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  • Manuela

Kolumbien – unerwartete Schönheit (deshalb ist dies ein extrem langer Beitrag geworden…)

Aktualisiert: 8. Dez. 2023

Bei Kolumbien denkt jeder erstmal an Pablo Escobar, die FARC, Kartelle und Drogenkriminalität. Leider zu Recht.


Seit 1964 führen die „Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens“ einen bewaffneten Kampf gegen den Staat, unterbrochen nur in den Friedenszeiten zwischen Juni 2016 und August 2019.


Ca. 220.000 Tote und Millionen Flüchtlinge waren die Folge dieses Bürgerkrieges.

2017 hatten die Rebellen angefangen ihre Waffen nieder zu legen.


2019 aber hatte eine kleine Fraktion von ehemaligen FARC-Anführern die Wiederbewaffnung angekündigt. Ihr Vorwurf – die kolumbianische Regierung habe die Friedensvereinbarungen von 2016 nicht eingehalten und die Armut hätte sich nicht verringert. FARC-Angehörige, die zum Teil in die Politik gegangen sind, seien verfolgt und ermordet worden.


Im Juli 2022 starben bei einem Militäreinsatz mehrere FARC-Mitglieder.


In der Region Cauca, im Südwesten von Kolumbien, werden bis heute vor allem die Indigenen des Nasa-Volkes rekrutiert, dabei leider auch Kinder und Jugendliche.


Durch die COVID-19-Pandemie verschlimmerte sich der Konflikt weiter.


Als wir mit dem Flugzeug im tropisch heißen Cartagena gelandet sind, wussten wir davon allerdings nichts und spürten es auch nicht.


Wir freuten uns auf ein Land, das so groß ist, wie Frankreich, Spanien und Portugal zusammen und das unglaublich vielfältig ist.


Mit 5.775 m ist der Pico Cristobal Colon der höchste Berg Kolumbiens und liegt nur 45 km von der tropischen Karibikküste entfernt. Es gibt Dschungel, Nebelwälder, Wüsten, Canyons und kunterbunte, historische Kolonialstädte.


Es ist eines der angesagtesten und aufregendsten Länder Südamerikas und viele unserer Reisebekanntschaften schwärmten in den höchsten Tönen und machten Kolumbien zu ihrem Top-Reiseziel.


Unser Unimog sollte ja am 22. September in Cartagenas Hafen ankommen. Daraus wurde nichts, denn der Termin hatte sich nochmal um einen Tag verschoben ☹


Blöderweise lag nun ein Wochenende zwischen dem Abladen und der Abholung. Wir konnten erst am darauffolgenden Montag zum Zoll und die Papiere für den Import beantragen.


Wir hatten also jede Menge Zeit uns die „unumstrittene Königin der Karibikküste“ anzugucken und in die kopfsteingepflasterte historische Altstadt einzutauchen. Die historischen Viertel El Centro und San Diego liegen innerhalb einer 13 km langen Steinmauer aus der Kolonialzeit.


In Getsemani, dass außerhalb der Stadtmauer liegt, hatten wir uns ein kleines, hübsches Hotel gebucht. Zunächst nur für einige Nächte, es wurden schließlich neun. Was wir nicht wussten, dass Getsemani der absolute Partystadtteil war mit trendigen Restaurants und rammelvollen Cocktailbars und Salsa-Clubs.


Die kleinen und engen Gassen waren kunterbunt und fotogen dekoriert und die alten Häuser in allen möglichen Farben gestrichen.

Bei unserer Ankunft machte „unsere“ Gasse einen ruhigen Eindruck – wir waren erleichtert.

Abends fand nämlich das Nachtleben mit ohrenbetäubend lauter Musik auf der Straße statt. In die engen Gassen wurden Tische und Stühle platziert, mobile Bars aufgebaut und sehr preiswerte Cocktails ausgeschenkt.

Den ersten Abend stürzten wir uns mitten rein ins Getümmel und genossen die Atmosphäre und die leckeren Getränke.


Mit Entsetzen stellten wir aber am nächsten Morgen fest, dass auch in unserer kleinen Gasse Tische, Stühle und mobile Bars aufgebaut wurden und dazu riesige Boxen für die maximale Beschallung vor die Türen gestellt wurden.

Aber dank Schallschutztüren und -Fenstern und Ohropax in den Ohren war schlafen doch möglich.


Tagsüber erkundeten wir stundenweise die wunderschöne Altstadt, bis die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit uns entweder in klimatisierte Bars oder an den winzigen Pool auf unserer Dachterrasse ins Hotel zurücktrieb.

In einer klimatisierten Shoppingmall deckten wir uns mit neuen T-Shirts ein, da die Trockner der Wäschereien unserer Kleidung ziemlich zugesetzt haben. Bei einem kleinen Snack zwischendurch verschwand Ulis Handy, was uns die nächsten Tage ordentlich auf Trab gehalten hat… Es tauchte auch nicht mehr auf.


Dann konnten wir endlich die Abholung des Unimog aus dem Hafen vorantreiben mit Hilfe einer unfähigen Agentur, die uns zusätzlich die letzten Nerven gekostet hatte.

An die obligatorische Versicherung zu kommen, war auch nicht ganz einfach – warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?


Am 27. September war es dann endlich soweit, dass Uli mit langer Hose, langärmeligen T-Shirt und geschlossenen Schuhen – Sicherheit geht vor 😊 den Unimog aus dem Hafen holen durfte.

Da ein Mitreisender nur Flipflops anhatte verzögerte sich das Prozedere nochmals, es wurde viel diskutiert und die Flipflops mit Klebeband in geschlossene Schuhe verwandelt.


Es dämmerte bereits, als wir endlich loskamen.


Unser erstes Ziel war weiter nördlich der Nationalpark Natural Tayrona.


Dies ist eine märchenhaft schöne Ecke an der kolumbianischen Karibikküste. Hohe Kokospalmen und dichter Regenwald wachsen an traumhaftschönen Sandstränden.

