Durch Nevadas Wüste sind wir zwei Tage lang „durchgebraust“.
Es gab für uns nichts Sehenswertes unterwegs, weshalb es sich gelohnt hätte, mal kurz anzuhalten.
Utah, der „Mormonenstaat“ begrüßte uns mit sehr stürmischem Wind, der über den riesigen Salzseen und Wüsten kleine Salz- bzw. Sandwirbelstürme aufwirbelte.
Ständig stiebte der Sand oder das Salz über die Fahrbahn und fegte durch kleinere Ortschaften und wir fragten uns wieder mal, wieso Menschen in einer dermaßen lebensfeindlichen Umgebung wohnen…
Gegen Abend erreichten wir das südliche Utah, in dem die Nationalparks liegen, die unser Ziel waren.
Der Highway führte uns in der Abendsonne durch erste Canyons, die rot angeleuchtet wurden und wir bekamen einen ersten Vorgeschmack, auf das, was wir die nächsten Tage, oder Wochen zu sehen bekommen würden. Wir waren begeistert!
Nach einer ruhigen Nacht abseits des Highways, fuhren wir früh morgens in den Arches Nationalpark, der im Norden des Colorado-Plateaus liegt.
Wasser, Eis, extreme Temperaturen und unterirdische Salzbewegungen haben diese wunderschöne Felsenlandschaft geformt.
Über 2.000 Bögen – Arches – gibt es in diesem Park, von winzig klein bis zum riesigen Landscape Arch mit 91 m.
Wir waren überrascht, wieviel dort noch los war, denn wir waren bei Weitem nicht die einzigen Besucher im Park und das im November!
Ein 29 km langer Scenic Drive führte durch die atemberaubend schöne Landschaft und viele Highlights, wie z. B. der Balanced Rock, waren direkt von der Straße aus zu sehen.
Für die „berühmten“ Fenster musste man aber doch aussteigen und konnte auf gut präparierten Wegen wandern, was wir selbstverständlich gemacht haben.
Die „Fenster“, aber auch die schneebedeckten La Sal Berge am Horizont haben uns sehr begeistert.
Um DEN Bogen, den Delicate Arch, das Wahrzeichen Utahs zu finden auch auf vielen Autonummernschildern, zu sehen, mussten wir uns dann ein bisschen mehr anstrengen.
Es ging zwar nur 2,6 km bergauf, aber die hatten es in rund 1.500 m Höhe in sich.
Der Weg war relativ steil und am Ende ging`s an einer sehr schmalen Kante entlang, neben der es tief hinunter in einen Canyon ging. Da sollte man schwindelfrei sein…
Glücklicherweise war es mit 20 Grad nicht gerade heiß. Trotzdem sind wir gehörig ins Schwitzen gekommen.
Im Sommer, mit Temperaturen um die 40 Grad soll man 4 Liter Wasser mitschleppen, so die Empfehlung auf sämtlichen Schildern im Park.
Oben angekommen wurden wir mit einem sensationellem Blick auf den Bogen belohnt.
Es war wirklich einmalig schön, wie er dort so alleine stand, rotbraun vor dem azurblauen Himmel – ein Traum!
Wir haben danach noch weitere Punkte im Park abgefahren und haben wieder mal viel zu viele Fotos gemacht... Irgendwann wollten wir prüfen, ob wir noch einen Platz auf dem Campinglatz bekommen würden. Wir gingen davon aus, dass das im November kein Problem wäre...
Außerdem hatte die Wetter App einen Kälteeinbruch prophezeit, mit Schneefall und Minustemperaturen.
Wir wollten möglichst noch den trocken angesagten Vormittag für ein paar Touren nutzen und dafür bereits im Park sein.
Aber – ausgebucht. So ein Mist.
Also sind wir schnell wieder raus aus dem Park, bevor es dunkel wurde, damit wir uns noch einen Platz für die Nacht suchen konnten.
In Utah ist es glücklicherweise total unkompliziert und wir fanden mal wieder mit iOverlander einen großen Parkplatz, auf dem campen nicht verboten war.
Wir kamen noch zweimal hierher wieder zurück, weil er ziemlich genau zwischen Arches und Canyonlands Nationalpark lag.
Der nächste Morgen war dann allerdings schon verregnet und stürmisch und die Temperaturen waren auf unter 10 Grad gepurzelt.
Wir nutzen diesen Regentag spontan für kleinere Reparaturen, bzw. um den Unimog winterfest zu machen, putzten und relaxten.
Das Splitgetriebe funktionierte übrigens wieder nach dem Ölwechsel…
Am späten Nachmittag fuhren wir hoch zum benachbarten Canyonlands Nationalpark.
Auf dem Weg dorthin ging der stete Regen zunächst in Graupel und schließlich in Schnee über.
