Dann wurde ich wohlbehalten wieder abgeliefert und auch Susy gebührt ein herzliches Thank you!
Der Tag verging mit Schiffe und Rio gucken und um 16.00 Uhr gab‘s schließlich Fußball (in Deutschland lief seit einem Monat die EM), Deutschland gegen Dänemark, welches 2:0 ausging und uns noch mehr gute Laune bescherte, da „wir“ jetzt im Viertelfinale waren.
Wir blieben spontan eine weitere Nacht, um dann am nächsten Morgen bei ekligem Sprühregen rüber nach Rio zu fahren.
Es ging wieder zu Fritz auf den Campingplatz, da wir ans Stromnetz mussten (die folgenden zwei Tage machte sich die Sonne rar). Außerdem standen wir hier ruhig und sicher und Uli konnte sich z. T. mit Hilfe von Fritz weiter um die defekte (?) Solaranlage kümmern.
Als das Wetter dann wieder besser wurde, gönnten wir uns noch ein letztes Mal einen Tag an Copacabana und Ipanema mit Caipirinha, Acai Eis und einem guten Essen.
Dann gings aber weiter Richtung Süden, denn leider, leider lief unser 90tägiges Visum langsam aber sicher aus.
Für uns ging es nochmal nach Paraty, die schöne, farbenfrohe Kolonialstadt, die wir vor einigen Wochen bereits bei schlechtem Wetter kennen gelernt hatten.
Wir fanden einen relativ ruhigen Übernachtungsplatz direkt am Wasser, am Rande eines großen Parkplatzes.
Von dort waren es nur wenige Gehminuten in die historische, wunderschöne Altstadt.
Jeden Abend sind wir in das bunte Treiben eingetaucht und haben die Vielzahl an Restaurants und Bars genossen. Tagsüber wurde die Umgebung erkundet und mal wieder Wäsche im Waschsalon gewaschen.
Wir blieben insgesamt acht Nächte und lernten dort eine fröhliche, argentinische Familie und einen Unimog Fahrer aus Chile kennen.
Als wir mittags aus dem Waschsalon kamen, waren sie bereits beim ersten Wein und wir wurden spontan eingeladen mit zu trinken. Daraus wurde dann ein sehr lustiger und geselliger Tag, der mit Pizza und Cocktails in der Stadt am Abend endete.
Völlig gespannt beobachteten wir übrigens jeden Tag, wie bei Hochwasser das Wasser immer Höher stieg und in die Stadt lief und dabei die kleinen Kopfsteinpflastergassen überflutete. Wie in Venedig gab es hier kleine Holzstege, über die man trocken die Straßenseite wechseln konnte. An unserem letzten Tag waren aber selbst die unter Wasser.