Im Hintergrund erhebt sich das höchste Küstengebirge der Welt, die Sierra Nevada de Santa Marta.


Uli hätte auf diesen Abstecher sehr gerne verzichtet, der feuchten Hitze wegen. Aber mir zuliebe sind wir dorthin gefahren, haben zwei brüllendheiße Nächte im Unimog erlebt und eine schweißtreibende Wanderung in dem Nationalpark zu den Traumstränden gemacht.


Am schönsten und bei Instagramern beliebtesten Strand war es entsprechend voll und wir hatten mal wieder großen Spaß die vermeintlichen Blogger bei ihren posings zu beobachten. Manche Menschen haben wirklich keine Scheu und sind sich für keine Pose zu albern…

Nach dem ganzen Geschwitze ging es aber nun endlich Richtung Berge und damit Richtung kühlere und angenehmere Temperaturen.


Vorher legten wir aber noch einen kurzen Stopp in Mompos(x) ein, das fast auf dem Weg lag und eine der besterhaltenen Kolonialstädte Kolumbiens sein soll.

Die Kleine Stadt hatte wirklich Charme und war dabei sich richtig raus zu putzen. Denn am kommenden Wochenende fand ein Jazzfestival statt. Ganz kurz haben wir überlegt da zu bleiben und die drei Nächte bis dahin irgendwie rum zu kriegen, aber die 33 Grad haben diese Überlegung schnell zunichte gemacht.


Über eine kurvenreiche, schmale Straße ging es hoch in die grüne Bergwelt Kolumbiens. Wir wollten das einzigartige Naturgebiet Los Estoraques besuchen und uns in 1.500 m Höhe von den Temperaturen der letzten Wochen erholen.


Wir blieben vier Nächte auf einem Stellplatz von einem Restaurant, das neben dem Parkplatz auch Hütten zum Übernachten vermietete. Von hier aus konnten wir zu Fuß in das kleine Naturgebiet laufen, in dem es wunderschöne Felsskulpturen zu besichtigen gab, geformt von Wasser, Wind und der Sonne. Es erinnerte uns ein bisschen an Utah, nur in klein und einsam.


Auch der kleine Ort Playa de Belen war sehr sehenswert, wir sind dort viel spazieren gegangen, meist in Begleitung irgendwelcher Hunde.

Am Samstagmorgen setzte die übliche Beschallung ein, in Form von extrem lauter Volksmusik in der es immer um Corazon (Herz) und die Mujeres (Frauen) geht.

Dazu kam aber in unregelmäßigen Abständen ein lautes Knallen.


Gleich neben unserem Stellplatz wurde „Tejo“ gespielt, ein typisch kolumbianischer Sport, bei dem große Bleischeiben auf Papiertüten geworfen werden, in denen Schießpulver enthalten ist. Jedem Treffer folgt ein lauter Knall. Begleitet wird das Ganze von lauter Musik und Unmengen von Bier.

Nach vier Nächten ging es die gleiche Strecke wieder zurück in die Ebene, um kurvenreich und landschaftlich wunderschön wieder hoch in das nächste kühle Bergdorf zu fahren.

Unterwegs bemerkte Uli leider, dass die Kupplung nicht mehr richtig trennte und die letzten Kilometer vermied er so gut es ging zu schalten.

Wortkarg und schweißgebadet kamen wir in Barichara an, eine weitere stimmungsvolle, spanische Kolonialstadt, hoch über dem Rio Suarez.


Hier erwarteten uns wieder weißgetünchte Häuser mit roten Ziegeldächern, die fast so neu wirkten, als wären sie gerade erst und nicht vor 300 Jahren gebaut. Aus diesem Grund werden hier viele spanischsprachige Filme und Telenovelas gedreht.

Uli hatte erstmal keinen Blick für dieses Juwel. Nach einer ruhigen und sehr frischen Nacht – wir mussten uns zudecken (!) – setzte er sich mit der Kupplung auseinander. Scheinbar hatte sie irgendwo Luft gezogen, was eigentlich nicht möglich ist, da die Kupplung ein geschlossenes System ist.

Außerdem war die Bremsflüssigkeit im Vorratsbehälter total dreckig.

Irgendwas musste sich aufgelöst haben.

Er recherchierte in den dicken Ordnern, die wir dabeihaben und beriet sich immer wieder telefonisch mit Frank, einem befreundeten Unimog Fahrer aus Odelzhausen.


Wir fuhren morgens mit einem öffentlichen Bus runter nach San Gil, die nächst größere Stadt, um Ersatzteile zu beschaffen. Wir bekamen aber nur drei Liter Bremsflüssigkeit und als es auch noch anfing zu regnen, fuhren wir schnell wieder mit dem Bus nach Barichara zurück.


Entlüften und der Austausch der Bremsflüssigkeit schienen das Kupplungsproblem vorerst behoben zu haben.

Auf jeden Fall hatte sie wieder Druck aufgebaut und Uli Zeit und sogar die Muße, sich den tollen Ort anzugucken und am nächsten Tag eine kleine Wanderung auf dem historischen Camino Real zu unternehmen.

Nach sechs (!) kühlen Nächten verließen wir schweren Herzens diesen Traumplatz und schönen Ort, um ca. 90 km nach Las Gajas zu fahren, einem kleinen und flachen Fluss mit rätselhaften Löchern.


Die Kupplung tat was sie soll und Uli war die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Allerdings verlor sie zwischendurch doch wieder den Druck, um ihn kurze Zeit später wieder aufzubauen. Das Problem war also noch nicht behoben.


Die Anfahrt über die schmale und mit Schlaglöchern und Verwerfungen übersäte Straße schafften wir ohne zu schalten im 6. Gang, wie schon hoch nach Barichara.

Komischerweise war am nächsten Morgen wieder voller Druck da. Entweder ist der Geberzylinder oder unten im Getriebe der Ausdrücker doch kaputt, was beides nicht gut wäre und einen riesigen Aufwand bei der Reparatur zur Folge hätte (mit Kabine kippen, Getriebe ausbauen, etc.).