Wir waren ganz schön entsetzt, weil wir gehoffte hatten, die Wetter App hätte sich getäuscht.
Aber als wir dann oben auf dem Hochplateau des Canyonlands NP in ein schneebedecktes Winter Wonderland kamen, aus denen die roten Felsen in krassem Kontrast ragten, waren wir einfach nur begeistert.
Wir fanden mal wieder einen super schönen Übernachtungsplatz, einfach ein paar Meter abseits der Straße, auf einer Nebenstrecke und niemand störte sich an uns.
Der nächste Morgen war zwar eiskalt, aber wir hatten wieder strahlend blauen Himmel.
Durch den Canyonlands Nationalpark führte ebenfalls ein Scenic Drive, der aber nur 19 km lang war. Hier fuhr man auf dem „Island oft he Sky“ Drive oberhalb, wie auf einer Insel, zwischen zwei Canyons entlang.
Auf der einen Seite fließt der Colorado River, auf der anderen der Green River.
Im Gegensatz zum Arches NP waren hier alle Sehenswürdigkeiten, die die beiden Flüsse durch Erosion in Millionen von Jahren geschaffen hatten, von oben aus der Vogelperspektive zu sehen.
Wir sind auch hier einige Trails gegangen und konnten uns an der fantastischen, weiten Landschaft mit seinen Canyons und Felsenformationen in unzähligen, vielen verschiedenen Farben kaum satt sehen.
Wir hatten gelesen, dass es hier einen 160 km langen Offroad Trail geben sollte, den White Rim Trail. Den wollten wir mit einer gewissen Abenteuerlust gerne fahren.
Aber leider erfuhren wir im Visitor Center, dass es am Trailende eine Stelle gab, für die unser Unimog zu hoch war. Aus der Traum ☹
Aber es gab eine Alternative, den Shafer Trail.
Dieser führte in zum Teil sehr engen Haarnadelkurven bis runter auf den Boden des Canyons.
Den wollte Uli nun alternativ unbedingt fahren.
Wir hatten von oben bereits gesehen, dass noch relativ viel Schnee auf der unbefestigten Straße lag.
Wir fuhren trotzdem an den Anfang des Trails und auch ein Stückchen hinunter, um dann aber schnell einzusehen, dass die Straße für unser schweres Fahrzeug viel zu vereist und damit zu rutschig war.
Wir drehten an einer der wenigen breiteren Stelle um und fuhren sicherheitshalber wieder zurück.
Unterwegs kamen uns Cathy & Pato mit ihrem MAN Kat 6 x 6 entgegen.
Die beiden hatten wir bereits in Alaska gesehen, am Exit Gletscher. Wir hielten an und tauschten uns kurz aus. Auch die beiden wollten kein Risiko eingehen und auf wärmere Temperaturen warten.
Uli kam schließlich auf die Idee, die Straße „anders herum“, vom Ausgang her, hoch zu fahren.
Am nächsten Morgen, sind wir dann wieder bei bestem Wetter, zum Shafer Trail aufgebrochen.
Die ersten Kilometer waren noch asphaltiert, doch dann wurde die Straße langsam interessant.
Zunächst ging es noch an mehr oder weniger hässlichen Industrieanlagen zur Salzgewinnung vorbei, aber bald danach kamen wir in die wilde, schöne Canyon Landschaft.
Die roten, riesigen Felsen ragten wie Hochhauswände in den blauen Himmel hinein.
Wir kamen uns daneben ganz, ganz klein vor.
Unglaublich, was Erosion über Millionen von Jahren für Formen und Farben hervorzaubert.
Irgendwann trafen wir auf der Strecke drei Jeep Fahrer, die den Trail gerade heruntergekommen waren.
Sie meinten, dass wir es berghoch auch schaffen müssten, da es nicht mehr so extrem glatt wäre.
Eigentlich war es unser Plan gewesen, unten auf dem Canyon Grund zu bleiben und den White Rim Trail wenigstens ein paar Kilometer zu fahren, um dann irgendwann umzukehren. Aber „Abenteuer beginnen da, wo Pläne sich ändern“…
Kurzer Hand gings es dann doch die engen Haarnadelkurven für uns hoch, nachdem uns noch etliche Mountainbiker entgegengekommen waren und wir auch noch zwei Autos abgepasst hatten.
Unterwegs, in den engen Serpentinen wollten wir keinen Gegenverkehr mehr haben (wir hätten nirgends ausweichen können).
Es war dann tatsächlich nur im oberen Teil noch glatt.
Aber schmal war die Straße trotzdem und ich hatte teilweise das Gefühl, nicht sehr weit entfernt über dem Abgrund zu schweben.
Oben angekommen waren wir regelrecht erleichtert und stolz dieses kleine Abenteuer gemeistert zu haben.