Uli bestellte vorsichtshalber einen weiteren Schwung Ersatzteile in Deutschland.

In der Nähe von Bogota warteten bereits vier Pakete auf uns bei einem alten Geschäftspartner von Uli auf einer Finca.


Sonntagvormittag hatten wir dann Zeit, zum Fluss zum Baden zu gehen.

Der Fluss plätschert seicht über dunkles Gestein und wahrscheinlich haben sich über die Jahrhunderte weichere Gesteinsschichten gelöst und sind ausgespült worden. Auf jeden Fall gibt es in diesem Fluss unterschiedlich tiefe, kreisrunde Löcher, in denen man baden kann.


Sonntags hatten auch viele Kolumbianer die Idee zum Baden her zu kommen. Es war proppenvoll.

Wir beobachteten einige Zeit das wilde und laute Treiben. Ich fand auch ein Loch zum Eintauchen und abkühlen, aber dann gingen wir auch bald wieder zurück zu unserem Stellplatz.

Dieser ist unter Overlandern auch für seine Dusche bekannt. Dort leben nämlich Papageien und diese sitzen üblicherweise auf der Bambuswand der Dusche und haben schon so manch Duschenden erschreckt und geärgert.

Aber wir hatten Glück, oder Pech, wie man es nimmt, denn die Papageien saßen außerhalb der Dusche auf einem Gestänge und krächzten lauthals vor sich hin und gaben ein wunderschönes Fotomotiv ab.

Montagmorgen bin ich in aller Frühe noch mal die 2 km zum Fluss gelaufen, denn ich wollte diese Naturschönheit wenigstens einmal ohne die Menschenmassen vom Sonntag sehen.

Diese Landschaft ist wirklich unbeschreiblich schön, aber da in Kolumbien Feiertag war (Kolumbustag) war mit ähnlichem Andrang wie am Vortag zu rechnen.

Und so ging es für uns weiter. Eigentlich sollte uns unser nächstes Ziel der „Bosque de Pandora“ sein, ein Wald, der dem Film Avatar zur Inspiration verholfen haben könnte.


Uli hatte aber, während ich am Fluss war, festgestellt, dass die Kupplung über Nacht wieder Druck verloren hatte.

Nach ein paar Mal Kupplung durchdrücken baute er sich zwar wieder auf. Das Risiko war ihm aber zu groß, dass sie während der Fahrt doch komplett ausfällt und wir in den Bergen eine böse Überraschung erleben…


Wir änderten kurzer Hand unseren Plan und fuhren 237 km durch, ohne Probleme, bis kurz vor Bogota. Wobei hier noch zu erwähnen wäre, dass die Straßenverhältnisse oftmals sehr schlecht waren und wir bei Ortsdurchfahrten immer vor Toppes und Zahlstationen abbremsen mussten, sodass sich lediglich ein Durchschnittstempo von ca. 30 – 40 km/h ergab.

Wir waren also einige Stunden unterwegs und kamen erst kurz vor der Dunkelheit an.


Hier standen wir auf einem 30 Ha großen Grundstück, „bewacht“ von Han Solo einem Neufundländermischling und Dora, seiner Mutter, einer Berner Sennen Hündin – beide sehr gutmütig und gelangweilt.


Uli machte sich an die zum Teil längst fälligen Wartungsarbeiten, wie Bremsen und Filter tauschen. Auch unser Boiler wurde hier fachmännisch und günstig geschweißt.

Ich aktualisierte den Blog, las, machte Sport und erkundete die Umgebung.


Am Wochenende fuhren wir mit einem Uber gute 40 km nach Bogota und trafen uns mit Federico und seiner Frau Lolli, dem Geschäftspartner von Uli.


Gemeinsam fuhren wir mit einer Standseilbahn, leider bei wolkenverhangenem Himmel, auf den 3.150 m hohen Aussichtsberg Cerro de Monserrate.

Normalerweise hat man von hier einen herrlichen Blick auf das 1.700 km2 große Stadtgebiet.

Wir konnten die riesige Stadt mehr erahnen, als wirklich sehen.

Danach machten wir noch einen Rundgang durch das historische Zentrum La Candelaria mit seinen 300 Jahren alten Häusern und dem Regierungsviertel rund um den Plaza de Bolivar.


Für eine Nacht sind wir in ein kleines Hotel gegangen um ein wenig das Nachtleben zu genießen.


Am nächsten Morgen haben wir noch das berühmte Goldmuseum mit seinen 55.000 Gold Exponaten aus prähispanischer Zeit besichtigt und sind dann nachmittags wieder raus aufs Land zu unserem Unimog gefahren.

In einer Werkstatt ließen wir am nächsten Tag die Räder tauschen – die Vorderen mussten von der Felge runter und von innen nach außen gedreht werden. Die Hinterräder mussten „nur“ von links nach rechts getauscht werden. Bei den 110 kg, die ein Rad wiegt, eine schweißtreibende Angelegenheit.


Gegenüber gab es noch neues Öl für den Unimog und so frisch gewartet konnten neue Ziele in Angriff genommen werden.


Über Land ging auf winzig kleinen Landstraßen nach Villa de Leyva.

Auch diese Stadt zählt zu einer der schönsten Kolonialstädte Kolumbiens.


Und wirklich, hier schien die Zeit ebenfalls stehen geblieben zu sein. 1954 zum Nationaldenkmal erklärt, sind die kopfsteingepflasterten Straßen und die weiß getünchten Häuser noch in ihrem ursprünglichen Zustand (was das Gehen mitunter ziemlich schwierig machte).

Auf der iOverlander App gab es einen freien Übernachtungsplatz am großen Marktplatz. Allerdings war dieser gerade komplett eingezäunt und wurde bebaut.

Dahinter gab es aber einen Fußballplatz vor einer Markthalle für Bioprodukte und da stellten wir uns einfach hin. Markttage waren nur Mittwoch und Samstag und es schien niemanden zu stören, dass wir dort standen.


So blieben wir unbehelligt fünf Nächte und lernten am Samstag noch einige freundliche Besucher des Biomarktes kennen.

Mit einigen kamen wir auch länger ins Gespräch, z. B. Heinz aus der Schweiz, der seit den 90ziger Jahren in Kolumbien lebt und der Uli spontan eine Flasche Biowein schenkte, als er erfuhr, dass Uli Geburtstag hatte.

Von Andres, einem Kolumbianer der einige Jahre in Kanada gelebt hatte, gab es eine Tüte mit leckeren Feigen.


Wir genossen die Tage in Villa de Leyva sehr und unternahmen viele Spaziergänge in der Stadt, aber auch zum Terracotta Haus, das vor den Toren der Stadt lag. Dieses architektonische Wunderwerk, dass an Dali und Hundertwasser erinnert, hätte so in Deutschland mit Sicherheit nicht als Wohnhaus gebaut werden dürfen.

Am Sonntag fanden in Kolumbien Bezirkswahlen statt und der Bürgermeister von Villa de Leyva hielt abends auf dem großen Plaza de Mayor eine umjubelte Rede im roten Fahnenmeer. Als es dunkel wurde gab es sogar noch ein Feuerwerk.


Was für ein schöner Abschluss – denn am nächsten Morgen ging es weiter.


Wir wollten unbedingt noch in den Bosque de Pandora, einem Wald, der dem Film Avatar als Vorlage gedient haben könnte.


Für die nur ca. 60 km brauchten wir allerdings etliche Stunden. Es ging immer wieder Berge hoch und runter und das auf zum größten Teil unbefestigten Straßen in mal mehr und mal weniger guten Zuständen.

Die letzten Kilometer waren einspurig und wenn Gegenverkehr kam, mussten wir das ein oder andere Mal zurück setzen, bis zum nächsten breiteren Abschnitt. Aber die Aussichten, die sich uns in den grünen Bergen boten, waren gigantisch schön.


Relativ spät kamen wir an (vor der Dunkelheit), zwängten uns in eine kleine Parklücke am Eingang des Geländes und machten eine Tour für den nächsten Tag aus. Der „Wald“ befindet sich nämlich in Privatbesitz und ist nur mit Tourguide zu erkunden.


Nachts fing es kräftig zu regnen an und am Morgen nahm die Intensität des Regens sogar noch zu, sodass wir unsere Tour gedanklich schon auf den nächsten Tag verschoben hatten.

Aber am späten Vormittag wurde es trocken und da noch ein Paar in den Wald wollte, fand die Tour überraschend doch statt.


Wir liehen uns kurzerhand Gummistiefel und los gings in den tropfenden, von steilen Felsen umstandenen Canyon. Der Wald wuchs hier vertikal – von oben runter hingen tropfende Schlingpflanzen und Borrelien, von unten wucherten Farne, Palmen und Pflanzen, deren Namen wir nicht kannten. Es war auf jeden Fall Dschungel pur und als dann auch noch die Sonne das nasse Grün anleuchtete, wirkte dieser Wald einfach nur irreal.

Es war allerdings sehr matschig und rutschig.

Teilweise kletterten wir an Seilen über unzugängliche Passagen, oder stiegen primitive Leitern hoch oder runter.

Es war sehr abenteuerlich und Bro, unser Guide, machte an den schönsten Stellen gekonnt Fotos von uns.


Uli und ich machten nachmittags noch eine weitere Tour in eine Höhle.


Auch hier führte uns Bro an und leuchtete für uns die Höhle aus, durch die ein Fluss floss und es dadurch ebenfalls sehr matschig war.

Was im Wald noch nicht dreckig geworden war, wurde es hier, als wir unter einem Felsen auf allen Vieren krabbeln mussten, um in eine nächste, große Höhlenhalle zu gelangen.

Abends lud uns Edgar, der Bruder von Bro ein, mit seiner Familie hoch ins Dorf zu laufen. Dort würde der wiedergewählte Bürgermeister seinen Sieg feiern.


Und so kam es, dass wir kurze Zeit später mit rund 200 Kolumbianern Freibier tranken und immer wieder beantworten mussten, woher wir kamen.

Schließlich wollte der Bürgermeister ein Bild mit uns machen und dann noch jemand und noch jemand.

Wir mussten ständig Hände schütteln, alle schienen sich zu freuen, dass wir da waren und mitfeierten.


Nachdem uns eine ganze Gruppe noch stolz den Platz gezeigt hat, von wo aus man am besten den Sonnenuntergang sieht, mussten wir das Tanzbein schwingen und plötzlich hatte ich ein Mikrofon in der Hand und sollte was zu der Dorfgemeinschaft sagen.

Ich stammelte ein paar spanische Worte und beendete meine „Rede“ schnell mit Viva Colombia, woraufhin die Menge jubelte und klatsche.

Dann sollte Uli noch etwas sagen, aber da er kein Spanisch spricht, reichten bei ihm auch deutsche Worte. Sein anschließendes Viva Colombia brachte die Menschen wieder zum Jubeln.

So ein unglaublicher Abend! So eine Herzlichkeit und kindliche Neugier haben wir noch nie erlebt und wird uns wohl ewig in Erinnerung bleiben.


Was sind die Kolumbianer doch für ein tolles Volk.

Na gut, sie können nicht Auto fahren und als Fußgänger hat man keinerlei Rechte, aber sie haben ihr Herz auf dem rechten Fleck.


Nachdem wir morgens bei Edgar auf der Terrasse noch einen Kaffee getrunken hatten verabschiedeten wir uns sehr herzlich voneinander, so als würden wir uns schon ewig kennen.


Aber Florian, ein weiterer, kleiner Ort, wartete auf uns, bzw. das Ventana de Tizquizoque – eine Höhle, oder eben ein „Fenster“ aus dem ein Wasserfall in drei Etagen in die Tiefe stürzt.


Um dorthin zu kommen gab es nur sehr schmale Feldwege mit tiefen, kraterförmigen Schlaglöchern.

Teilweise war die „Straße“ sogar weggebrochen und es ging so manches Mal daneben richtig steil runter.