Cathy & Pato hatten uns noch Tipps für weitere Offroad Abenteuer im südlichen Utah gegeben, die wir dann am nächsten Tag in Angriff genommen haben.
Unser nächstes Ziel war der Capitol Reef Nationalpark.
Dieser Park war ebenfalls ein Ergebnis von geologischen Kräften. Die Erde wurde hier in Millionen von Jahren erst angehoben und dann gefaltet. Erosion hatte tiefe Canyons und Klippen geschaffen und die Farbpallette der Gesteinsschichten reichte von dunkelrot über orange, rosa, gelb, weiß, grau und grün.
Am Parkeingang lag "Fruita", Überreste einer kleinen Mormonensiedlung.
Die Siedler hatten ca. 1880 in diesem fruchtbaren Tal über 1.000 Obstbäume gepflanzt. Diese Bäume wurden heute noch gepflegt und je nach Saison, können sich Besucher an Äpfeln, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Mandeln und Aprikosen sattessen.
Auch hier gab es einen Scenic Drive, 13 km lang, von dem einige unbefestigte Wege tief in die Schluchten rechts und links abgingen.
Von diesen gingen wiederum Trails ab, die noch tiefer in die Canyons und Schluchten führten.
Zwei dieser Trails sind wir gelaufen, zwischen riesig hohen Felswänden, die uns wieder an Hochhauswände erinnerten und die schließlich immer schmaler wurden. Wir waren mal wieder schier begeistert und tief beeindruckt von der Schönheit und Unberührtheit dieser Landschaft.
Hier waren im Übrigen bei weitem nicht so viele Besucher wie im Arches NP.
Streckenweise waren wir die Einzigen unterwegs.
An einer Felswand hatten sich die ersten Siedler mit ihren Namen und Ankunftsdatum verewigt, quasi ein frühzeitliches Graffiti.
Außerhalb des Parks lockten uns weitere, verschiedene Offroad Pisten, die durch nahezu unberührte Natur führten.
Die Aus- und Fernsichten auf schneebedeckte Berge, Bergketten in allen möglichen Farbvarianten und schließlich die ausgetrockneten Ausläufer des Lake Powell haben uns wieder Mal schier begeistert.
An der "Hole-in-the-Rock-Road" im Grand Stair Escalante National Monument Park haben wir nicht ganz legal am Devils Garden übernachtet (das hatte Mitte November aber keiner gemerkt).
Diese zweifarbigen Felsreste (Hoodoos) sind ebenfalls durch Erosion entstanden und gaben in der Abend- und Morgensonne ein geniales Fotomotiv ab.
Danach wollten wir endlich mal durch einen Slotcanyon gehen.
Auf dieser Strecke gibt es nämlich etliche und die berühmtesten sind Peekaboo und Spooky.
Diese oftmals nur wenige cm breiten Schluchten (Schlote) entstehen, wenn Wasser sich seinen Weg durch Felsen sucht und dabei weiches Sediment weggespült wird. Übrig bleiben schmale Tunnel, die je nach Sonnenlicht in den verrücktesten Farben leuchten.
So ganz einfach war es dann aber nicht in diese Slotcanyons zu gelangen.
Der Eingang des Peekaboo liegt etwa 4 – 5 m hoch über einer glatten Felswand, die man in zwei Stufen erklettern musste, allerdings ohne irgendwelche Hilfen. Da wir kein Seil dabeihatten und lieber kein Risiko eingehen wollten, haben wir das Unternehmen abgebrochen und sind kurzerhand bis zum Ausgang gewandert.
Wir sind dann ohne weitere Probleme von hinten in den Canyon gelangt. Bis es auch hier nicht mehr weiter ging. Große Abstufungen hätten wieder eine Kletterei erfordert, die wir uns nicht zutrauten.
Aber den Teil, den wir zu sehen bekommen hatten, hatte uns schon sehr begeistert. Die Farben und Formen des Canyons sind einfach magisch und mit nichts zu vergleichen.
Für die Native Amerikaner sind diese Slotcanyons übrigens spirituelle Plätze – das konnten wir absolut nachvollziehen.
Der Rundweg ging weiter zum Spooky Slotcanyon.
Dieser ist an einer Stelle nur 30 cm breit, aber um an diese Stelle zu kommen, mussten wir erstmal wieder umkehren, da der Canyon so ziemlich in der Mitte durch einen Felssturz zugeschüttet war.
Da es hier keinen „richtigen“ Weg gab, bzw. wir diesen nicht gefunden hatten, war es eine ordentliche Kletterei um zum Ausgang des Spooky zu gelangen.