Außerdem hat es zwischendurch immer wieder kräftig geregnet, so dass die Piste mehr und mehr zu einer Matschpiste wurde.

Für die 81 km haben wir 7 Stunden gebraucht und wir kamen mit dem letzten Rest des Tageslichtes an unserem Übernachtungsplatz an.


Nach einer ruhigen Nacht guckten wir morgens direkt aus unserem Fenster auf die drei Wasserfälle.

Teilweise wurden sie von hereinziehenden Wolken versteckt, aber im Laufe des Vormittags setzte sich die Sonne durch und gab den Blick frei auf diese Naturspektakel.

Außerdem haben wir mal wieder Tucane gesehen, die ersten seit Panama.


Wir fuhren hoch zu der Stelle, von der aus man zu dem „Fenster“ laufen konnte.

Zunächst ging es eine steile Steintreppe hinunter zum Fluss, dort über eine wackelige Hängebrücke rüber auf die andere Seite.

Dort kletterten wir wieder einige Stufen hoch, kamen am einem „Dinosaurier“ vorbei, hinter dem sich der riesige Eingang der Höhle auftat.

Wir waren richtig überwältigt über die Größe der Höhle, damit hatten wir nicht gerechnet.


Über eine weitere Hängebrücke ging es zum Höhlenausgang und von dort aus weitete sich die Höhle zu dem riesigen Fenster.

Die Aussicht von dort auf das darunter liegende, grüne Tal und die Berge drum herum war gigantisch!

Und unter uns ergoss sich der Wasserfall in seine drei Stufen. Wir waren richtig ergriffen von der Schönheit dieser Landschaft.


Uli hatte unsere Drohne dabei und hatte sie den Wasserfall entlang fliegen lassen, sodass wir auch diese grandiose Ansicht genießen konnten.

Vom Dorf aus gab es noch eine kurze, steile Wanderung bergab durch den Dschungel zu einem Aussichtspunkt, von wo man die Wasserfälle von unten hinauf gucken konnte (zumindest die unteren zwei Stufen).

Wir hätten auch noch weiter runter laufen können, zum untersten Becken, aber darauf haben wir verzichtet, mit dem Gedanken, alles wieder hinauf laufen zu müssen.


Wieder einmal haben wir uns schweren Herzens von einer Region verabschiedet, die uns total begeistert hat, aber unser Ersatzteilpaket sollte ja in Bogota ankommen.


Wir blieben nochmal vier Nächte auf der Finca, erledigten alles und fuhren dann endlich weiter, bzw. wieder zurück Richtung Norden.


Der Fels von Guatape war unser nächstes Ziel. Dieser riesige Granitmonolith steht am Rande eines riesigen, künstlichen Sees mit unzähligen Buchten und Inseln.


An einer Seite sind ca. 700 Stufen angebracht und die wollten wir eigentlich nach einer Nacht am See erklimmen.

Aber als wir morgens an dem Felsen ankamen, war der Eingang abgesperrt. Es hatte einige Tage vorher nach heftigem Regen einen massiven Felssturz gegeben.

So ein Ärger! Auf dieses Reisehighlight hatten wir uns schon seit Jahren gefreut.

Also fuhren wir ein bisschen enttäuscht wieder runter in den Ort und bewunderten dort die hübschen Häuser mit ihren bunten Sockeln in Reliefkunst.

Nachdem wir durch so ziemlich alle Gassen gelaufen waren, beschlossen wir weiter zu fahren in das 75 km entfernte Medellin.


Die Stadt mit seinen Wolkenkratzern liegt in einem schmalen Tal und ist von zerklüfteten Bergen umgeben.

An den Berghängen ziehen sich die ärmeren und kleineren Häuser hoch.


Wir hatten uns einen Stellplatz in einer kleinen Wohnstraße gegenüber eines Hostels ausgeguckt, dass ein wenig Sicherheit bot.

In ganz Medellin gibt es nämlich keinen Campingplatz, sodass wir auf der Straße übernachten mussten.


Aber die kleine Wohnstraße war total zugeparkt, unter anderem von drei Wohnmobilen…


Unsere zweite Option sollte überraschend Parkgebühren kosten, sodass wir schließlich mitten rein in die Stadt zu Option drei fahren mussten.


Der Verkehr in Kolumbiens Städten ist der blanke Horror.

Motorradfahrer überholen wild von links und rechts.


Einen hat es dann auch neben uns erwischt, als er einen PKW rechts überholen wollte und der Fahrer kurz entschlossen (ohne zu blinken, das machen die wenigsten) rechts abbog.

Sah nicht gut aus, aber der Fahrer blieb immerhin stehen und kümmerte sich um den Umgefahrenen.

Kurze Zeit später sahen wir, wie ein Taxi einen vermutlich Obdachlosen umfuhr und einfach abhaute.

Wir waren ganz schön geschockt und heilfroh, als wir endlich heile an unserem Übernachtungsplatz ankamen.


Wir standen an einem kleinen Park und der Platz war so zentral, dass wir zu Fuß zur Comuna 13 laufen konnten.

Die Comuna 13 war einst das gefährlichste Viertel von Medellin.

Banden gaben hier den Ton an und Ermordungen gehörten zum Tagesgeschäft.


Heute gilt das Viertel als ungefährlich und man macht Geld mit den Besuchern.

Es gibt unzählige Essensstände, Souvenirs, Bars und Restaurants und an vielen Ecken versuchen Rapper und Breakdancer an das schnelle Geld zu kommen.


Großflächige und bunte, wunderschöne Graffiti erzählen von der wilden Vergangenheit und den Träumen der Bewohner.

Und überall ist die Musik viel zu laut. Wir haben uns nach relativ kurzer Zeit wieder verabschiedet, weil wir noch mit der Seilbahn fahren wollten.


Die Seilbahnen verbinden die armen Barrios in den Hügeln mit den übrigen Stadtvierteln und sind eine große Erleichterung bei der Fortbewegung.

Wir waren fasziniert von dem Ausblick auf die riesige Stadt, aber auch entsetzt, über was für ärmliche Behausungen wir geschwebt sind.

Nach nur einer Nacht Großstadtdschungel zog es uns wieder raus aufs Land.

Wir fuhren Richtung Süden in die Kaffeeregion.

Kaffee wächst in großen Höhen (über 2.000 m) und je steiler der Hang, desto besser.


Über eine sehr kurvenreiche, kleinere Straße kamen wir nach Jardin.

Die kleine Stadt verströmt kolonialen Charme mit ihren bunten, zweistöckigen Häusern.


Das Leben pulsiert hier Tag und Nacht auf der kleinen Plaza, auf der es viele kleine Cafés, Bars und Verkaufsstände gibt.

Rundherum erstreckt sich eine spektakuläre Landschaft mit Bergen, Höhlen, Wasserfällen, Kaffee- und Bananenplantagen.


Die imposanteste Höhle, in der ein 10 m hoher Wasserfall durch ein großes Loch in der Decke fällt, wollten wir natürlich besuchen.

Die Höhle erreicht man nur zu Fuß auf einem z. T. schmalem Bergpfad. Die Wanderung soll ca. 3 Stunden dauern.


Da wir aber erstmal eine Stunde in die falsche Richtung gelaufen sind, war es schon relativ spät als wir die eigentliche Wanderung begannen. Und der Himmel sah mittlerweile gar nicht mehr gut aus…

Aber wir hatten unsere Schirme dabei und gingen los.

Die ersten Kilometer waren extrem steil und sehr rutschig, da es fast jeden Tag geregnet hatte (im November ist Regenzeit).

Irgendwann kamen wir auf eine Hochalm und sahen so gut wie gar nichts mehr, da wir bereits in den Wolken waren.

Und dann fing es zu regnen an. Gerade noch rechtszeitig kamen wir an einer Holzhütte an, in der offenbar manchmal Hirten übernachten. Es gab ein Klo, eine verriegelte Küche und verriegelte Schlafräume.


Nach einer Stunde ließ der Regen nach, aber für die verbleibenden 3 km war es nun viel zu spät ☹

Wir kehrten um und haben auch dieses Highlight nicht zu sehen bekommen.


Dafür sind wir am nächsten Nachmittag zu einem herrlichen Aussichtspunkt hoch über Jardin gewandert.

Der Pfad war ebenfalls sehr steil und an manchen Stellen sehr matschig. Aber der Ausblick über die schöne Stadt und die Bananenplantagen hat sich sehr gelohnt.

Über eine schlaglochübersäte, einspurige Piste ging es nach drei Nächten quer durch den Dschungel und über die Berge in den Nationalpark Los Nevados.


Hier warteten schneebedeckte Vulkangipfel auf uns, Nebelwälder, Wasserfälle und die Lagune Otun.


Die 40 km Anfahrt über übelste Pisten dauerte Stunden.

Anfangs waren wir von der Vegetation noch begeistert, aber als wir die 3.000 m Marke überschritten hatten, wurde es langweiliger.


Wir hatten uns ausgemalt, direkt an der Lagune zu übernachten. Aber als wir ankamen war das Tor für die letzten Kilometer zu.


Wir parkten an einem Refugio in der Nähe und dort sagte man uns, der Nationalpark wäre bis zum 21. November geschlossen.

Dabei steht auf der Homepage des Parks und bei Google Maps der Park wäre offen…


Wir konnten aber beim Refugio stehen bleiben und als wir am nächsten Morgen kurz nach Sonnenaufgang aus dem Fenster guckten, war der Blick auf den 5.312 m hohen Nevado del Ruiz frei. Schon beeindruckend, ca. 600 km nördlich des Äquators Schnee zu sehen.

Aber, wie soll es anders sein, die Eiskappe schmilzt von 20 km2 in den 1980ziger Jahren auf 8,37 km2 in 2019.

Und da der Vulkan seit März wieder aktiv ist, war eine riesige Rauchsäule zu sehen.


Wir machten eine 12 km (hin und zurück) Wanderung zur Lagune Otun, obwohl der Park geschlossen war.

Wir hatten gehofft eine bessere Sicht auf den Vulkan zu bekommen, aber das war leider nicht der Fall.

Wir guckten aber dafür in ein riesiges Tal, mit drei großen Wasserfällen, der Lagune und einem Gletscherrest.

Die Landschaft erinnerte uns an Island oder Schottland, sehr rau und wild.

Am nächsten Morgen gings weiter Richtung Cocora Valley.


In diesem Tal wachsen die höchsten Palmen der Welt. Die Qindio Wachspalme kann bis zu 60 m hoch werden.


Bevor wir diese aber zu sehen bekamen, schwitzten wir „Blut und Wasser“ denn die Piste, die uns einmal mehr von MAPS.ME angezeigt wurde (und der wir fast blind vertrauten), war zwar kürzer, aber um einiges schmaler, steiler und streckenweise fast unpassierbar.


So mussten wir einem Felsvorsprung ausweichen, aber blöderweise war genau an der Stelle Rechts die Fahrbahn weggebrochen.

Es waren nur wenige cm, die uns Sicherheit gaben.

Einigen Hausdächern der Kaffeepflücker kamen wir auch verdächtig nah.

Und als es dann auf den letzten Metern der Piste einen Fluss über eine Brücke zu überqueren galt, war Uli einem Nervenzusammenbruch bedenklich nahe.

Denn die Höhenbeschränkung war bei 3,40 m - wir sind 3,40 m hoch.

Wie weit kann man solchen Angaben vertrauen?

Es ging gut und extrem erleichtert fuhren wir auf der geteerten Hauptstraße ins Valle de Cocora.


Leider hatte es die ganze Nacht und bis in den späten Vormittag hinein mal mehr und mal weniger stark geregnet.


Von unserem Stellplatz aus, einem großen Parkplatz, auf dem man übernachten darf, hatten wir schon rund herum Blick auf diese einzigartigen, riesigen Palmen.


Irgendwann wurde es heller und es hörte entgegen der Wettervorhersage auf zu regnen und wir starteten sofort unsere Wanderung in das Tal.