Und dann gings für Uli noch nicht mal ganz hindurch - für 30 cm ist er zu breit 😉
Natürlich waren wir auch hier total begeistert und haben, wie soll es anders sein, viel zu viele Fotos gemacht…
Wir wollten am nächsten Tag noch weitere Slotcanyons besichtigen, aber diese standen leider voll Wasser, sodass wir lediglich eine wunderschöne Wanderung gemacht haben in absoluter Einsamkeit und Stille.
Mittlerweile waren die Nächte dank eines ungewöhnlichen Kälteeinbruchs teilweise im zweistelligen Minusbereich und wir waren jeden Morgen dankbar, wenn der Unimog ansprang.
Innen hatten wir es mit unserer Heizung gemütlich warm, wobei wir morgens Eisblumen an den Fenstern hatten.
Als nächstes wollten wir den Bryce Canyon besuchen. Dieser liegt in einer Höhe zwischen 2.400 und 2.700 m. Die Nächte hier waren noch kälter, zwischen -16 und -18 Grad.
Das war für uns wenig verlockend und so blieben wir spontan eine Nacht im tiefer gelegenem Kodachrome Basin State Park.
Dieser kleine Park ist als unbekannter Nachbar vom großen Bryce Canyon so liebevoll angelegt und die Duschen auf dem Campingplatz waren die heißesten und besten, die wir in den letzten 7 Monaten genießen durften.
Im Bryce Canyon lag dann tatsächlich noch, oder schon, jede Menge Schnee. Das gab einen grandiosen Kontrast zu den roten Steinsäulen ab.
Allerdings war hier noch sehr viel los und nach den Tagen der Einsamkeit, fühlten wir uns hier nicht sehr wohl.
Noch dazu wehte ein eisiger Wind, der das runter gehen auf den vereisten Wegen, nicht gerade angenehm machte.
Nachdem wir zwei Viewpoints angefahren hatten, beschlossen wir kehrt zu machen und Richtung Zion Nationalpark weiter zu fahren – dieser liegt nur noch in 1.400 m Höhe und versprach wärmer zu sein.
Außerdem waren wir 1993 schon mal hier und es hatte sich nichts verändert, wenn man vom Schnee absah.
Der Zion Canyon, geformt vom Virgin River, Wind, Regen und Eis, zählt zu den populärsten Naturwundern Utah’s was sich auch an den Besuchermassen ablesen ließ…
Dieser Ansturm wurde aber perfekt organisiert, mit riesigen Parkplätzen, Visitor Center und einem Park Shuttle, denn in diesen Park durfte nicht mit eigenem Fahrzeug fahren.
Der Busverkehr klappte aber wirklich reibungslos. Die Busse fuhren gefühlt alle 5 – 10 Minuten.
Und es war tatsächlich wie erhofft, noch richtig mild und die Natur war noch auf Herbst eingestellt. Das Laub der vielen Bäume leuchtete gelb und rot in der Sonne. Von Schnee war hier keine Spur!
Wir sind mit dem Bus bis ans Ende des Scenic Drives gefahren und sind so weit es ging, in die Schlucht des Canyons hinein gewandert, mit gefühlt 500 anderen Menschen…
Wir hätten uns im Visitor Center Gummihosen und wasserdichte Schuhe mieten können, um den Fluss zu durchqueren, um dann noch weiter in die enger werdende Schlucht zu gelangen.
Aber auf diesen „Spaß“ haben wir lieber verzichtet und sind noch ein paar Etappen gewandert, bis wir genug von dem Trubel hatten und schnell wieder raus aus dem Park wollten.
Unter dem Scheibenwischer fanden wir einen nett geschriebenen Zettel von einem Paar aus Deutschland, mit dem wir in San Francisco an der Golden Gate Bridge übernachtet hatten… So klein ist die Traveller Welt.
Uli hatte, als wir morgens auf dem Parkplatz angekommen waren, einen Arbeitskollegen getroffen, das war noch verrückter!
Wir verließen fast fluchtartig noch am Nachmitttag Utah, kamen kurz durch Arizona, bevor es dann in den noch wärmeren Wüstenstaat Nevada ging.
Was wir dort alles gesehen haben, davon dann im nächsten Beitrag.
Hallo ihr beiden.
Sehr schön euer Bericht über Utah. Wir haben gestern entschieden unser WoMo bis zum Herbst in Las Vegas stehen zu lassen um die NP‘s in Utah zu besuchen. Euere Bilder machen jetzt schon Laune auf diese sehr schönen Parks. Danach wollen wir das WoMo wieder in Las Vegas einmotten und dann im Januar unsere Reise über den Süden der USA zurück zur Verschiffung. Ob Baltimore oder Halifax ist noch nicht ganz klar.
Ganz Liebe Grüße und nochmals vielen Dank für die Stunden mit euch im Lassen.
Bettina und Bernhard