Da es mal wieder Wochenende war, strömten trotz des unsicheren Wetters überraschend viele Kolumbianer und Touristen ins Tal.


Aber glücklicherweise sind die meisten Menschen recht lauf faul und nach wenigen Metern hatten wir uns von den Massen abgesetzt.

Viele scheinen überhaupt nur her zu kommen, um an den vielen, zum Teil sehr kitschigen „Selfiepoints“ Bilder von sich machen zu wollen.

Da das Wetter immer schöner wurde und sich sogar die Sonne blicken ließ, beschlossen wir noch eine zweite Nacht zu bleiben.


Dann ging es aber weiter.


Auf halben Weg zwischen Bogota und San Augustin im Süden liegt die Tatacoa-Wüste, die eigentlich gar keine echte Wüste ist, sondern ein tropischer Trockenwald mit 1070 mm Niederschlag im Jahresdurchschnitt und Temperaturen, die auf bis zu 50 Grad ansteigen können.


Ende November war es aber glücklicherweise deutlich kühler und als wir mit einer kleinen Fähre über einen Fluss gesetzt sind, fiel uns sofort die veränderte Vegetation auf.

Rechts und links der Sandpiste wuchsen plötzlich Kakteen, die uns an die Baja in Mexiko erinnert haben.


Ein paar Kilometer später wurde die Landschaft noch ungewöhnlicher – erodierte rote Felsen und Schluchten erinnerten uns diesmal an Utah und Nevada. Es war so komplett anders hier, als das übrige, „knallgrüne“ Kolumbien.


Am nächsten Morgen machten wir eine kurze Wanderung durch den Canyon, der einem Größenvergleich mit den Canyons in den USA natürlich nicht standhielt.

Trotzdem war es wunderschön und dann kamen uns auch noch Linda & Sandro entgegen, die wir das letzte Mal bei der Fahrzeugabholung in Cartagena gesehen hatten.

Mittags fuhren wir weiter und kamen mitten in der „Wüste“ an einem Schwimmbad vorbei. Bei anderen Reisenden (aus Bremen!) hatten wir auf Instagram gelesen, dass das Bad in dem Mineralischem Wasser herrlich erfrischend gewesen sei und so hielten wir auch kurzerhand an und gingen schwimmen.

Danach suchten wir uns mitten im Nichts einen Übernachtungsplatz und hatten eine wunderbar ruhige und dunkle Nacht.


Vor da aus sollte es nach Popayan gehen, eine kleine Kolonialstadt, die für ihre weißen Fassaden bekannt ist.


Wir übernachteten einsam auf einem iOverlander Stellplatz und als ich auf dieser App nach Übernachtungsplätzen für den nächsten Tag gesucht habe, fiel mir eine Warnung

auf.

40 km von unserem Stellplatz entfernt wurden ein Jahr zuvor Reisende überfallen und als diese noch fliehen konnten, wurde ihnen hinterher geschossen.

Danach hatten andere Reisende bei der nahegelegenen Polizeistation nachgefragt, ob die Durchfahrt durch dieses Gebiet mittlerweile wieder sicher wäre.

Das war allerdings auch im September diesen Jahres immer noch nicht der Fall, weshalb wir am nächsten Morgen ebenfalls erstmal zur Polizei gefahren sind.


Die Beamten haben uns händeringend davon abgeraten, durch das Gebiet zu fahren, dass immer noch (oder wieder) in der Hand der Guerrilla Bewegung FARC ist und für unsere Sicherheit nicht gesorgt werden könnte.


Wir mussten also einen Umweg von 200 km in Kauf nehmen, da es durch die hohen und unwegsamen Berge nicht allzu viele Straßen gibt.


So landeten wir erstmal in San Augustin, ebenfalls eine schöne, kleine Kolonialstadt, in der auf 1.700 m Höhe das ganze Jahr über frühlingshafte Temperaturen herrschen.


Das Highlight dieser kleinen Stadt sind aber einige präkolumbische, archäologische Stätten in denen man über 500 Statuen bewundern kann, die auf mehreren Hügeln rund um die Stadt verteilt sind.


Vor 5.000 Jahren lebten zwei Indigene Völker in unterschiedlichen Flusstälern und in der Nähe von San Augustin begegneten sie sich, trieben Handel, übten ihre Religion aus und begruben hier ihre Toten.

Dafür schufen sie aus dem Vulkangestein der naheliegenden Vulkane 500 fantastische Statuen, die eine Mischung aus Menschen und Tieren darstellten und verzierten ihre Gräber damit.


Ganz in der Nähe unseres Campingplatzes lag ein archäologischer Park mit gut 130 Statuen.

Da Uli mit Problemen des Magen- und Darm Trakts flach lag, musste ich mir diesen herrlichen Park leider alleine angucken.

Der erste Teil ging durch den Dschungel, wo links und rechts Statuen den Weg säumten. Dann ging es bergauf zu vier Grabhügeln, die mich sehr an norddeutsche Hügelgräber erinnert haben. Nur das diese hier sehr gut erhalten waren und zum Teil wunderschön mit Statuen verziert waren.


Unten in einem Tal gab es einen „Brunnen“, wo Figuren und terrassierte Becken und Kanäle in das felsige Flussbett gehauen wurden. Ich konnte Bilder von Schlangen, Echsen und Menschen erkennen und war sehr beeindruckt.


Nachdem Uli sich erholt hatte, ging es weiter zu unserem eigentlichen Ziel, nach Silvia.


Die Strecke war gleichermaßen ein Traum, da sie durch eine wunderschöne Berglandschaft ging, aber auch ein Alptraum, da sie viele Kilometer lang nicht befestigt war und wir nur sehr langsam und mühsam vorankamen.


Nach stundenlanger Fahrt sind wir aber schließlich am Campingplatz Bonanza angekommen. Dieser wurde uns von Manon & Jeremy wärmstens empfohlen und wird von einem marokkanischen Ehepaar betrieben.


Diese Beiden waren selber drei Jahre lang mit ihren drei Kindern im Wohnmobil in Südamerika unterwegs und wissen, was das Overlander Herz begehrt. Heiße Duschen, saubere Toiletten und Waschmaschinenbenutzung auf einem riesigen Grundstück. Kika und Anouar waren sehr bemüht, laden zum Tee ein, geben Tipps und zauberten abends wunderbare marokkanische Gerichte aus der Tajine, die wir einen Abend in großer Gruppe – zu acht – genossen haben.


Dienstags ist im 13 km entfernten Städtchen Silvia Markttag.


Kika fuhr uns und weitere zwei Paare in den Ort und versorgte uns auf der Fahrt mit Hintergrundinformationen.

So erfuhren wir, dass 40 % aller Kolumbianer indigenen Ursprungs sind.

Rund um Silvia gibt es sechs Reservate, in denen verschiedene indigene Völker autark von der Kolumbianischen Regierung leben. Für sie gelten eigene Gesetze, sie haben ein eigenes Schulsystem in dem in ihrer eigenen Sprache unterrichtet wird.


Nur im Notfall greifen sie auf kolumbianische „Hilfe“ zurück, wenn z. B. die Guerilla Gruppierungen FARC und ELN mal wieder aneinandergeraten. Bei diesen Kämpfen geraten die Indigenen oft zwischen die Fronten, so geschehen an dem Dienstag, als wir in Silvia waren.


Bewaffnete Männer hatten sich in den Häusern der indigenen Gemeinden verbarrikadiert und sie als menschliche Schutzschilde missbraucht. Wir bekamen von all dem zum Glück nichts mit, außer dass die Stadt voll mit Militär war.


Kika erzählte uns, dass in den abgelegenen Tälern rund um Silvia Koka, Opium und Marihuana angebaut wird und es unzählige „Labore“ gäbe, in denen Drogen hergestellt würden.


Auf diesem quirligen, kunterbunten Markt war davon glücklicherweise nichts zu merken. Die meisten Besucher gehörten zum traditionell gekleideten Volk der Guambia. Männer wie Frauen tragen Röcke, pinkfarbene Schärpen und kleine Hüte, wie man sie aus Bolivien kennt.

Dank Kika konnten wir die ein oder andere unbekannte Frucht probieren, kauften einen Glücksbringer, den ein Schamane mit einer geweihten Flüssigkeit und wahrscheinlich hilfreichen Worten bespuckte und den wir nur um 12.00 oder 18.00 Uhr aufhängen durften.


Nach einem Besuch in einem originellen Café gings wieder zurück, bepackt mit allerlei Obst und neuen Eindrücken und ganz vielen, unbemerkt gemachten Fotos...


Nach fünf entspannten Tagen zog es uns weiter Richtung Süden.


Dort „wartete“ der legendäre Trampolin de la Muerte, das Sprungbrett des Todes auf uns. Diese 80 km lange, einspurige und ungeteerte Piste verbindet die Orte Mocoa auf knapp 600 m Höhe mit San Francisco in 2.800 m Höhe.


In der Regel herrscht hier dichter Nebel und ständige Erdrutsche sorgen dafür, dass man oft lange warten muss, oder die Straße gleich ganz gesperrt wird, bis sie wieder frei befahrbar ist.

Leider passieren jedes Jahr viele Unfälle, häufig mit Todesfolge, da es stellenweise 300 m tief in den Abgrund geht.


Wir hatten mit dem Wetter einigermaßen Glück.

Nachts hatte es kräftig geregnet und es gab einige Erdrutsche, die aber bereits alle beiseitegeschafft worden waren.

Das erste Teilstück war relativ rutschig, aber mit Allrad war das kein Problem für den Unimog. Die Sicht hätte im ersten Teil besser sein können, aber wir waren schon froh, als der Nieselregen nach lies. Und wir hatten wenig Gegenverkehr, bzw. immer genügend Ausweichmöglichkeiten.


Trotzdem war mir oft mulmig zumute, wenn ich an der Abgrundseite saß und die Leitplanke, wenn überhaupt noch vorhanden, über dem irre tiefen Abgrund baumelte.

Im zweiten und entspannteren Teil kam dann sogar noch die Sonne heraus und wir konnten die Bergwelt um uns herum und die vielen Wasserfälle richtig genießen.


Am Ende waren wir aber eher enttäuscht, denn wir hatten uns diese Piste viel heftiger vorgestellt.


Wir verbrachten noch zwei Nächte an einer schönen Lagune, bevor es zum letzten Highlight in Kolumbien ging.


10 km vor der Grenze nach Ecuador befindet sich die Wallfahrtskirche Nuestra Señora de las Lajas. Die Kirche wurde in einen Canyon gebaut und überspannt mit einer Brücke eine enge und tiefe Schlucht.


Der Sage nach hat sich eine Frau mit ihrer stummen Tochter vor einem Gewittersturm in einer Mulde zwischen zwei Schieferplatten Schutz gesucht. Plötzlich soll die Tochter angefangen haben zu sprechen und auf eine Erscheinung gedeutet haben. 1754 wurden die Angaben als wahr bestätigt und seitdem wurde der Ort zu einem Wallfahrtsort und nach und nach eine Kirche errichtet.


Für uns lag sie nur malerisch in der Schlucht und gab ein sehr schönes Fotomotiv ab.


Richtig kitschig wurde es mit dem Einsetzen der Dunkelheit.

Dann wird die Kirche nämlich in allen möglichen Farben angestrahlt.

Das hatte mehr amerikanischen Charme a la Las Vegas, als wir es für Gotteshäuser gewohnt sind.

Am nächsten Tag fuhren wir mit gemischten Gefühlen nach exakt elf Wochen über die Grenze nach Ecuador.


Kolumbien hat uns in vieler Hinsicht überrascht und sehr, sehr gut gefallen.


Mal sehen, wie es uns in Ecuador ergeht.


PS: Auf Wunsch von Thomas C. aus B. hier unsere ungefähre Route - wir sind tatsächlich ziemlich zick zack gefahren...










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